Thomas Elsaesser

Rainer Werner Fassbinder

Cover: Rainer Werner Fassbinder
Bertz und Fischer Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783929470796
Gebunden, 536 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrich Kriest. Mit zahlreichen Fotos. Während die bisherige Literatur zu Fassbinder sich vor allem dem "maßlosen" Leben des ungemein produktiven Filmemachers verschrieben hat, steht in diesem Buch sein Werk im Zentrum: Der Filmhistoriker Thomas Elsaesser analysiert Fassbinders Filme als ebenso klarsichtige wie kritische Chronik der Bundesrepbulik und ihrer Vorgeschichte. Die politische und kulturelle Entwicklung nach der Wiedervereinigung hat dabei viele von Fassbinders bevorzugten Themen - wie faschistische Kontinuitäten und Rassismus - wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Anders als die englische Originalausgabe enthält der Band auf 536 Seiten viele Fotos und Sequenzen aus den Filmen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2002

"Wir haben es mit einem sehr gründlichen, sehr gewissenhaften, sehr elaborierten Buch zu tun", lobt der Rezensent Peter W. Jansen Thomas Elsaessers Fassbinder-Biografie. Leben und Werk des Filmemachers nicht zu trennen, sondern "beides noch vollständiger zu vermischen", und dies mit einer Fülle von Details zu belegen, sei dem Autor und Filmwissenschaftler in beispielhafter Weise gelungen. Oft werde Fassbinders filmisches Werk von seinem Leben überdeckt. Von Elsaesser aber dargestellt werde die Person, die sich über ihr Werk vermittle, so Jansen. Fassbinder sei von seinem Biografen nicht nur im kulturellen und politischen Kontext der Bundesrepublik der siebziger Jahre gesehen worden, sondern im europäischen und internationalen Vergleich. So sei Fassbinder Pasolini oder Oshima näher als seinen deutschen Zeitgenossen, berichtet Jansen. Das filmische Werk werde auch hinsichtlich formaler Aspekte, wie der oft schmerzhaften Körpersprache oder der offensichtlichen Klaustrophobie der Räume vom Experten Elsaesser untersucht. Der Rezensent zeigt sich begeistert von dem Standardwerk, einem "in jedem Sinne schwergewichtigen Buch", und bedauert nur, dass die Übersetzung aus dem Englischen eine gewisse "sprachliche Eleganz" vermissen lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.06.2002

Fassbinder, stellt der Rezensent Bert Rebhandl fest, ist bis heute ein Filmemacher, der sich der raschen Einordnung entzieht. Der Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser macht diesen Entzug in seinem vor fünf Jahren in englischer Sprache erschienenen, nun übersetzten Buch gerade zum Thema: in Fassbinders Filmen geht es, in der Formulierung des Rezensenten, um die "Überschreitung jener Grenzen, innerhalb derer sich das Subjekt beruhigt" - und zwar immer im deutschen Kontext, im Verhältnis von "Körpern und Werten". Im Zentrum der Analyse steht Fassbinders Verfilmung von "Berlin Alexanderplatz" - der Schwarzmarkt wird für Elsaesser zur "Metapher" des schwunghaften Handels, den der Regisseur mit Identifikationen trieb. Die psychoanalytische Deutung zieht sich durch die Untersuchung, der "Jargon" auch, meint Rebhandl. Das ist aber der einzig unfreundliche Kommentar. Insgesamt findet er das Buch nämlich "äußerst kenntnisreich und in allen Registern des Symbolischen versiert".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2001

Kurz als das beste Buch eines ohnehin verdienten Autors stellt Veronika Rall den bereits 1996 im Original erschienenen Band vor. Dass der Autor große Töne spuckt, wie es eingangs der Besprechung heißt, indem er behauptet, Fassbinder sei bislang schlechterdings nicht richtig wahrgenommen worden, scheint damit genehmigt. Elsaesser verstehe sein Metier, schreibt Rall, auf den themenorientierten Ansatz des Buches anspielend, und lobt zugleich die spannende wie glückliche Perspektive des in den USA lebenden Autors: diejenige "einer ausländischen Germanistik, die sich als Kulturwissenschaft begreift, und einer internationalen Filmwissenschaft". Aber auch eine "innere" Annäherung macht Rall aus: "aus dem Gefühl der Schuld und Scham einer Nation". Und freut sich sichtlich, einmal den nicht entpolitisierten Fassbinder, den "aufsässigen Deutschen", zu Gesicht zu bekommen, und sein Werk als "diskursiven Effekt" verstanden zu sehen.
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