Susan Neiman

Warum erwachsen werden?

Eine philosophische Ermutigung
Cover: Warum erwachsen werden?
Hanser Berlin, Berlin 2015
ISBN 9783446247765
Gebunden, 240 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Bischoff. Unsere Kultur verklärt die Zeit der Jugend mehr, als Peter Pan zu träumen gewagt hätte. Und alles, was danach kommt, erscheint als unaufhaltsamer Niedergang. Doch schon Kant wusste, dass Unmündigkeit einfacher ist - für den Einzelnen, vor allem aber für staatliche Obrigkeiten, denen infantilisierte Konsumenten lieber sind als selbstdenkende Bürger. Susan Neiman wendet sich gegen diese resignative Sicht auf das Erwachsensein. Sie liest die Philosophen neu und plädiert mit Rousseau und Kant: Nehmen wir uns die Freiheit, etwas vom Leben zu verlangen! Denn Reife bedeutet nicht das Ende aller Träume, sondern ein subversives Ideal: das Leben in seiner Widersprüchlichkeit zu ergreifen und glücken zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.04.2015

Katharina Granzin ist enttäuscht von Susan Neimans Vorstellung davon, was es heute heißt, erwachsen zu sein. Dass wir uns von der Warenwelt weniger beeindrucken lassen als die Jugend, wie es die Autorin formuliert, kann es ja wohl nicht sein, hofft sie. Wenn die Philosophin Neiman Gesinnungsgenossen wie Kant und Rousseau aufruft, um das Erwachsensein mit Urteilskraft und Mündigkeit zu schmücken, fühlt sich Granzin schon eher angesprochen. Doch Kant zu lesen, genügt der Rezensentin nicht. Mehr eigene Gedanken hätte sie sich von diesem Buch erwartet und weniger unpolitische Allgemeinplätze und wohlfeilen Konsumskeptizismus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.04.2015

Ja, warum bloß? Gespannt auf eine Antwort liest Oliver Pfohlmann das Buch der Philosophin Susan Neiman. Was Neiman indes anzubieten hat, erscheint dem Rezensenten nicht zweifelsfrei. Statt Daddeln mit Gadgets und Konsum solle der Mensch lieber Kant lesen und sein Schicksal in die Hand nehmen, erfährt Pfohlmann. Naiver Idealismus und Desillusion sollen sich dabei die Balance halten, erklärt ihm die Autorin. Allerdings scheinen Neimans praktische Tips (Lesen, Reisen) dem Rezensenten doch recht banal zu sein. Soll er doch vielleicht lieber Spielen gehen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2015

Gerd Schrader findet zwar sehr schön, wie Susan Neiman in "Warum erwachsen werden?" Immanuel Kant aus der Schublade des Stoizismus herausholt und ihn als Vordenker einer "Kritik der Warenästhetik" beschreibt, die in der Verweigerung von "materiellen und geistigen Moden" ein Ziel der Schärfung des Intellekts erblickt, aber der Rezensent bezweifelt dann doch, inwiefern die Anrufung von Mündigkeit und Autonomie in einer Gesellschaft, die sich die Selbstbestimmung ohnehin auf die Fahnen geschrieben hat, wirklich die erhoffte subversive Wirkung erzielt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.03.2015

Björn Hayer ist nicht überzeugt von diesem Buch der Philosophin und amtierenden Direktorin des Potsdamer Einstein Forums Susan Neiman. Dabei scheint ihm ein Plädoyer fürs Erwachsensein durchaus zeitgemäß. Allein die Ausführung bei Neiman gefällt Hayer nicht. Zuerst verstellt ihm die Autorin mit Kant, Rousseau und allerlei "rhetorischem Sprach- und Ideengerümpel" und Kulturkritik den Blick. Dann möchte sie den Leser laut Rezensent auch noch verschwörungstheoretisch auf Linie bringen, indem sie die Infantilisierung der Gesellschaft als Mittel zur Repression entlarvt. Das geht dem Rezensenten zu weit. Und wenn Neimann Ratschläge für ein Altern in Würde und mit Gewinn gibt, fühlt sich Hayer wie in einem Motivationsseminar.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.02.2015

Peter Praschl bekommt Lust aufs Erwachsensein mit diesem Buch der amerikanischen Philosophin Susan Neiman. Denn wie ihm Neiman recht anschaulich macht, verbindet sich mit dem schönen Jungsein eben auch ein etwas schlichter Skeptizismus, der nicht ertragen können, dass die Welt anders ist, als man sie gerne hätte. Dagegen setzt Neiman eine laut Praschl ambitionierte, aber überzeugende Vorstellung vom erwachsenen Menschen, der sich aus der Unmündiglkeit und der beschränkten Sicht auf die Welt befreit, in die er zufällig hineingeraten ist: Reisen, Sprachen lernen, sich neue Perspektiven aneignen - das schule Großzügigkeit und die ästhetischen Sinne. Und dann findet der Rezensent auch noch ein wirklich schlagendes Argument: Erwachsensein, versichert er, macht einfach enorm viel Spaß.