Ulla Hahn

Aufbruch

Roman
Cover: Aufbruch
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2009
ISBN 9783421042637
Gebunden, 586 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Ihr Leben scheint vorgezeichnet: Kinder, Küche, Kirche. Doch Hilla träumt sich weg aus dem Dorf am Rhein. Nichts kann dem Kind kleiner Leute die Sehnsucht nach der Freiheit des Geistes austreiben. Unverhofft bietet sich ihr ein neues Leben: Abitur, Studium, ihre selbst gewählte Zukunft liegt vor ihr. Nach "Das verborgene Wort" hat die Lyrikerin und Bestsellerautorin Ulla Hahn erneut ein imposantes Epos vorgelegt, das feinnervig vom Erwachsenwerden, Wachwerden, Menschwerden erzählt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2009

Zwischen "Behagen und Unbehagen" changiert Rezensent Stephan Speicher in seinem Urteil über den Roman einer Dorfjugend von Ulla Hahn. Denn einerseits anerkennt er die Darstellung der dörflichen Beschränktheit, die sich ziemlich eindrücklich auf den Leser überträgt. Andererseits sind ihm die eingestreuten Zeitanalysen der sechziger Jahre zu erbaulich und lassen ihn an den eigenen, etwas beschränkten Schulfunk zurückdenken. Die unvermittelte Konzentration der Protagonistin auf ihre Schullektüre lässt die Hauptfigur auch etwas veröden, stört sich Speicher. Den bisherigen Erfolg des Buches kann er allerdings verstehen: Aufgrund der "saugenden Atmosphäre" des Buches, die einem mit Beginn der Lektüre gleichsam in die Geschichte zieht, prophezeit er dem Roman eine anhaltend große Leserschaft.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.12.2009

Als "Bildungswundergeschichte aus Nachkriegsdeutschland" beschreibt Rezensentin Susanne Mayer das neue Buch von Ulla Hahn, das Mayer als Fortschreibung von Hahns preisgekröntem Erinnerungsbuch "Das verborgene Wort" bezeichnet. Es werde hier eine bemerkenswerte Aufstiegsgeschichte erzählt, die ihren Informationen zufolge in einer privilegierten Welt spielt, in die allein Bildung die Eintrittskarte gewesen sei. Einige Kapitel wirken allerdings auf die Kritikerin wie fleißige Materialsammlungen, die sie etwas angestrengt zum Zeitpanorama "ausgebügelt" findet. Spannend wird es für sie erst, wenn die Wut über die beschriebenen Verhältnisse aus der Erzählstimme spricht und mit ihrer rachsüchtigen Tonart den Leser zum fassungslosen Komplizen macht. Erst hier erzählt Ulla Hahn dann aus Kritikerinnensicht wirklich mit allen Poren auch von der Verbissenheit, die es braucht, um voranzukommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2009

Wie war das mit den Krisen und Chancen in der Nachkriegsära? Und was hatte eine Frau zu erwarten in der Adenauer-Republik? In dieser Fortsetzung von Ulla Hahns Geschichte der Hildegard Palm, dem autobiografischen Roman "Das verborgene Wort" von 2001, kann Rezensentin Pia Reinacher es erfahren. Das Buch ist für sie Entwicklungsroman, Selbstbefragung und gut recherchierte zeitgeschichtliche Milieustudie in einem. Reinacher findet den Roman handwerklich solide, wenn Hahns Erzählfreude, wie die sie sachte kritisiert, auch manchmal mit der Autorin durchgeht und der Text ins Schmökerhafte kippt. So entbehrlich ihr manche Passage erscheint, so beeindruckt zeigt sich die Rezensentin von Szenen, die ihr die schmerzhaften Generationenkonflikte der geschilderten Zeit vor Augen führen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.10.2009

Besonders überzeugt ist Rezensentin Judith Luig nicht von diesem zweiten Teil der Emanzipationsgeschichte eines jungen Mädchens in den 1950er und 60er Jahren. Recht unverhohlen lehnt die Autorin Ulla Hahn sich an ihre eigene Geschichte an - und das geht nach Meinung der Rezensentin doch zunehmend in die Richtung, dass da "jemand an seiner eigenen Heiligenlegende arbeitet". Ein wirklich gelebtes Leben hat die junge Protagonistin nach Luigs Meinung jedenfalls nicht. Sie ist eine "seltsam unberührte Zeitzeugin", obwohl sie sich - "ganz Musterschülerin" - am Alltag der beschriebenen Zeit abarbeitet. Doch die Zeichnung des Milieus und der Nebencharaktere sind nach Meinung der Rezensentin nicht so gelungen wie im ersten Teil von Hahns Entwicklungsgeschichte, die noch zur Trilogie ausgebaut werden soll. Und auch stilistisch hat Luig einiges auszusetzen. Statt "schwermütiger Leichtigkeit" gibt es eine Menge "Überbemühtes", manchmal sogar "Plattes", letzteres wird für Luig besonders zum Problem, wenn es um Amouröses geht.
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