Susan Neiman

Moralische Klarheit

Leitfaden für erwachsene Idealisten
Cover: Moralische Klarheit
Hamburger Edition, Hamburg 2010
ISBN 9783868542233
Gebunden, 496 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Christiana Goldmann. Mit ihrem Buch "Moralische Klarheit" will Susan Neiman die Sprache der Moral und deren Konzept des Guten, die von konservativen Parteien und der religiösen Rechten vereinnahmt wurden, für die Linke zurückgewinnen. Denn das Scheitern des Kommunismus hat die Linke so gelähmt, dass sie nun meint, allen Idealen abschwören zu müssen und nicht mehr im Namen moralischer Werte wie etwa der Gerechtigkeit agieren zu können. Diese politische Gegenwartsdiagnose nimmt Neiman zum Anlass, das Verhältnis von Moral und Politik auf einer philosophischen Ebene zu ergründen und die metaphysischen Grundlagen der Argumentationsgebäude der Linken wie der Rechten zu beleuchten. Dabei distanziert sie sich vor allem von Carl Schmitt, der den Bereich des Politischen strikt von dem der Moral getrennt sehen wollte. Für Neiman würde dies dazu führen, dass der Begriff des Sollens nicht mehr als kritischer Maßstab in der Politik verwendet werden dürfte. Ihr zufolge ist es nicht die Gesinnung, auf die es ankommt, sondern einzig und allein das Handeln, das sogar die Bereitschaft, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, einschließen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.02.2011

Nicht ganz warm geworden ist Sonja Asal mit Susan Neimans Buch "Moralische Klarheit". Das Anliegen der Autorin sieht sie darin, den Neokonservativen ihren angeblichen Alleinanspruch auf Moral zu entreißen und den Linken zu übereignen, um Moral wieder zum Gegenstand und Beweggrund von Politik zu machen. Neimans weitschweifige Ausführungen über die Ideale der Aufklärung haben sie aber nicht wirklich überzeugt. Das Buch scheint ihr stark von den amerikanischen Debatten des vergangenen Jahrzehnts geprägt. Allerdings bleiben die politischen Analysen der Autorin nach Einschätzung Asals vage und befangen in einem inzwischen "überholt wirkenden Anti-Bush-Gestus". Das Ganze wirkt auf die Rezensentin letztlich wie ein überlanger Leitartikel, der irgendwann sein Thema aus den Blick verliert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.12.2010

Rezensent Sven Hanuschek weiß Susan Neimans Buch "Moralische Klarheit" zu schätzen. Er sieht in der Abhandlung nicht zuletzt eine starke Kritik der moralischen Auswirkungen von acht Jahren US-Präsidentschaft des George W. Bush. In erster Linie aber liest er das Buch als Versuch, den Konservativen den Moralbegriff wieder zu entreißen und die Aufklärung zu rehabilitieren. So scheint ihm das Werk auch als eine Auseinandersetzung mit dem halben Jahrhundert nach der Erscheinen der "Dialektik der Aufklärung" und als Gegenentwurf zur Aufklärungs-Kritik von Adorno/Horkheimer bis Foucault. Deutlich wird für Hanuschek, dass sämtliche Einwände gegen die Aufklärung von der Aufklärung selbstreflexiv vorweggenommen worden waren. Er attestiert Neiman, die grassierenden Klischeebilder von Aufklärung überzeugend zu widerlegen. Generell findet er den politischen Teil des Werks bestechend. Eine lockere Lektüre bietet das Buch in seinen Augen gleichwohl nicht, auch wenn die Autorin weitgehend auf Fachjargon verzichtet.