Volker Reinhardt

Die Tyrannei der Tugend

Calvin und die Reformation in Genf
Cover: Die Tyrannei der Tugend
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406575563
Gebunden, 271 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Vor rund 500 Jahren fand in Genf unter Führung Calvins ein Menschheits-Experiment statt. Sein Ziel war es, zum Ruhme Gottes die Gemeinde im Glauben zusammenzuschweißen und eine neue, strenge Ordnung des Lebens durchzusetzen: ohne Fluchen, Kartenspielen, Bankette und Ehebruch, stattdessen dem Gebet, der Arbeit und der Selbstprüfung gewidmet - unter dem wachsamen Auge der Nachbarn und unter der Aufsicht unermüdlicher Kontrollorgane. Volker Reinhardt zeigt, mit welchen Methoden der Überzeugung, aber auch der Abschreckung dieser Versuch einer umfassenden Disziplinierung schließlich gelungen ist. Und er macht deutlich, welche elementaren Entwicklungen von Genf ausgingen, die die Welt bewegten und sie - in Europa und den USA - bis heute prägen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.07.2009

Anerkennend äußert sich Stephan Speicher über Volker Reinhardts Calvin-Buch "Die Tyrannei der Tugend", das er im Rahmen einer Sammelbesprechung von Neuerscheinungen zum 500. Geburtstag des umstrittenen Theologen rezensiert. Im Unterschied zu den anderen neuen Bücher über Calvin sieht Speicher bei Reinhardt nicht so sehr die Person Calvin und ihr Denken im Mittelpunkt, sondern das Geschehen in Genf. Er hebt die klare Darstellung der innerstädtischen wie außerstädtischen Konflikte hervor sowie der Rücksichtlosigkeit, die Calvin bisweilen an den Tag legte. Andererseits werden für Speicher auch das politische Geschick des Reformators und die Integrationskraft der von ihm geführten Reformation deutlich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.06.2009

Als sehr überzeugend lobt Rudolf Walther Volker Reinhardts Buch über Calvins Reformation in Genf. Zwar betont er am Anfang noch, dass Calvin nicht einfach nur als prüder und rückständiger Fundamentalist abgetan werden könne, die Dinge mithin viel komplexer waren, aber am Ende stellt sich doch wieder heraus, dass Calvin allein darin modern war, dass er sein strenges Sittenregiment allen Bürgern gleichermaßen auferlegte. Dabei hat der Rezensent allerdings viel erfahren über das komplizierte Machtgefüge in Genf und Savoyen sowie über Calvins Praxis, die weltlichen Institutionen seine Religionspolitik exekutieren zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2009

Gleich vier Bücher über Johannes Calvin, die jetzt zu dessen 500. Geburtstag erschienen sind, hat sich Caroline Schnyder vorgenommen. Volker Reinhardts Buch hebt vor allem auf die Konflikte zwischen dem 1541 nach Genf gerufenen Calvin und der dortigen Bevölkerung ab und sieht das Erfolgsgeheimnis der Reformierung, wie schon der Titel klarmacht, in der rigorosen Kontrolle und Verfolgung von Verfehlungen, erklärt die Rezensentin. Sie lobt das Buch für seinen kraftvollen Zugriff auf dieses "wechselvolle" Kapitel in der Geschichte des Stadtstaats, und es scheint ihr zu imponieren, dass der in Freiburg lehrende Historiker sich dabei um "konfessionelle Empfindlichkeiten" keinen Deut schert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.05.2009

Die Entscheidung für die Reformation Genfs als politisches Kalkül nimmt der Autor in den Blick, ohne die religiösen Gesichtspunkte zu vernachlässigen. Dem Rezensenten gefällt's. Christoph Fleischmann nämlich eröffnet die Lektüre ein "spannendes" wie "hervorragend" geschriebenes Panorama mit dem Konflikt zwischen Calvin und dem Genfer Patriziern im Mittelpunkt. Auch wenn dabei soziale Wirklichkeiten der Stadt mitunter "blass" bleiben, wie er kritisiert. Den von Volker Reinhardt hier herausgearbeiteten anti-aristokratischen Zügen Calvins kann Fleischmann sogar heute noch etwas abgewinnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

Jürg Altwegg ist begeistert von diesem Buch über Calvin und die Reformation in Genf. Der Band ist betitelt als "Tyrannei der Tugend", denn, so erfahren wir, der Autor und Historiker Volker Reinhardt versteht die Reformation als zumindest "im Keim totalitäre Veranstaltung". Reinhardts Publikation ist exzellent geschrieben, findet der Rezensent, der in diesem Buch zudem ein großes Maß an Aktualität erkennt. Einen "machiavellistischen Scharfsinn" attestiert Altwegg dem Autor für die Darlegung der verschiedenen Interessen an der Hinrichtung des Ketzers Michel Servet: Der wurde sowohl von der Genfer Regierung geopfert, um gegenüber Calvin religiöse Standfestigkeit unter Beweis zu stellen, als auch vom Reformisten selbst, um dem Papst entgegenzukommen.
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