Peter Zadek

Die Wanderjahre

1980-2009
Cover: Die Wanderjahre
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010
ISBN 9783462042016
Gebunden, 519 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Vorwort von Elisabeth Plessen. Als der große Peter Zadek im Juli dieses Jahres in Hamburg im Alter von 83 Jahren starb, ging ein unvergleichliches Theaterleben zu Ende. Kein Regisseur hat das deutsche Theater fünf Jahrzehnte lang so aufgewühlt, revolutioniert und dominiert wie Peter Zadek. Kein Regisseur hat eine solche Vielzahl von unvergesslichen Inszenierungen geschaffen. Aber Peter Zadek war nicht nur Theaterregisseur - er hat auch großartige Filme wie "Ich bin ein Elefant, Madame" gedreht, er war Theaterintendant in Bochum, Hamburg und Berlin, er hat Regie unterrichtet und er hat zwei Bände hinreißender Memoiren veröffentlicht: "My Way" und "Die heißen Jahre". In "Die Wanderjahre 1980-2009" schildert Peter Zadek sein Leben an der Seite der Schriftstellerin Elisabeth Plessen und seine Arbeit seit den frühen 80ern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.10.2010

Mit großem Vergnügen hat Peter Michalzik diesen dritten Band von Peter Zadeks Autobiografie gelesen, aus der er den großen Theatermann noch einmal sehr deutlich sprechen hörte, manchmal auch plaudern. Das Buch sei alles zugleich: "Tratsch und Manifest, Anekdote und Vermächtnis", meint Michalzik. Und auf einmal fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Der Mann war eine Diva! Wie Zadek Wahrnehmungsschärfe mit Ichbezogenheit miteinander verbindet, wie er so tastend und selbstsicher zugleich sein kann, und wie ungeschützt er über sich und andere urteilt - das können nur die ganz Großen des Fachs.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.2010

Fasziniert hat Peter Kümmel diese posthum herausgegebenen Erinnerungen Peter Zadeks gelesen, die zwar mit "Wanderjahre" betitelt sind, aber doch eher vom Ende der Wanderung erzählen, wie der Rezensent zumindest mit Blick auf Zadeks Alter klarstellt. Wobei in Kümmels Besprechung auch deutlich wird, wie ruhelos und unheimisch Zadek bis zuletzt blieb, dessen jüdische Familie 1933 von den Nazis aus Deutschland vertrieben wurde. Wie Zadek auch immer wieder mal aus Berlin und Hamburg floh, liest Kümmel hier durchaus belustigt, aber immer auch beklommen nach. Zadeks Spott über das einst berühmte, aber nach der Ermordung seiner Juden "unbrauchbare" Berliner Publikum, dem jeder "Hauch von Poesie" abging. Noch schrecklicher fand er wohl nur das "hochnäsige beschissene Benehmen" der Hamburger, wie Kümmel tapfer einsteckt. Und auch dass Zadek ohne jede Konzilianz über Weggefährten und andere Künstler schreibt, registriert Kümmel.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2010

Thomas David hat der dritte aus dem Nachlass herausgegebene Band der Erinnerungen von Peter Zadeks letzter Lebensphase genauso wie die beiden vorigen Memoirenbände durch seine Lebendigkeit, Leidenschaft und seine geistreiche Spielfreude begeistert. Der Eindruck der Gegenwärtigkeit - dem Rezensenten klingt beim Lesen geradezu Zadeks Stimme im Ohr - lässt sich nicht zuletzt mit der Entstehung dieses Erinnerungsbandes aus Interviews, die der Theaterregisseur mit seinem Verleger Helge Malchow geführt hat, erklären, meint David. Er ist der Herausgeberin, Zadeks Lebensgefährtin Elisabeth Plessen, besonders dankbar dafür, dass sie nicht versucht hat, diese mitunter sprunghaften, sehr assoziativen Erinnerungen einer strengen Chronologie zu unterwerfen, denn so bewahrt sich Zadeks "charakteristischer Tonfall", wie er freudig vermerkt. Mit den "Wanderjahren" tritt dem Rezensenten ein bewegtes Stück Theatergeschichte als "glanzvolle Revue" entgegen, er entdeckt ein "einzigartiges Selbstporträt" des Regisseurs, in dem sich nicht zuletzt der "unverbrüchliche Glaube" an die Macht und die Notwendigkeit des Theaters manifestiert, wie David betont.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.05.2010

Rezensentin Christine Dössel begrüßt den dritten Teil von Peter Zadeks Memoiren, der nun posthum erschienen ist. Das Werk scheint ihr als wunderbares Theaterbuch, als "Anklage-, Streit- und Verteidigungsschrift", als "Krankheits- und Werkstattbericht, Grundsatz- und Liebeserklärung" des großen 2009 verstorbenen Regisseurs. Mal klug, mal schwatzhaft, aber immer unterhaltsam erzähle Zadek von seinen Wanderjahren von 1980 bis 2009 und denke nach über das Theater, die Welt, das Alter und den Tod. Dössel findet in dem Buch jede Menge Klatsch und Tratsch, Bekenntnisse und Beschimpfungen. Deutlich wird in ihren Augen die Offenheit, Freiheit und Phantasie von Zadeks Arbeit, die im Gegensatz zum unterkühlten, analytischen Kopf- und Konzepttheater ostdeutscher Prägung steht. Besonders hebt sie das Kapitel über Zadeks Zeit am Berliner Ensemble von 1992 bis 1995 hervor. Dabei kommt Heiner Müller zu ihrem Erstaunen wesentlich besser weg, als sie vermutet hätte, während Zadek an Einar Schleef kein gutes Haar lässt. Auch die Lieblinge des Regisseurs wie Angela Winkler, Susanne Lothar, Eva Mattes und Hans-Michael Rehberg kriegen laut Dössel ihr Fett weg, werden aber auch gewürdigt. "Die Liebe von Peter Zadek zu seinen Schauspielern ist die Liebe eines Gottes zu seinen Kreaturen", schließt die Rezensentin, "und dass es nicht leicht ist, ein Gott zu sein - auch das wird klar."
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