Veronique Olmi

Die Promenade

Roman
Cover: Die Promenade
Antje Kunstmann Verlag, München 2009
ISBN 9783888975523
Gebunden, 237 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Mitten im Nizza der 1970er Jahre wächst die dreizehnjährige Sonja bei ihrer alten Babuschka auf. Babuschka ist keine gewöhnliche Großmutter, mit ihr taucht man in eine andere Welt ein: in die Welt Russlands zur Zarenzeit, aus der die Revolution sie wie viele Exilrussen an die Cote d'Azur vertrieben hat. Tschechow und Stalin, Rasputin und die Romanows geistern seitdem durch Babuschkas Erzählungen. Auf den Spaziergängen mit ihr muss man sich in Acht nehmen, denn der russische Geheimdienst ist überall. Doch das Schlimmste sind die Briefe: Warum nur hat die Großmutter sich in den Kopf gesetzt, täglich in holprigem Französisch an den französischen Staatspräsidenten und den Herausgeber der Zeitschrift "Historia" zu schreiben, denen sie die Wahrheit über die Ermordung der Zarenfamilie verkünden will? Anastasia ist in Babuschkas Erzählungen präsenter als Sonjas Mutter, die sich auch schon länger nicht mehr hat blicken lassen ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.06.2009

Kein Roman, eher eine Novelle sei dies, findet Rezensent Joseph Hanimann, der dem Buch im Detail einiges abgewinnen kann, es im Ganzen jedoch zu den schwächeren Büchern von Veronique Olmi zählt. So beschreibt er die Geschichte eines jungen Mädchens in Nizza und seiner russischen Großmutter, die sich der Gegenwart strikt verweigert, als "Bagatellenmosaik", dessen Handlungsbögen seinem Eindruck zufolge immer wieder durchhängen, wohingegen funkelnde, kleinschraffierte Details der Geschichte ihn immer wieder faszinieren können. Eine doppeldeutige Reverenz erweist der Rezensent auch der Übersetzerin Claudia Steinitz, die diese "Gratwanderung pubertärer Selbstfindung auf den Klippen der Weltgeschichte" souverän nachgezeichnet habe, obwohl manchmal ihr Fuß "bedrohlich in der Luft hänge", da das Deutsche kein Register zwischen Umgangs- und Vulgärsprache kenne.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.05.2009

Jochen Schimmang lässt sich ganz gemächlich hineinziehen in diesen Roman von Veronique Olmi. Doch was ihm zuerst als schöne, ruhige Erinnerungsliteratur aus der Welt russischer Emigranten in Nizza erscheint, entpuppt sich bald als vielschichtiger Familienroman um eine Babuschka und das Ende der Kindheit, erzählt aus der Perspektive der 13-jährigen Enkelin. Für Schimmang ein Glücksfall, weil nicht als wuchtiges Epos konzipiert, sondern zeitgemäß, schildernd. Dem Rezensenten wird so das "Unhintergehbare" der Familie vor Augen geführt, auch ihre Zwänge. Alles mit "leichter Hand", aber nuanciert vermittels einer disziplinierten Sprache, wie Schimmang respektvoll erklärt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.05.2009

Traurig und über Strecken sehr beeindruckend findet Rezensentin Katharina Granzin diesen autobiografisch grundierten Roman von Veronique Olmi. Erzählt werde die Geschichte einer Dreizehnjährigen, die, von ihren Eltern verlassen, in Nizza bei ihrer russischen Großmutter aufwächst. Die Autorin entwerfe eine klaustrophobische Situation, nicht nur, was die Beziehung des Kindes zur Großmutter betrifft, die es in ihrem großmütterlich-russischen Kokon, von dem aus das südfranzösische Meer und seine Palmen unerreichbar scheinen, gleichzeitig beschützt und gefangen hält. Auch insgesamt entsteht dem Eindruck der Rezensentin zufolge durch den kulturellen Hintergrund der Großmutter das Gefühl der Abgeschlossenheit von der Realität, die - wie man erfährt - erst aufgebrochen wird, als die Großmutter nach einem Sturz ins Krankenhaus muss. Am Ende deutet die vom Verlauf der Geschichte deutlich bewegte Rezensentin großmütterliche Hilfe bei der Abnabelung des jungen Mädchens an und verneigt sich vor der Babuschka genannten Großmama.