Shida Bazyar

Nachts ist es leise in Teheran

Roman
Cover: Nachts ist es leise in Teheran
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2016
ISBN 9783462048919
Gebunden, 288 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

1979. Behsad, ein junger kommunistischer Revolutionär, kämpft nach der Vertreibung des Schahs mit seinen Freunden für eine neue Ordnung. Er erzählt von funkenschlagender Hoffnung, von klandestinen politischen Aktionen, und davon, wie er in der mutigen, literaturbesessenen Nahid die Liebe seines Lebens findet. Zehn Jahre später nimmt uns Nahid mit in die deutsche Provinz, wohin Behsad und sie nach der Machtübernahme der Mullahs mit ihren Kindern flohen. 1999 reist Laleh gemeinsam mit ihrer Mutter in den Iran. Zwischen 'Kafishaps', Schönheitsritualen und Familiengeheimnissen lernt sie ein Teheran kennen, das sich nur schwer mit den Erinnerungen aus der Kindheit deckt. Ihren Bruder Mo beschäftigt ein Jahrzehnt später der Liebeskummer seines Kumpels Tobi mehr als die pseudoengagierten Demos der deutschen Studenten. Doch dann bricht die Grüne Revolution im Iran aus und stellt Mos Welt auf den Kopf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.09.2016

In "Nachts ist es dunkel in Teheran" schildert Shida Bazyar den Ort zwischen zwei Heimaten, den Ort der Hybriden, jener Familien für deren Erfahrungen wir das Wort "Migrationshintergrund" benutzen. Dieser dritte Ort ist der Rezensentin Bahareh Ebrahimi nicht unbekannt. Umso bemerkenswerter, dass es Bazyar offensichtlich gelingt, die Kritikerin mit ihrem authentischen Debütroman über eine iranische Familie zu überzeugen. Vier Generationen dieser Familie kommen hier zu Wort, repräsentiert von vier Erzählern mit jeweils eigener Stimme und eigenem Ton, die mal poetisch, mal politisch, vor allem aber ehrlich ihre Geschichten von der Islamischen Revolution bis zur Gegenwart erzählen, so Ebrahimi. Das Prinzip scheint zu überzeugen. Zwar hält sich die Rezensentin nicht mit überschwänglichen Lobeshymnen auf, doch das umfassende Resümee, das sie dem Roman widmet, spricht Bände.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.03.2016

Hymnisch bespricht Rezensent Stefan Hochgesand Shida Bazyars Roman "Nachts ist es leise in Teheran". Die als Kind iranischer Eltern in Rheinland-Pfalz geborene Autorin gehört schon jetzt zu den jungen großen Literatinnen, verspricht der Kritiker, der hier eine außergewöhnliche Familiengeschichte mit historisch-politischem Hintergrund gelesen hat. Auch wenn vieles hier sicher autobiografisch geprägt sein mag - Bazyar hat in jahrelanger Recherche verschiedene Zeitzeugen, darunter ihre Mutter und ihren Vater interviewt - bewahrt die Autorin die Intimität ihrer Figuren, versichert der Rezensent, der hier in den vier auf die Jahre 1979, 1989, 1999 und 2009 aufgeteilten Großkapiteln die sehr eigenen Stimmen verschiedener Familienmitglieder vernimmt. Allein wie Bazyar die Atmosphäre im Iran anhand von Straßenverkehr oder iranischer Gastfreundlichkeit einfängt, ringt dem Rezensenten höchste Anerkennung ab. Vor allem aber bewundert Hochgesand, mit welch literarischer Klasse die Autorin in ebenso "rebellischen" wie "poetisch-subtilen" Tönen von der Islamischen Revolution im Iran 1979, der Flucht der Familie nach Deutschland, der grünen Revolution und den familiären Auswirkungen erzählt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2016

Der Debütroman von Shida Bazyar ist das Buch zur Stunde, versichert Rezensent Andreas Platthaus. Fasziniert liest er hier die autobiografisch geprägte Geschichte der iranischstämmigen, in Deutsch geborenen Autorin, die rückblickend auf drei Jahrzehnte vom Flüchtlingsschicksal ihrer Familie erzählt. Platthaus erlebt, wie die Eltern in den achtziger Jahren ihre Heimat verlassen, in einer deutschen Provinzstadt ganz neu anfangen müssen und Probleme mit deutschen Behörden und Integrationsschwierigkeiten erfahren. Wie Bazyar die verschiedenen Perspektiven der einzelnen Familienmitglieder zu Wort kommen lässt, hat den Kritiker tief beeindruckt: So liest er etwa, wie antriebslos der Vater seit seiner Ankunft in Deutschland wird oder wie unterschiedlich die Kinder mit dem Spagat zwischen persischer und deutscher Lebensart umgehen. Dass die Autorin ihren psychologisch einfühlsamen Roman mit einer überraschenden Volte enden lässt, hat dem Rezensenten ausgesprochen gut gefallen.
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