Thomas Bernauer

Staaten im Weltmarkt

Zur Handlungsfähigkeit von Staaten trotz wirtschaftlicher Globalisierung
Cover: Staaten im Weltmarkt
Leske und Budrich Verlag, Opladen 2000
ISBN 9783810024985
Kartoniert, 424 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

In einer umfassenden Analyse des Verhältnisses zwischen Staaten und Märkten im Zeichen der Globalisierung tritt der Autor dieses Buches der populären These einer zunehmenden Aushöhlung staatlicher Politik durch die Dynamik der Weltmärkte entgegen. Er postuliert, dass die wirtschaftliche Globalisierung zum Wachstum der Staatstätigkeit beigetragen habe, und dass Staaten selbst in Bereichen, die von hoher Kapitalmobilität geprägt sind, ihre Regulierungskapazitäten weitgehend bewahrt hätten. Diese Gegenthese wird gestützt durch quantitative Analysen zur Staatstätigkeit, durch qualitative Fallstudien zur Regulierung internationaler Banken und transnationaler Konzerne sowie zur Steuerharmonisierung in der EU und durch eine Untersuchung zum Verhältnis zwischen weltwirtschaftlicher Integration und politischer Fragmentierung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.12.2000

Großes Lob von Anette Bingemer für ein Buch, das sich "erfreulich offen" und verständlich einem Wirtschaftsthema widmet: Welche Auswirkungen haben die Veränderungen der globalen Wirtschaft auf die nationale Politik und Handlungsfähigkeit, lautet nach Bingemer die Frage des Autors, der nicht nur die Ergebnisse seiner Recherche, sondern auch die einzelnen Untersuchungsschritte nachvollziehbar darlege. Natürlich beeinflusst der Weltmarkt die nationalen Märkte, fasst Bingemer zusammen, aber dennoch seien die Auswirkungen der weltwirtschaftlichen Verflechtungen längst nicht so ausschlaggebend für nationale Handlungsweisen wie angenommen. In diesem Zusammenhang erwähnt sie einen weiteren Themenkomplex, den der Autor erforscht: die zunächst paradox anmutende Tatsache, dass in Zeiten immer stärkerer weltwirtschaftlicher Verflechtung winzige Staaten entstehen. Das Buch sei hervorragend gegliedert, lobt Bingemer, zum Lesen empfiehlt sie jedem die Einführung, danach sollte man sich je nach Interessenlage einzelne Kapitel vornehmen - so ließen sich dann auch die Wiederholungen verkraften.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.07.2000

Im Gegensatz zur gängigen Literatur der neunziger Jahre hat sich hier ein Politikwissenschaftler nicht den Endzeitvisionen angeschlossen, schreibt Frank Niess, die normalerweise Diskussionen über die Globalisierung begleiten. Dass Nationalstaaten ihre Entscheidungssouveränität teilweise an die wirtschaftlichen Interessen weltweiter Konzerne verlieren, ist weder so neu noch so gravierend wie meist angenommen. Am Beispiel dreier Fallstudien - "zur Bankenregulierung, zur Besteuerungen von Kapitalgewinnen in der EU und zu multinationalen Unternehmen" - weist der Autor nach, dass der Staat bei all dem eher aktiver als passiver geworden ist, schreibt Niess. Einen weiteren Hinweis auf die empirische Ungenauigkeit der üblichen Globalisierungsdebatten gibt Bernauer durch seine Diskussion vom Zusammenhang von Autonomiebestrebungen - wie in Quebec und Schottland - und wirtschaftlicher Entwicklung. Er kommt zu dem Schluss, dass das eine das andere sogar eher gefördert als behindert hat. Frank Niess gesteht dem Autor zu, einen wichtigen politologischen Beitrag zum Thema Globalisierung geleistet zu haben, - aber manchmal kreist der Berg und gebiert eine Maus, will sagen: der ganze methodologische Apparat plus hochtheoretischem Anspruch schmilzt oft auf recht banale Erkenntnisse zusammen, findet der Rezensent. Wie z.B. die, dass Politiker und Wirtschaftsvertreter sich noch lange wie bestimmte Ehepaare verhalten werden. "Sie liegen sich öffentlich in den Haaren, können oder wollen aber nicht ohne einander leben."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2000

Nicht überzeugt ist Indira Gurbaxani von dieser Untersuchung. Trotzdem empfiehlt sie die Lektüre, denn das Buch erlaube einen ungewöhnlichen Blick auf die Globalisierung. Allerdings stimmt die Rezensentin vielen Thesen des Autors nicht zu und fühlt sich mitunter von dessen weitschweifigen Ausführungen gestört. Manche Ergebnisse, bemängelt sie, sind nicht "unbedingt logisch" und vieles werde gar nicht erklärt. Eine klare Definition von Globalisierung vermisst Gurbaxani genauso wie Antworten auf wichtige Fragen zur Globalisierung. Doch streicht sie ausdrücklich als Verdienst des Buches heraus, dass es sich um die Eindämmung der weit verbreiteten und häufig angefachten "Globalisierungsängste" bemüht.
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