Rachel Cusk

Transit

Roman
Cover: Transit
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518425916
Gebunden, 238 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Bonné. "Eine Übergangsphase" prophezeit ihr eine astrologische Spam-Mail. Und tatsächlich verändert sich für die Schriftstellerin Faye gerade vieles: Nach einer kräftezehrenden Scheidung ist sie mit ihren beiden Söhnen zurück nach London gezogen und hat bei der Suche nach einer Wohnung einem Gefühl nachgegeben, das augenblicklich verschwand. Anders als die heruntergekommene Haushälfte, die sie jetzt ihr Eigen nennt. Sie lebt auf einer Baustelle, täglich ereignet sich eine kleine Katastrophe, während sie sich einem Ort anzunähern versucht, den sie schon einmal Heimat nannte. Sie trifft Freunde von früher und knüpft neue Bekanntschaften, sie erfährt von den Schicksalen und Krisen der anderen, spricht über Wahlfreiheiten und Notwendigkeiten und gelangt nach und nach zu einer weitreichenden Erkenntnis, die alles auf den Kopf stellt. Wie können wir uns darin einrichten, wenn wir dem eigenen Leben zugleich entfliehen wollen?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.07.2017

Rachel Cusks neuer Roman "Transit" gefällt Rezensentin Meike Fessmann fast noch ein wenig besser als der Vorgänger "Outline". Denn hier gelingt es der in Kanada geborenen Autorin noch eindringlicher, die "Schutzlosigkeit" zu schildern, die ihre autobiografisch geprägte Erzählerin Faye nach ihrer Scheidung überfällt. Cusks Idee, ihre nervlich angeschlagene Heldin überwiegend all jenes indirekt wiedergeben zu lassen, was ihre Umgebung zu ihr sagt, findet Fessmann schlicht brillant: Faye erscheint der Kritikerin wie ein "Durchlauferhitzer fremder Weltsichten", der die "Absurditäten" der Gegenwart von der Spam-Mail über den leeren Verkaufs-Jargon bis hin zu den stetigen Klageliedern ihrer Mitmenschen grandios widerspiegelt. Ein außergewöhnlicher und raffinierter Scheidungsroman, lobt die Rezensentin, die auch mit Eva Bonnés Übersetzung zufrieden ist.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2017

Rezensentin Verena Lueken muss lange warten, bis die Erzählerin in Rachel Cusks Roman in die Gänge kommt und mit ihr eine Erzählung mit Atmosphäre. Der als zweiter Teil einer Trilogie angekündigte Text hat für sie nicht die Zwangsläufigkeit seines Vorgängers "Outline", ist laut Lueken jedoch immerhin auch als selbständiges Buch zu lesen. Die Geschichte einer Frau, deren Leben auseinandergebrochen ist, und die nun anhand neuer Begegnungen das Leben und das Schreiben reflektiert, riskiert viel, findet die Rezensentin, da die Figur im Text nicht plastisch wird und der Leser mit der Geschichte gar nicht allzu warm werden soll. Als Experiment aber kann der Roman die Rezensentin nur bedingt fesseln.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2017

"Negative captivity" ist die Fähigkeit zur Passivität, zur absoluten Offenheit, auch für Schwebezustände, für Unsicherheiten und Zweifel, eine Fähigkeit, die in unserer westlichen Leistungsgesellschaft weitestgehend abhanden gekommen ist, die aber gerade für den Schriftsteller essentiell ist, weiß Rezensentin Angela Schader. Rachel Cusks Ich-Erzählerin besitzt diese Fähigkeit noch, erklärt sie. Sie bildet darüber hinaus das Grundprinzip von Cusks Erzähltechnik in "Outline" und "Transit", den ersten beiden Teilen eines als Trilogie geplanten Romanprojektes, so die beeindruckte Rezensentin. Es ist eine Technik des negativen Erzählens, der negativen Figurenzeichnung, lesen wir: erst durch das Aneinanderlegen fremder Geschichten entsteht der leere Raum, der das Zentrum der eigentlichen Geschichte bildet, das Ich, das erzählt, so Schader. Am Ende entsteht für sie ein hinreißendes, berührendes und sehr interessantes Psychogramm einer Frau, in der, wie in einer klingenden Schale, die Leben, die Geschichten anderer wider- und nachhallen, so die hingerissene Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.06.2017

Carola Ebeling freut sich über den zweiten nun auf Deutsch vorliegenden Teil von Rachel Cusks Romantrilogie. Wie schon im Vorgänger "Outline" bewundert die Kritikerin auch in "Transit" das Vermögen der britischen Autorin, die Abgründe hinter den fragil konstruierten Lebensentwürfen ihrer Figuren aufscheinen zu lassen. Erneut folgt Ebeling hier der geschiedenen zweifachen Mutter Faye, deren Identität von Cusk nur skizzenhaft durch die mit verschiedenen Romanfiguren geführten Gespräche umrissen wird. Wie die Autorin in ihrem bildgewaltigen Roman die "latente Spannung" in "eruptiven, gewaltvollen" Momenten aufbricht, hat die Rezensentin tief beeindruckt. In den nüchtern gestellten, brillant verwobenen großen Lebens- und Identitätsfragen des Romans erkennt die Kritikerin zudem eine nahezu "philosophische Schriftstellerin".