Thomas Meinecke

Lookalikes

Roman
Cover: Lookalikes
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518422458
Gebunden, 393 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Die poshe Düsseldorfer Königsallee ist ihr bevorzugtes Revier, dort flanieren sie auf und ab: Josephine Baker, Serge Gainsbourg, Marlon Brando, Elvis Presley, Justin Timberlake, Shakira (und wie sie alle heißen). Sie alle sind Lookalikes, haben sich bei einschlägigen Agenturen registrieren lassen und sind damit beschäftigt, ihre Ähnlichkeit mit den berühmten Namensträgern produktiv zu machen. Sie lesen Bücher (auch über ihre Idole), sehen sich Spielfilme an (wie gingen die Regisseure der Nouvelle Vague mit den Körpern der Frauen um?), haben Affären miteinander (zum Beispiel Josephine Baker und Justin Timberlake) und kommunizieren vorzugsweise elektronisch mit Hilfe sozialer Netzwerke (deren Jargon sich diesem Roman einschreibt). Dabei dreht sich alles um die Frage, inwiefern Männer und Frauen doch immer nur "Gattungswesen" sind?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.01.2012

Sind wir mal ehrlich, scheint Rezensent Jan Füchtjohann augenzwinkernd zu erklären: Wir alle leben doch längst aus der Konserve. Internet, Film, Musik, Buch, statt Orgasmus, Disco, Schützengraben. So gesehen möchte er Thomas Meinecke gern empfehlen. Gelingt ihm aber nicht. Als Referenzhöllenhüter nämlich sieht Meinecke gar nicht so gut aus, jedenfalls nicht in einer Reihe mit Enzensberger, Bachmann und den anderen. Der Rezensent muss schon weit zurückschauen, um zu verstehen, wie Meinecke zu der Ehre der Frankfurter Poetikdozentur kommt. Meineckes Anteil an der 1978 gegründeten Zeitschrift "Mode und Verzweiflung" scheint ihm jedenfalls mehr Eindruck zu machen, als Meineckes neues Buch, in dem sich eine Handvoll Düsseldorfer Prominenten-Imitatoren in guter alter Meinecke-Manier über Lacan auslassen. Das nervt, findet Füchtjohann. Als perfektionierter "Jargon der Uneigentlichkeit", wie er es nennt, ist es aber eigentlich auch enorm nah dran an der Wirklichkeit, oder?
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.01.2012

Ein schwerer Vorwurf, den Hubert Winkels da gegen Thomas Meinecke und seinen neuen Roman "Lookalikes" erhebt: Lusttötend. Dies sei er nicht nur weil der Sex bei ihm so unerotisch sei wie ein Gender-Seminar, sondern auch, meint Winkels, weil bei Meinecke Identitäten, auch die geschlechtlichen, aufgehoben sind. Alles ist ein anderes und damit doch wieder gleich. Die Lookalikes von der Düsseldorfer Kö, um die es im ersten Teil des Romans geht, werden abgelöst von den Göttern des brasilianischen Candomble im zweiten Teil, der auch kräftig auf Hubert Fichtes Essay "Xango" verweist. Auf die "literarische Einlösung" dieses Spiels mit Identitäten wartet Winkels vergeblich und findet dies zum Verzweifeln unaufregend. Was so grandios mit dem Popautor Meinecke angefangen hat, endet in der Endlosschlreife seichter Lounge-Musik.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2011

Auch in seinem sechsten Roman "Lookalikes"  gelingt es dem inzwischen 56-jährigen Popliteraten Thomas Meinicke nicht, einen als "Erzählung" zu wertenden Text zu schreiben, meint Rezensentin Kirsten Riesselmann. Da das aber erfahrungsgemäß zunächst nichts Schlechtes zu bedeuten hat, wagt sich die Kritikerin erneut an die referenzlastige, inzwischen zum Markenzeichen gewordene "Tertiärliteratur" Meineckes, in der ihr dann auch bald neben Josephine Baker, Justin Timberlake und einer Lady Gaga im Fleischkleid literarische Größen wie Hubert Fichte begegnen. Während der Großteil dieses Personals sich in der pelztragenden Schickeria Düsseldorfs bewegt, interessiert sich die Rezensentin weitaus mehr für die dem entgegengesetzte Erzählung über die brasilianische Stadt Salvador da Bahia, in der Meinecke auf den Spuren Fichtes die Tempel der Candomble-Religion besuche und seine leicht verklemmten, aber wissbegierigen Eindrücke über die dort in künstlichen Leopardenfellen tanzenden Gläubigen schildere. Auf das verkopft persiflierte "Düsseldorfer Figurentheater" hätte die Rezensentin gern verzichtet und stattdessen gern mehr von Meineckes detaillierten und mit Querverweisen angereicherten Beobachtungen zu der brasilianischen Hybridreligion gelesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

Nach der Lektüre von Thomas Meineckes neuem Buch "Lookalikes" fragt sich Rezensent Daniel Haas ziemlich erschöpft: Ist das noch ein Roman oder vielmehr ein Essay? Das Spiel mit dem Verhältnis von Realität und Fiktion und das Mäandern durch verschiedene Textsorten - hier gibt es Interviews, E-Mail-Auszüge, Essay-Exzerpte - kenne man von "avancierter Prosa" natürlich spätestens seit den postmodernen Theorien der Sechziger und Siebziger Jahre, so der Kritiker. Und dass Meinecke dies gut beherrscht, weiß Haas bereits aus seinen anderen Büchern, die ebenfalls immer wieder auf Pop als Erklärungsmuster zurückgreifen. Aber wenn hier ein über Lacan und Schlegel sinnierender Justin Timberlake, ein Crepes essender Marlon Brando und diverse Lady Gaga Double durch die "Zeichenlandschaften der jüngeren Kulturgeschichte" führen, hätte sich der Rezensent manches Mal doch ein wenig mehr Handlung gewünscht. Und so erscheint ihm "Lookalikes" zwar als in seiner "fragmentarischen Offenheit" einwandfreier,  aber leider auch ebenso mühsamer Text.
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