Valentin Katajew

Kubik

Cover: Kubik
Dörlemann Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783908777137
Gebunden, 200 Seiten, 17,80 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen und mit einem Nachwort von Swetlana Geier. "Kubik" - das sind zwei Kinder auf Entdeckungsreise. Die Etablierten, die den Zaubergarten Kindheit nicht mehr finden. Ein verwöhnter Pudel, der eines Tags beißt. Eine verlassene Geliebte. Und ein Kellner, der auf den Pariser Barrikaden kämpfen wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.08.2005

Diese 1969 erstmals erschienene Geschichte des 1897 in Odessa geborenen Valentin Katajew hat Rolf Vollmann durch ihre pure Schönheit begeistert. Eine fortlaufende Handlung scheint es nicht zu geben, Kinder tauchen auf, die eine Montgolfiere in die Luft schicken, es ist die Rede von einem wahnsinnigen Hund, der "auch eine kybernetische Fehlkonstruktion" sein könnte, kurz: "ein wildes Durcheinander von Taufen, Hochzeiten und Reisen". Vollmann findet das alles "wunderbar charmant" erzählt. Dazwischen sind Zitate von Chlebnikov, Mandelstam, Puschkin und Bunin eingeschoben. Swetlana Geier hat den Text übersetzt, erfahren wir, und erklärt dem Leser in ihren Anmerkungen die poetologischen Anspielungen Katajews.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.05.2005

"Künstlerischer Kleinmut" und ein "kleines Meisterwerk" - das geht hier zusammen. Valentin Katajew, erläutert Felix Philipp Ingold, war ein Opportunist und für die stalinistischen Kulturoberen eine sozialistisch-realistische Allzweckwaffe - man gab ihm ein Thema, und er schrieb ein linientreues Werk von verlässlicher Güte. Er war zugleich ein begabter Künstler, und in "Kubik" zeigte er, was in ihm steckt. Der Roman, schreibt Ingold, ist ein "Mustertext 'mauvistischen' Erzählens (?), einer Technik des schlechten Stils gewissermaßen", in den Katajew seine "ebenso präzisen wie poetischen Gegenstands- und Situationsbeschreibungen" unterbringt, die jenen "Anwesenheitseffekt" hervorbringen, den man von Iwan Bunin oder Wladimir Nabokow kennt.  Dem Rezensenten ist das eine "tröstliche Bestätigung für den Eigensinn der Kunst", die ein wenig dadurch geschmälert wurde, dass die Neuausgabe des Buches mit einigen Druckfehlern und einem "hübschen Leineneinband" daherkommt, "der leider schon beim zweiten Lesen auseinanderbricht".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.04.2005

Der Rezensent Carsten Hueck scheint in den Bann gezogen von diesem Roman, einem "postmodernen Erzählexperiment" des in erster Linie als Satiriker und Dramatiker bekannt gewordenen Valentin Katajew. Im Zentrum der assoziationsreichen und mit Selbstironie angereicherten Erzählung, die "die russische Moderne mit Joyce verbindet", steht das Würfelmotiv. Der Würfel ist das Bindeglied zwischen "Episoden, die verbunden sind durch verführerische Anfänge, überraschende Wendungen und abrupte Enden, ein Sammelsurium von literarischen Anspielungen und Zitaten". Der Autor behandelt seine Sujets ausgehend von naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, "programmatisch spaltet und verknüpft der Autor sein Material". Doch so zufällig viele der Ergebnisse wirken, mit den Katajew den Leser konfrontiert - Hueck sieht in diesem Werk auch ein Manifest und zwar "für die paradoxe Kunst des Schriftstellers, seine Würfel mit Verve zu verschleudern, doch niemals aus der Hand zu geben".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.02.2005

Auch wenn Valentin Katajew durchaus als Kulturkader unangenehm aufgefallen ist, dürfe man ihn nicht als reinen "Apparatschik der sowjetischen Kulturverwaltung" abqualifizieren, meint Rezensent Ulrich M. Schmid. Schließlich habe der sowjetrussische Schriftsteller wesentlich zur postmodernen Literatur seines Landes beigetragen, wovon auch ein Werk aus den 60-er Jahren zeugt, das nun in neuer Übersetzung vorliegt. In dem Buch, das der Rezensent keinem Genre so recht zuordnen mag - aber "mit Sicherheit" sei es "kein Roman" - erzählt Katajew aus wechselnder Perspektive aus dem Leben zweier russischer Schriftsteller. Seine "Experimentierlust" geht dabei so weit, dass der Autor sogar unbekannte Worte anbringt und diese mit wechselnden Bedeutungen "auflädt". Neben der "kühnen" Sprache lobt der Rezensent auch den "kulturpolitischen Mut" Katajews und sein Bekenntnis zum "Mauvismus", der Kunst, schlecht zu schreiben, um sich von der Masse der "ordentlichen" Literatur abzuheben. Ein Buch, das dank Swetlana Geiers "souveräner" Übersetzung Katajews Ort im "literarischen Prozess" neu definieren könnte.
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