Thomas Mann, Arnold Schönberg

Apropos Doktor Faustus

Briefwechsel Arnold Schönberg - Thomas Mann 1930-1951
Cover: Apropos Doktor Faustus
Czernin Verlag, Wien 2008
ISBN 9783707602753
Gebunden, 397 Seiten, 27,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von E. Randol Schönberg. Mit dem Briefwechsel von Arnold Schönberg und Thomas Mann ist nicht nur ein Stück Exilgeschichte, sondern ein wesentliches Stück Literatur- und Musikgeschichte erstmals auf Deutsch nachzulesen. Die Briefe sind ein weiterer Baustein zum umfassenden Verständnis der Werke der beiden Künstler. Der zunächst unregelmäßige, später intensivere Briefverkehr zeigt inhaltliche und persönliche Bruchlinien auf, die tief in den Biografien der beiden Künstler verwurzelt scheinen. Vor allem die offensichtlichen Anlehnungen von Adrian Leverkühns - Protagonist in Manns Roman Doktor Faustus - musiktheoretischen Überlegungen an Arnold Schönberg boten Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.01.2010

Rezensent Jürgen Otten begrüßt den nun erstmals vollständig vorliegenden Briefwechsel zwischen Arnold Schönberg und Thomas Mann. Scheint ihm die Ausbeute mit vierzehn Briefen des Schriftstellers und fünfzehn des Komponisten auf den ersten Blick auch etwas schmal, attestiert er der Korrespondenz gleichwohl den "Rang eines brisanten Zeitdokuments", zumal der Band, der auch ausgewählte Tagebuchnotizen sowie Schriften der beiden Künstler bietet, die "Absurdität ihrer Kontroverse" deutlich vor Augen führt. Otten verweist auf den unterschiedlichen Habitus von Mann und Schönberg, der sich im Lauf der Zeit zu einem tiefen Graben auswachsen sollte. In diesen Zusammenhang geht er besonders auf Schönbergs Angriffe auf Mann ein, dessen Verarbeitung der Zwölftonmusik im Roman "Doktor Faustus" dem Komponisten ein Dorn im Auge war.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2009

Erfreut zeigt sich Rezensent Daniel Ender über den von E. Randol Schoenberg herausgegebenen Briefwechsel zwischen Arnold Schönberg und Thomas Mann. Die Korrespondenz des Komponisten und des Schriftstellers spiegelt für ihn ein "faszinierendes Stück Geistesgeschichte" wider. Er hebt hervor, dass der Herausgeber den kompletten Briefwechsel zwischen den beiden Künstlern in einen Zusammenhang mit Tagebuchauszügen und weiteren Dokumenten gestellt hat. So dokumentiert der Band für ihn das komplexe Verhältnis der beiden Künstler von der ersten Annäherung bis zum bitteren Zerwürfnis. Auch das Verhältnis von Mann und Theodor W. Adorno, der den Schriftsteller in Sachen Zwölftonmusik für die Schilderungen musikalischer Sachverhalte in dessen Roman "Doktor Faustus" beriet, scheint ihm nun "wesentlich besser verstehbar".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.08.2009

Rezensent Jens Malte Fischer ist von diesem Band im ungefähr gleichen Maß begeistert und entsetzt. Die Begeisterung gilt der Tatsache, dass hier nun erstmals in deutscher Sprache alle Dokumente vorliegen, die kennen sollte, wer in der Streitsache "Doktor Faustus" urteilen will. Fischer schildert die Entwicklung des Streits zwischen Thomas Mann und Arnold Schönberg zunächst und anhand der vorgelegten Dokumente recht ausführlich. Sein eigenes Urteil fällt dann recht deutlich aus: Thomas Mann habe sich zwar die Freiheit genommen, Arnold Schoenbergs Zwölftontechnik unter Fachberatung durch Theodor W. Adorno in seinen Musikerroman einzuarbeiten. Schönberg freilich, der den Roman niemals las, sei, so Fischer, in seinen Vorwürfen weit übers Nachvollziehbare hinausgeschossen. Das Entsetzen des Rezensenten hat dann einen ganz anderen Grund: Diese Edition, hergestellt von einem Enkel des Komponisten (von Haus aus Jurist) lasse jeglichen herausgeberischen Sachverstand und noch das Mindestmaß an Seriosität vermissen, das man auch von einer "Leseausgabe" erwarten dürfe. Zahlreich und in der Tat gravierend die Schnitzer, die Fischer hier aufzählt. Trotz der editorischen Katastrophe kann der Rezensent den Band aber nur zur Lektüre empfehlen. Es gehe hier nicht um eine kulturgeschichtliche Randnotiz, sondern um einen sehr erhellenden "Blick in die Abgründe der Künstlerpsychologie".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2009

Gefesselt hat Volker Hagedorn diese Dokumentation zu Thomas Manns Auseinandersetzung mit Arnold Schönberg und dessen Zwölftonmusik gelesen, die der Enkel des Komponisten, E. Randol Schoenberg jetzt herausgegeben hat. Vom ersten Briefwechsel zwischen dem Schriftsteller und dem Komponisten im amerikanischen Exil über Theodor W. Adornos Analyse der Zwölftonmusik bis zum Zerwürfnis zwischen Mann und Schönberg über den Roman "Dr. Faustus" sind in diesem Band die "einschlägigen" Texte nachzulesen und klären umfassend und erhellend darüber auf, freut sich der Rezensent.