Saphia Azzedine

Zorngebete

Roman
Cover: Zorngebete
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783803132482
Gebunden, 128 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Sabine Heymann. Der Alltag ist schmutzig und elend, das Glück schmeckt nach Granatapfeljoghurt, und Jbara spricht mit Allah: Wütend und demütig, klagend und dankbar, poetisch und vulgär für den Fall, dass er doch nicht alles sieht und nicht versteht, warum sie so weit gehen konnte. Eine tragikomische Emanzipationsgeschichte aus dem Maghreb.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.08.2013

Den Islam denkt sich Rezensentin Claudia Kramatschek um einiges komplexer, als ihn die Autorin Saphia Azzeddine ihr in diesem Buch vermittelt. Authentizität und Aufklärung führen laut Rezensentin bei der Autorin leider nicht zu mehr Subtilität im Umgang mit dem Thema "Frau im Islam", sondern nur zu einer aufgesetzt und vulgär wirkenden Sprache. Und zu einer Handlung, deren Spiel mit westlichen Erwartungen der Rezensentin nicht halb so ironisch erscheint, wie es von der Autorin wahrscheinlich gemeint war.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.05.2013

Ziemlich heftig findet Margarete Stokowski diese "Zorngebete", in denen die selbst in Marokko geborene Autorin ganz ohne Elendspoesie die junge Marokkanerin Jbara die Geschichte ihrer Prostitution erzählen lässt, welche diese gegenüber den vorangegangenen Vergewaltigungen bereits als sozialen Aufstieg begreift. Sprachlich hält die Autorin nicht hinter dem Berg, informiert uns die Rezensentin, die im Wesentlichen die einzelnen Handlungsstationen dieses "schmutzigen Märchens" zusammenfasst: "Das Elend stinkt nach Arsch", zitiert sie aus dem Buch, an anderer Stelle wünscht die Protagonistin einem Scheich "eitrige Ekzeme an seinen Schwanz". Dass diese Erzählerin Trost bei Allah findet, der als einziger nicht barsch auf sie reagiert, macht aus "Zorngebete" nicht nur ein wütendes, politisches und feministisches, sondern auch ein religiöses Buch, schreibt Stokowski. Allerdings eines, das auch der institutionellen Form von Religion misstraut: Trotz aller Hinwendung zu Allah begegnet Jbara auch der Frauenfeindlichkeit der Imame in den Moscheen mit äußerster Skepsis.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.03.2013

In Saphie Azzeddines Roman "Zorngebete" geht es ziemlich heftig zu, findet die Rezensentin Sabine Vogel. Viel drastischer als die französisch-marokkanische Autorin könne man Ekel kaum vergegenwärtigen: "Einmal, als ich ihm einen geblasen habe, bin ich mit der Nase in die Falte seiner Eier geraten, und fast hätte ich gekotzt." - die sechzehnjährige Jbara lässt sich für einen Granatapfeljoghurt und ein paar Kekse von einem übelriechenden Hirten besteigen, wird erst schwanger und dann von ihrem Vater verstoßen, fasst die Rezensentin zusammen. In der Stadt findet sie eine Anstellung als Dienstmagd, wird aber auch dort "ein bisschen vergewaltigt", schließlich prostituiert sie sich, landet im Gefängnis und wird als dritte Ehefrau eines Imams "so etwas wie zufrieden". Ihre zornigen Gebete richtet sie zwar an Allah, nur für den Fall, dass er doch nicht alles sieht, schuld ist er "bei aller Allmacht" aber an dem ganzen Elend nicht, erklärt die Rezensentin. Auch wenn Jbara ihren Zorn nicht nutzt, er ist immerhin ein guter Anfang von Rebellion, findet Vogel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.2013

Ein packendes Beispiel dafür, dass die Gedanken frei sind, findet Anja Hirsch in dem Roman "Zorngebete" von Saphia Azzedine. Die Autorin erzählt von einer jungen marokkanischen Frau namens Jbara, für die, als unterstes Glied einer patriarchalen Gesellschaft, Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind. Hirsch ist beeindruckt von der "Sprache ohnmächtiger Wut", mit der sich das Dienstmädchen in inneren Gesprächen an Allah wendet und ihr Schicksal hinterfragt, und sieht darin einen Akt der Emanzipation. Abgesehen von ein paar romantischen Einsprengseln, etwa wenn Jbara ein Koffer mit Geld vor die Füße fällt, sei die Geschichte düster und direkt, aber trotzdem "vitalisierend". Die Rezensentin schätzt, dass das Buch für dieser Welt fremde Leser mit einem Glossar mit Worterklärungen ausgestattet ist. "So grenzwertig genau liest man selten aus einer nach außen gut abgedichteten Welt", lautet das Fazit der begeisterten Rezensentin.
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