Thierry de Duve

Auf, ihr Menschen, noch eine Anstrengung, wenn ihr post-christlich sein wollt!

Cover: Auf, ihr Menschen, noch eine Anstrengung, wenn ihr post-christlich sein wollt!
Diaphanes Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783037340950
Broschiert, 64 Seiten, 8,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Sabine Schulz. Wie ist es möglich, dass das Religiöse in der öffentlichen Sphäre so hartnäckig verwurzelt ist, dass Religion und Politik bei aller seit der Aufklärung unternommenen säkularen Anstrengung derart miteinander vermengt sind? Thierry de Duve konstatiert: Es hätte mehr bedurft, als mit der Französischen Revolution - dem entscheidenden Moment des modernen Säkularismus - die drei christlichen Maximen Glaube, Hoffnung, Liebe in die revolutionären Maximen Liberte, Egalite, Fraternite zu übertragen. Die Behauptung, die Moderne sei eine weltliche, ist schlicht eine (Selbst-)Täuschung. Um dies zu untermauern, zieht de Duve nicht nur die Thesen Marcel Gauchets über die Religion als Austritt aus der Religion sowie Alain Badious radikale Deutung der Paulus-Figur heran, sondern legt auch eine scharfsinnige Lektüre von Empfängnis, Geburt, Kreuzestod und Auferstehung Christi vor. Ebenso klug wie witzig ist seine Abrechnung mit dem zentralen Problem von Inkarnation, Vaterschaft und Marienkult. Die Erkenntnis der Ungewissheit der Vaterschaft wird zu einem Akt des Glaubens, der eine fundamentale Unsicherheit anerkennt. Den Weg, auf dem das Religiöse überwunden werden kann, sieht de Duve bereits im Christentum selbst angelegt, und zwar wirksamer noch als in seiner weltlichen Übersetzung

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.12.2009

Zunächst erklärt Rezensent Johannes Thumfart den etwas sperrigen Titel dieser Streitschrift als Anlehnung an ein Pamphlet des Marquis de Sade: "Auf, ihr Franzosen, noch ein: Anstrengung, wenn ihr Republikaner sein wollt!" sollte vor einem Rückfall der französischen Revolutionäre ins Christentum warnen. Was der belgische Kunstwissenschaftler Thierry de Duve nun mit seiner Schrift bezweckt, wird aus Thumfarts Erläuterungen nicht ganz klar. Duve fordert offenbar eine weitere Säkularisierung des Bildes, Pomp und Spektakel sind ihm reaktionär. Dabei beruft er sich aber auch auf das Christentum selbst, das, wie Jean-Luc Nancy zitiert wird, tatsächlich ein Atheismus sei und die Opposition gegen das Bild in sich trage. Aber schließlich sei nicht das Christentum, sondern die Frauenfeindlichkeit das eigentlich Problem. Und spätenstens hier macht dann auch der Rezensent nicht mehr mit. Fand er noch Duve Ausführungen zum Fetisch Bild originell, erscheint ihm dieser feministische Teil recht "platt".