Peter Kessen

Von der Kunst des Erbens

Die Flick-Collection und die Berliner Republik
Cover: Von der Kunst des Erbens
Philo Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783865725219
Kartoniert, 170 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Micha Brumlik. Die so genannte "Flick-Collection" ist eine Sammlung zeitgenössischer Kunst. Namensgeber ist Friedrich Christian Flick, Enkel des im Nürnberger Prozess wegen Kriegsverbrechen verurteilten Friedrich Flick. Ab September 2004 wird die "Flick-Collection" als Leihgabe in Berlin in einer eigens umgebauten Halle präsentiert. Da das Vermögen zum Aufbau dieser Sammlung nicht zuletzt aus Kriegsgewinnen und der brutalen Ausbeutung von Zwangsarbeitern stammt, hat das Vorhaben schon vor Jahren in ganz Europa Bedenken und Ablehnung provoziert Während die "Berliner Szene" für die "Flick-Collection" geradezu ungetrübte Begeisterung zeigte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.11.2004

Überzeugend findet Rezensentin Brigitte Werneburg diese kritische Untersuchung über die Flick-Collection von Peter Kessen. Der Autor schildere, wie die Flick-Collection dank einer "konstruktiven Zusammenarbeit" von Kanzler, Kulturministerin und Friedrich Christian Flick nach Berlin geleitet wurde, wobei Rücksicht auf die Interessen und Gefühle der Opfer der Nazis keine Rolle spielte. Kessen gebe der Sklavenarbeit, von der die Flicks profitierten, ein Gesicht, das der ungarischen Jüdin Eva Fahidi, die sich bei Dynamit Nobel fast zu Tode gearbeitet hat und deren Familie in Auschwitz ermordet wurde. Auf der anderen Seite bemühe er sich, Flicks Liebe zur Kunst zu ergründen. Die Begründungen für dessen Faszination für die Kunst, die Kessen dokumentiere, klingen für Werneburg "ausgesucht hohl und steril". Sie sieht bei Flick vor allem einen Sinn für die materielle Wertsteigerung der Sammlung und den ideellen Zugewinn für seinen Namen. Das Porträt, das Peter Kessen von Friedrich Christian Flick zeichne, zeige ihn nicht nur als Vermögens-, sondern auch als Geisteserben des Rüstungsmagnaten und verurteilten Kriegsverbrechers Friedrich Flick.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.10.2004

Rezensentin Claudia Schwartz stellt zwei Neuerscheinungen zur Flick-Debatte vor, die ihr allerdings beide nicht besonders hilfreich erscheinen. Auch wenn Peter Kessens Streitschrift einige berechtigte Fragen aufwerfe, stört sich die Rezensentin an der einseitigen Haltung des Buches. Auch dass Kessen in der Haltung der Politik und der Museumsleiter, gleich Geschichtsrevisionismus zu erkennen, geht für Schwartz zu weit, die darin eher einen bequemen Rückzug auf eine ästhetische Position sehen würde.