Richard Hamblyn

Die Erfindung der Wolken

Wie ein englischer Apotheker die moderne Wettervorhersage begründete
Cover: Die Erfindung der Wolken
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783458170846
Gebunden, 308 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ilse Strasmann. An einem Dezemberabend des Jahres 1802 hält ein bis dahin völlig unbekannter Mann in einem Londoner Laboratorium einen Vortrag über das Wetter und die Wolken - nicht ahnend, daß er damit zu einer europäischen Berühmtheit werden und eine wissenschaftliche Disziplin begründen sollte. Der junge Mann hieß Luke Howard (1772-1864). Richard Hamblyn erzählt die Biografie jenes Mannes, der aus den kleinen Verhältnissen einer Londoner Quäkerfamilie in die höchsten Ränge der Wissenschaft seiner Zeit aufstieg, und dies mit der Beobachtung von Wolkenformationen. Howards Wolkensystem ist noch immer, nach 200 Jahren, ein wesentlicher Bestandteil der modernen Meteorologie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.06.2002

Glaubt man dem Autoren Richard Hamblyn, so verdanken wir die sprechenden Namen der verschiedenen Wolkentypen der romantischen Neigung des Apothekers Luke Howard (1772-1814) müßiggängerisch und verträumt in den Himmel zu schauen, meint der Rezensent Bernhard Dotzler. Er bedauert, dass diese unterhaltsame Biografie, die sich auf einen durch Goethe angeregten "knappen Lebensbericht" Howards stützt, die romantische Vorstellungswelt des 18. Jahrhunderts nicht verlässt und sich nicht von ersten zeitgenössischen Reaktionen mit dem Augenmerk auf das "erhabene Schauspiel einer Mondnacht" abhebt. Hamblyn lasse den Leser an historisch verbrieften Ereignissen aus dem Leben des "unbekannten jungen Hobbymeteorologen" unmittelbar teilhaben, wenn der sich zum Beispiel "in einem feuchten und höhlenartigen Londoner Laboratorium" für den Vortrag von "Modifications of Clouds" vor der Askesian Society bereit macht. In zudem mangelhafter Übersetzung werde das der Wirkung seiner Klassifizierung der Wolken auf das folgende Jahrhundert nicht gerecht, nörgelt der enttäuschte Rezensent und hätte sich doch etwas mehr Wissenschaftsgeschichte gewünscht: Nach Howards Normierung begann eine ins "Massenhafte gesteigerte Datenerhebung, mit der moderne Vorhersagedienste ihren Anfang nahmen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2001

Richtig in?s Schwärmen gerät Ulrich Baer angesichts dieses Buchs über Luke Howard, der vor 200 Jahren eine Einteilung und Beschreibung von Wolken geschaffen hat, die bis heute im Wesentlichen gültig ist. Das Buch von Richard Hamblyn beschreibt nach Ansicht des Rezensenten nicht nur auf großartige Weise die Geschichte von Luke Howard - Baer nennt das Buch ?eine fesselnde Erzählung?. Darüber hinaus vermittele Hamblyn auch ein Bild davon, ?wie die wissenschaftliche Beschreibung der Welt unsere Wahrnehmung derselben nachhaltig verändern und erweitern kann?. So ist in dem Buch beispielsweise zu erfahren, wie Howards Vorstoß die Welt die Romantik und die Kunstwelt im Allgemeinen beeinflusste - Goethe war beispielsweise ein großer Bewunderer Howards und überwarf sich wegen ihm mit Casper David Friedrich. All das inspiriert den begeisterten Rezensenten, sich seine eigenen Gedanken über die Bedeutung von Wolken in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts zu machen: ?Für eine Beschreibung der anhaltenden Faszination der von Howard erfundenen Wolken in der späteren Moderne bleibt noch viel Raum?.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2001

Reiner Klingholz zeigt sich in seiner ausführlichen Rezension äußerst angetan von dem Buch über den autodidaktischen Wetterforscher Luke Howard. In typisch britischer Manier gelinge es dem Autor ein Stück Wissenschaftsgeschichte - die Entwicklung der Meteorologie - mit einem "spannend geschriebenen" Porträt einer historischen Person zu verbinden. Zwar weiß der Rezensent, dass Howard keine Entdeckung des Autors, sondern der Wissenschaft wohl bekannt ist, doch erst in Hamblyns Beschreibung seines Lebensweges habe er die "Zwangsläufigkeit zwischen äußeren Umständen und wissenschaftlichem Ergebnis" beschrieben gefunden. Ein Extralob des Rezensenten erhält der Autor für sein Verdienst, dem Leser nicht mit Fachtermini auf die Nerven zu gehen und dennoch für den in der Meteorologie Bewanderten durchaus neue Erkenntnisse zu bieten.