Philipp Ammon

Georgien zwischen Eigenstaatlichkeit und russischer Okkupation

Die Wurzeln des Konflikts vom 18. Jh. bis 1924
Cover: Georgien zwischen Eigenstaatlichkeit und russischer Okkupation
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783465044079
Kartoniert, 238 Seiten, 29,80 EUR

Klappentext

Neuauflage der ersten Ausgabe von 2015. Mit einem Nachwort von Uwe Halbach. Wie kam es zu einer Entfremdung zwischen Russland und Georgien, zweier Länder desselben chalkedonensischen Glaubensbekenntnisses, deren Verbindungen bis ins Frühmittelalter zurückreichen? Georgische Einflüsse lassen sich bereits am glagolitischen Alphabet (9. Jh.) und der Nestorchronik (12. Jh.) ablesen. Ebenso alt ist die russische Sehnsucht nach dem georgischen Paradiesgarten, dem Vyrïj-sad, wohin die Vögel alljährlich zum Überwintern ziehen. "Indeed, we began to believe that most Russians hope that if they live good and virtuos lives, they will not go to heaven, but to Georgia, when they die", schreibt John Steinbeck 1948 im Russian Journal. Nach dem Fall Konstantinopels begann für die Georgier "die Sonne im Norden aufzugehen", wie es der Dichter Mamuk´a Barat´ašvili formuliert, doch entgeht den Georgiern die Säkularisierung der "Heiligen Rus'", welche sich nicht mehr von eschatologischem Sendungsbewusstsein, sondern von der Staatsräson leiten lässt. Das Missverständnis bedingt eine Entfremdung und eine Tragödie, die bis heute währt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.01.2020

Rezensent Wolfgang Taus erfährt im Buch des Historikers Philipp Ammon die Hintergründe des russisch-georgischen Konflikts. Dass der Autor die Beziehung der beiden Nationen als "metaphysisches Spannungsverhältnis" charakterisiert, kann Taus mit der Lektüre nachvollziehen, setzt der Band ihm doch das Problem der "Mittellage" Georgiens zwischen dem aufstrebenden Persien und dem Osmanischen Reich tiefgehend auseinander. Dass die gegenwärtigen Spannungen zwischen Moskau und Tiflis und Georgiens Hoffnungen und Enttäuschungen sich über das Verständnis ehemaliger Ereignisse begreifen lassen, führt das Buch Taus vor Augen.
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