Thomas L. Friedman

Die Welt ist flach

Eine kurze Geschichte des 21. Jahrhunderts
Cover: Die Welt ist flach
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518418376
Gebunden, 712 Seiten, 26,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Bayer, Hans Freudl und Thomas Pfeiffer. Als Thomas L. Friedman 2004 das "indische Silicon Valley" in Bangalore besuchte, begriff er, dass die Globalisierung seit der Jahrhundertwende in eine neue Phase getreten ist: Nicht mehr allein die Herstellung von Turnschuhen und T-Shirts, auch geistige Dienstleistungen werden heute dort erbracht, wo sie am wenigsten kosten. Friedmans Erkenntnis: Die Welt des 21. Jahrhunderts ist flach, der Globus eingeebnet durch die Möglichkeit, digitale Daten von beliebigen Winkeln der Erdkugel in andere zu verschicken, und zwar höchst billig und weitaus schneller, als man einen Stapel Papiere von Büro zu Büro tragen kann. Deshalb wetteifern Blogger mit Nachrichtenagenturen, deshalb haben selbst Nachhilfelehrer keinen Wettbewerbsvorteil mehr, wenn sie gleich um die Ecke wohnen - und deshalb müssen immer mehr Menschen in immer mehr Tätigkeitsbereichen auf einem globalen Arbeitsmarkt konkurrieren. Friedman folgt den Datenströmen und führt vor, wie sie die Existenz von Managern und Mittelständlern, von chinesischen Studenten und Hausfrauen in Utah entscheidend verändern.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Er übertreibt. So sagen viele, so hoffen die meisten Leser von Thomas Friedmans "The world is flat". Das Buch erschien Anfang des Jahres, und ich hatte gehofft, es käme noch in diesem Jahr auf Deutsch, aber jetzt muss ich doch auf die englische Ausgabe hinweisen. Denn Friedman lesen muss man. Friedman übertreibt nicht. Ich sage das nicht, weil ich es wüsste, sondern weil ich - das sei dem kritischen Leser zur Warnung für die Lektüre dieses Hinweises mitgegeben - zu denen gehöre, die glauben, dass nichts falscher ist als die tröstende Redensart: Nichts wird so heiß gegessen, wie es auf den Tisch kommt. Das ist die Erfahrung eines bürgerlichen Familienvaters, der über sämtliche in Rede stehenden Zutaten und Aktionen bestimmt. Es kommt nur auf den Tisch, was er will. Am Tisch sitzen nur, die er zulässt. Gegessen wird, wann er will, und er nimmt dazu das Besteck, das er möchte. Die Wirklichkeit der Weltwirtschaft aber sieht anders aus... (Die Kritik bezieht sich auf die englische Ausgabe)
Lesen Sie mehr in Arno Widmanns 'Vom Nachttisch geräumt'

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.12.2006

"Gründliche Recherche, intelligente Analyse" und "unbändige Meinungsfreude" machen für Rezensent Martin Altmeyer das Buch von Thomas L. Friedman zum allergrößten Lesevergnügen. Dem amerikanischen Publizisten verleiht er außerdem das Prädikat "Global Player des Qualitätsjournalismus". Denn es gelingt Friedman nach Ansicht des Rezensenten, in seine Überlegungen zum Stand der Globalisierung die gelegentlich "überbordende Fülle der Fakten" in einer einzigen, "suggestiven Metapher" zu spiegeln - seinem Bild von der flachen Welt. Damit sei die Einebnung der Unterschiede gemeint, unter deren "flacher" Oberfläche sich allerlei Bedrohliches zusammenbraue, die aber auch utopisches Potenzial habe: die universelle Chancengleichheit, an der alle Bewohner dieses Planeten unterschiedslos teilhaben könnten. Zu den Einebnungsfaktoren zähle der Autor nicht nur technologische Innovationen, sondern auch umstrittene Wirtschaftspraktiken und mörderische Wettbewerbsmentalitäten. Friedman beginne seinen Tiefen und Untiefen auslotenden Exkurs mit dem Jahr 1492, der Entdeckung des amerikanischen Kontinents und verfolge von dort in drei Etappen die Entwicklung des Weltmarktes bis in die Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.11.2006

Ruth Fühner erkennt in den Argumenten Thomas L. Friedmans, der sich in seinem jüngsten Buch mit den Problemen der Globalisierung beschäftigt, mehr Klugheit und Überzeugungskraft, als ihm von seinen deutschen Kritikern gemeinhin zugebilligt wird. Seine Diagnose einer globalen Umverteilung von Wohlstand und Know-how sei zwar nicht wirklich neu, als fesselnd aber lobt die Rezensentin die Beispiele, mit denen sich der amerikanische Autor der wirtschaftlichen Entwicklung in China und Indien zuwendet. Wiewohl sich Friedman als "Ökonomist" zeigt, der der Globalisierung verbindende und ausgleichende Qualitäten zurechnet, ist er alles andere als "naiv" und behält auch die dunkle Seite der globalen Entwicklung im Blick, erkennt Fühner an. Der Autor mache sich deshalb für eine Kritik an der Globalisierung stark, die nicht Einschränkungen predigt, sondern sich für "kluge Partizipationsstrategien" stark macht, resümiert die Rezensentin zustimmend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Aufschlussreich scheint Rezensentin Elisabeth von Thadden diese Globalisierungsreportage über die globalen Netzwerke ökonomischer Wertschöpfung. Eindrücklich zeige Pulitzer-Preisträger Thomas L. Friedman, dass in der globalisierten Netzwerkgesellschaft nicht mehr nur die Produktion von Turnschuhen oder Computern dort stattfindet, wo es am billigsten ist, sondern auch geistige Dienstleistung wie etwa die Erstellung amerikanischer Steuererklärungen oder ärztlicher Bulletins. Sie unterstreicht Friedmans Sorge um sein Land angesichts der Situation, hält er die USA doch keineswegs für fit in diesem globalen Wettlauf, bei dem Asien weit vorne liegt. Thadden nimmt Friedman vor Kritikern in Europa in Schutz, die ihm seine Befürwortung des Irak-Kriegs sowie seine marktradikalen Positionen verübeln. Schließlich zeige er sich ab Seite 500 durchaus skeptisch gegenüber eigenen Positionen. Hier versteht Thadden den Autor als Befürworter einer Globalisierung, welche die kulturelle, sprachliche und ökologische Vielfalt der Weltregionen zu erhalten sucht, ohne ihnen den Anschluss an die technologische Kreativität der Profiteure zu verweigern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.2006

Eberhard Rathgeb lässt sich in seiner ins polemische changierenden Besprechung den Globus nicht für einen Strich verkaufen. Spöttisch vermerkt er, dass das Buch des New York Times-Redakteurs Thomas L. Friedman in den USA in Windeseile zum Bestseller wurde. Könnte, sollte hier nicht passieren, will Rathgeb hoffen. So "anekdotenreich" der Autor auch von seinen Reisen um die Welt und über seine Thesen zu einer alternativen US-Außenpolitik berichtet, so zweifelhaft kommt dem Rezensenten die Maxime der ökologischen Gleichmachung und Einebnung der Welt vor. Dass sich dadurch alle Probleme, die zwischen Ost und West zumal, in Luft auflösen, glaubt er nicht. Lieber nennt er Friedman einen "schlechten Marxisten" - seiner Kapitalgläubigkeit wegen.
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