Slata Roschal

Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten

Roman
Cover: Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten
Claassen Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783546100762
Gebunden, 176 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eine Frau, die hat, was nach gängigen Kategorien eine geglückte Biographie ausmacht, sitzt in einem Hotelzimmer und denkt darüber nach, alles hinter sich zu lassen: ihren Mann, ihre Kinder, ihre Existenz, möglicherweise ihr Leben insgesamt. Zerrissen von einer unbestimmten Unzufriedenheit, getrieben von Überforderung nimmt sie einen Übersetzungsauftrag an, der alles verändert. Historische Briefe von deutschen Auswanderern zerschmettern ihr Hotel-Vakuum und im Austauch mit fremden Toten, mit unerwarteten Wegen stellt sich die Frage nach dem guten Leben überraschend anders.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.04.2024

Rezensentin Mareen Linnartz findet Slata Roschals "soghaften" Monolog über das Weh einer Mutter fabelhaft und originell. Vor allem die atemlose Sprache scheint ihr bemerkenswert zu sein. Dass alle so wiedergegebenen Gedanken über berechtigte Wünsche und Enttäuschungen des Mutterseins uns zu "keinem erlösenden Schluss" führen, stört Linnartz nicht besonders.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.02.2024

Als eine eindrücklich, wenn auch keineswegs leichte Lektüre beschreibt Rezensentin Marlen Hobrack Slata Roschals Roman. Der Plot ist Nebensache und, wie Hobrack vorführt, schnell erzählt, es geht um eine Übersetzerin, die vor ihrem Leben mit Mann und Kindern und Häuschen in ein Hotelzimmer flieht, wo sie sich mit einem Arbeitsauftrag beschäftigen möchte. Und zwar befasst sie sich mit der Übersetzung von Briefen aus dem - mit englischen Versatzstücken angereicherten - Deutschen ins Englische. Diese Briefe finden laut Hobrack auch Eingang in den Roman, ebenso wie lange, mäandernde Sätze, in denen die Erzählerin über ihr Leben, ihre Mutterschaft, ihre Frustration als nicht allzu erfolgreiche Übersetzerin und Schreiberin reflektiert. Das Ende lässt für die Rezensentin vieles offen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.02.2024

Miriam Zeh möchte Slata Roschals zweiten Roman am liebsten gleich noch mal lesen. Wie die Autorin über das Leben einer jungen Mutter und freiberuflichen Übersetzerin schreibt, die aus einer polnisch-jüdischen Familie stammt und in einem Berliner Hotelzimmer über verpasste Chancen, verfehlte Lebensentscheidungen und ihre Familiengeschichte nachdenkt, findet sie so schonungslos wie kunstvoll. Dass der Roman keine eindeutigen Lesarten zulässt, gefällt Zeh außerdem.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.02.2024

Rezensentin Miriam Zeh findet Slata Rotschals "radikalen Ruf" nur gerechtfertigt. Denn auch im zweiten Roman der in Sankt Petersburg geborenen deutschen Schriftstellerin findet sie "schonungslose und vielschichtige Beobachtungen über das Leben als Migrantin und Mutter": Es geht um Maria, eine in Deutschland lebende Frau mit polnisch-jüdischen Wurzeln, die eigentlich einen guten, wenn auch stressigen Alltag als freiberufliche Übersetzerin und Schriftstellerin mit zwei Kindern und verständnisvollem Partner hat, aber trotzdem aus einer generellen Einsamkeit und Frustration heraus erzählt: Frustration angesichts intellektueller Behauptungen vom Körper als kulturellem Konstrukt, die so gar nichts mit ihren reellen Geburtsverletzungen (Dammschnitt) zu tun haben, Angst angesichts der AfD-Plakate um sie herum, die sie von der Flucht in ein fernes, nicht näher bestimmtes Land träumen lassen. Wie direkt Roschal von dieser Lebensrealität erzählt und dabei "Bitterkeit und Hoffnung" im Text gleichermaßen durchschimmern lässt, findet die Kritikerin toll.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2024

Rezensent Andreas Platthaus entgeht nicht die aktuelle gesellschaftspolitische Komponente im Slata Roschals Roman über eine junge polnischstämmige Akademikerin und ihre Nöte als Übersetzerin und Mutter. Es geht um Rollenverständnisse und soziale Ängste, die die Autorin laut Platthaus auf treffende Weise literarisch verarbeitet, etwa indem sie ihre Protagonistin "atemlos" sprechen lässt, das heißt in abgehackten Sätzen und mit Auslassungen. Der auf ihr lastende Druck wird für Platthaus gut verdeutlicht. Ein eindringliches Porträt einer Zugewanderten, findet er.
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