Peter Rühmkorf

Die Märchen

Werke, Band 4
Cover: Die Märchen
Rowohlt Verlag, Reinbek 2007
ISBN 9783498057800
Gebunden, 447 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Peter Rühmkorfs Märchen gehören zu den ambitioniertesten Experimenten mit dieser Gattung in der Moderne. Dennoch sind sie gegenüber dem lyrischen und essayistischen Oeuvre lange als spielerisches Nebenwerk vernachlässigt und unterschätzt worden. Der vierte Band der Werkausgabe bietet nun Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen. Neben dem kleinen Märchenroman "Auf Wiedersehen in Kenilworth" und den dreizehn Erzählungen des Zyklus "Der Hüter des Misthaufens" werden hier erstmals auch Rühmkorfs unvollendete Entwürfe, seine Notizen, "Aha-Momente und Sternschnuppeneinfälle" in einer kommentierten Edition präsentiert. Hier lässt sich der romantisch-ironische Zauber dieser "aufgeklärten Märchen" in all seinen Facetten erleben - ein Vergnügen für Leser und eine literarische Entdeckungsreise nicht nur für Rühmkorf-Fans.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2007

Respektvoll nähert sich Hans-Jürgen Schings diesem vierten Band der Rühmkorfschen Werke, den, wie er schreibt, von Heinrich Detering und Sandra Kerschbaumer mit "wohltuender Zurückhaltung" herausgegebenen "Märchen". Rühmkorfs Versuch allerdings, das Märchen zum "Asyl der Poesie" werden zu lassen, erscheint ihm als schweißtreibende Angelegenheit, bei der das Magische gegen die politisch-soziale Wirklichkeit noch immer den Kürzeren zieht. Die Allegorie, wie Schings uns lehrt bevorzugtes Stilmittel Rühmkorfs, gemahnt ihn ebenso an das Kopflastige der Texte wie an die Poesiefeindlichkeit der Zeit. Dass der zugespitzte Einfall, eine Spezialität des Lyrikers Rühmkorf, regiert und nicht der "konsequente Erzählfluss", macht Schings den Genuss dieser Umsetzung einer engagierten Märchenpoetik nicht gerade leichter.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2007

Am schönsten findet Burkhard Müller die Anfänge von Peter Rühmkorfs Märchen, ganz toll das Beiläufige und Kurze. Das kann er selber weiterspinnen, von "Lichtenbergischem Feuer" angestachelt. Folgt er dem Autor, wie der dem Sog "poetischer Freiheit", stößt Müller einerseits auf "phänomenal" Wuchtiges, das viel von der Lust am Erzählen, wenig jedoch von derjenigen an einem schlüssigen Plot kündet. Andererseits aber kann ihm diese "kaleidoskopische Mechanik" auch brutal auf die Nerven gehen. Wenn sie zu lang wird nämlich und den Leser "nirgendwohin" führt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.05.2007

Angesichts des vierten Bandes der Werkausgabe von Peter Rühmkorf, der neben dem kurzen Roman "Auf Wiedersehen in Kenilworth" und dem Märchenzyklus "Der Hüter des Misthaufens" noch 90 bisher unveröffentlichte märchenhafte Texte enthält, kehrt Erika Deiss gedanklich zu ihrem Kritikerinnen-Anfang zurück. Ihre erste Kritik schrieb sie nämlich für einen Radiosender über Rühmkorfs Märchen und schickte sie, da sie ungesendet blieben, gleich an den Verfasser der Märchen selber. Auch beim Wiederlesen ist sie von der virtuosen Sprache, dem Reflexionsniveau und der Wirklichkeitsnähe dieser Märchen hingerissen und für sie zählen sie längst zu den Märchenklassikern a la Brüder Grimm oder Wilhelm Hauff. Deiss hat ihre helle Freude am aufklärerischen Erzählgestus, an der überwältigenden Komik und der sprachartistischen Brillanz dieser Texte und sieht sie meilenweit über die, wie sie meint, mittelmäßigen, derzeit so beliebten Fantasy-Geschichten herausragen. Dass der Band zudem mit einem profunden Kommentar und einem sehr genauen Anmerkungsapparat ausgestattet ist, kann den Enthusiasmus der beglückten Rezensentin noch steigern.
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