Sasha Filipenko

Der ehemalige Sohn

Roman
Cover: Der ehemalige Sohn
Diogenes Verlag, Zürich 2021
ISBN 9783257071566
Gebunden, 320 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Eigentlich sollte der junge Franzisk Cello üben fürs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fällt ins Koma. Alle, seine Eltern, seine Freundin, die Ärzte, geben ihn auf. Nur seine Großmutter ist überzeugt, dass er eines Tages wieder die Augen öffnen wird. Und nach einem Jahrzehnt geschieht das auch. Aber Zisk erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.2021

Rezensent Lerke von Saalfeld liest Sasha Filipenkos Debütroman von 2014 als Kommentar zu den aktuellen Ereignissen in Belarus. Dass der Autor bei Lukaschenko-Fans in seiner Heimat als Volksfeind gilt, wundert Saalfeld nicht. Die Geschichte um einen jungen Mann, der zehn Jahre im Koma liegt und Minsk danach unverändert vorfindet, sprüht laut Rezensentin vor bissigem Humor, vermittelt aber auch die Trauer über die autokratischen Verhältnisse, so Saalfeld. Die Übertragung von Ruth Altenhofer scheint der Rezensentin überzeugend.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.04.2021

Rezensent Ulrich M. Schmid erkennt, dass es für den auf Russisch schreibenden, in St. Petersburg lebenden Weissrussen Sasha Filipenko immer enger wird. Filipenkos Kritik an Lukaschenko sorgt für Schreibverbote und drohende Haft. Filipenkos Debütroman von 2014 in der "geschmeidigen" Übertragung von Ruth Altenhofer liest Schmid mit Freude. Begeistert haben ihn Filipenkos Fähigkeit, ganze Tragödien in wenigen Strichen zu erfassen und die düstere, pointierte Handlung um einen Patienten, der Weissrussland nach zehn Jahren Koma unverändert vorfindet. Dass der Autor seine Figuren äußerlich kaum beschreibt, versteht Schmid als Aufforderung an den Leser, seine Fantasie in Gang zu setzen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.04.2021

Rezensent Jens Uthoff amüsiert sich prächtig mit diesem Roman von Sasha Filipenko, der im belarussischen Original bereits 2014 erschienen ist. Uthoff erinnert die Anlage der Geschichte an "Good Bye, Lenin!", nur dass der Protagonist hier nach zehn Jahren Koma erwacht und die politische Wirklichkeit ist immer noch die gleiche: korrupt und autoritär wie eh und je. Für den Autor laut Uthoff Anlass, tüchtig über den Unterdrückungsstaat abzuziehen. Dass der gelernte Satiriker Filipenko außerdem jede Menge reale Ereignisse einfließen lässt, vom Präsidentschaftswahlkampf 2010 bis zu den Bombenanschlägen in Minsk 2008 und 2011, außerdem Songtexte und absurde Gepflogenheiten aus seiner Heimat, machen das Buch für Uthoff zum Gesellschaftsporträt seiner Entstehungszeit.
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