Thomas Mergel

Propaganda nach Hitler

Eine Kulturgeschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik. 1949-1990
Cover: Propaganda nach Hitler
Wallstein Verlag, Göttingen 2010
ISBN 9783835307797
Gebunden, 415 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Wahlkämpfe sind mehr als das Vorprogramm des Wahlausgangs: Sie sind Szenen einer demokratischen Kultur. Bürger und Politiker kommen sich hier besonders nahe und äußern ganz direkt ihre Vorstellungen von Demokratie und den Aufgaben von Politik. Thomas Mergel zeigt in seiner kulturgeschichtlichen Studie, welche Erwartungen an Politik zwischen Wählern und Wahlkämpfern verhandelt werden - in Bildern, Diskursen, in symbolischen Handlungs- und Kommunikationsformen. Dabei unterzieht er die weitverbreitete These von der Amerikanisierung europäischer Wahlkämpfe einer kritischen Überprüfung. Obwohl die deutschen Wahlkämpfer durchaus ins Ausland - und besonders in die USA - blickten, gingen sie dennoch eigensinnige Wege: In Reaktion auf die Zeit des Nationalsozialismus erwarteten die Wähler der alten BRD vor allem Sachlichkeit und Fairness und waren skeptisch gegenüber verführerischen Bildern und Polit-Marketing.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.01.2011

Daniel Koerfer hat Thomas Mergels Studie über Wahlkampfpropaganda in der Bundesrepublik bis 1990 mit Spannung und Interesse gelesen, ganz zufrieden ist er damit aber nicht. So faszinierend die sich wandelnden Wahlkampfstrategien, bei denen der Autor sich auf CDU und SPD konzentriert und damit auch so manch kurioses und amüsantes Detail ausgräbt, auch sind, wie der Rezensent lobt: Mehr Aufmerksamkeit hätte er sich bei den Kampagnen der Grünen gewünscht, und er findet es zudem besonders schade, dass Mergel die Entscheidungsprozesse zu einer bestimmten Wahlkampfstrategie nicht ausleuchtet. Zudem hätte Koerfer es begrüßt, wenn der Autor sich näher an die Wahlkämpfe der Gegenwart herangetastet hätte, besonders der streitpunktlose Wahlkampf Angela Merkels hätte ihn interessiert. Dennoch, ein erhellendes "Stück Kulturgeschichte" hat der Autor hier vorgelegt, so der Rezensent anerkennend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2010

Hermann Theissen fasst seine Lektüre des immerhin gut 400 Seiten starken Buches recht knackig zusammen: Der Berliner Historiker Thomas Mergel analysiert die Wahlkampfstrategien der großen Volksparteien im Nachkriegsdeutschland und weist anschaulich nach, dass sich die CDU unter Adenauer weitaus besser auf das Geschäft der Wahlpropaganda verstand, als die traditionell pädagogische SPD. Adenauers bis in die sechziger Jahre erfolgreiches Konzept verließ sich auf die Diffamierung des politischen Gegners und den "spießigen Untertanengeist" der Deutschen. Erst 1969, als sich mit der Kandidatur Brandts eine Neudefinition des demokratischen Vokabulars durchsetzte (Partizipation), gelang der SPD der Wahlsieg. Hier bricht Theissens Rezension ab, nicht ohne knapp darauf hinzuweisen, dass sich der Autor "in soziokulturellen Analysen verzettelt und die große Erzählung aus den Augen verloren" habe.
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