Peter Fröberg Idling

Pol Pots Lächeln

Eine schwedische Reise durch das Kambodscha der Roten Khmer
Cover: Pol Pots Lächeln
Edition Büchergilde, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783864060212
Gebunden, 351 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Schwedischen von Andrea Fredriksson-Zederbauer. Mit einem Vorwort von Steve Sem-Sandberg. Peter Fröberg Idling folgt fast eine Generation später den Spuren von vier schwedischen Intellektuellen (Gunnar Bergström, Hedda Ekerwald, Jan Myrdal und Marita Wikander), die 1978 ins Kambodscha Pol Pots reisten. Trotz Zwangsarbeit, Hunger und Massenmord im Land der Roten Khmer verfassten sie optimistische Reiseberichte. Idling geht in dieser literarischen Reportage der Frage nach, ob eine jüngere Generation heute zu anderen Ergebnissen kommen würde. Fast nebenbei erfährt man von der ungeheuren Geschichte eines zerrütteten Landes. Eine exemplarische Darstellung von Propaganda und Selbsttäuschung, Idealismus und Blindheit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2014

Peter Fröberg Idling überzeugt Matthias Hannemann durch Literarizität und Sachkenntnis. Die Mischung aus Geschichtsbuch, Biografie und essayistischer Beobachtung hat es dem Rezensenten angetan. Denkfaul, räumt er ein, darf der Leser aber nicht sein. Denn Ideologieforschung, wie sie der Autor hier betreibt, indem er die von schwedischen Intellektuellen im Dienst der Revolution verfasste, jedoch den Totalitarismus verherrlichende Reportagen aus der Hölle von Pol Pots Kambodscha untersucht und mit der Geschichte des Landes, mit der Biografie des Khmerführers und mit der Gegenwart verschaltet, produziert laut Hannemann mehr Fragen als Antworten.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.08.2013

Cristina Nord begrüßt Peter Fröberg Idlings Buch über eine Kambodscha-Reise von vier schwedischen Intellektuellen im Jahr 1978. Das in Schweden bereits 2006 erschienene Buch scheint ihr auch für deutsche Leser von Interesse, da sich die Kambodscha-Reisenden als Teil einer globalen antiimperialistischen Linken verstanden. Sie berichtet, dass der Autor auf den Spuren seiner Landsleute durch das Land gereist ist, um die Todeslager Pol Pots zu besuchen und mit Menschen zu sprechen, die die Schweden damals begleitet haben. Dabei habe der Autor eine Unmenge an Informationen, Anekdoten und Szenen zusammengetragen, die er wie ein Puzzle arrangiert habe. Manchmal hätte sich die Rezensentin etwas mehr Stringenz gewünscht sowie eine stärkere Einbindung der verschiedenen Zeitebenen in eine zusammenhängende Argumentation.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.08.2013

So ergriffen ist Marko Martin von Peter Fröberg Idlings Aufarbeitung einer von wahnwitzigen Absurditäten gesäumten Solidaritätsreise von vier schwedischen Sozialisten im Jahr 1978 ins Kambodscha unter den Roten Khmer, dass er sich zu vielen Überlegungen über historische historischen Irrwege der radikalen Linken hinreißen lässt, von denen nicht immer ganz ersichtlich wird, ob und in welchem inhaltlichen Zusammenhang sie zum Buch stehen. Dass Idlings Buch glänzend recherchiert ist und sich, trotz allen Schauergeschichten aus der Gruselkammer ideologischer Verblendungen und Verdrängungen, stets fair gegenüber den vier Reisenden verhält - eine davon heute geläutert, einer stur und unbelehrbar, die anderen beiden hüllen sich in Schweigen -, ist dann aber doch eindeutig zu entnehmen. Um was es dem Autor aber im Kern geht, und das rechnet der Rezensent ihm hoch an, ist nicht eine Reprise einstiger Verwirrungen, sondern die Schilderung "bisher unerzählter Zusammenhänge" und die Geschichten der Opfer dieses gewaltigen Völkermords der Machthaber an der eigenen Bevölkerung. Ein Buch, das auch deshalb dazu einlädt, mit der Selbstzufriedenheit eines bürgerlich-intellektuellen Juste Milieu der westlichen Industrienationen abzurechnen, das Gewaltausbrüchen umgarnter revolutionärer Bewegungen von vornherein relativierend gegenübersteht, was der Rezensent in seiner an Einzelanklagen reich gespickten Buchvorstellung dann auch umgehend in die Tat umsetzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.2013

Schwer zu sagen, was sich die FAZ davon versprochen hat, Joscha Schmierer zwei Bücher über die Terrorherrschaft der Roten Khmer besprechen zu lassen. Der einstige Chef des KBW hatte noch 1980 Pol Pot zu seinem erfolgreichen Kampf gegen den amerikanischen und den sowjetischen Imperialismus gratuliert und sich von seinen damaligen Positionen nie öffentlich distanziert. Und auch in dieser Rezension sucht man Reflexion vergeblich, obwohl sich gerade Peter Fröberg Idling in "Pol Pots Lächeln" mit einem Besuch schwedischer Khmer-Sympathisanten auseinandersetzt, die den Terror damals nicht gesehen haben wollen. Rithy Panh dagegen berichtet als Augenzeuge von den Schrecken, die er im Foltergefängnis S 21 erlebt und erlitten hat. Schmierer empfiehlt beide Bücher, vor allem Fröberg Idlings Buch als Reflexion über die Begrenztheit des Augenscheins, die aber nicht in den Relativismus führen müsse, und belässt es am Ende bei recht trockenen Bemerkungen über seine eigene Verblendung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.05.2013

Rezensentin Barbara Weitzel ist höchst angetan von diesem Buch, in dem der schwedische Autor Peter Fröberg Idling mittels Reisen, Interviews und Durchforstung von Archivmaterial zu verstehen versucht, wie vier schwedische Intellektuelle um Jan Myrdal 1978 durch Kambodscha reisen konnten, ohne das geringste von Hunger, Not, Unterdrückung und Massenmorden mitzubekommen. Waren sie blind? Offenbar ja, aber Fröberg Idling übernimmt hier nicht die billige Rolle des Besserwissers, so die Rezensentin. Er versucht wirklich zu begreifen, wie die Reisenden sahen. Und wie wir selbst heute auf die Dinge sehen. Hier kann man teilnehmen nicht an der Wahrheit, sondern an "ihrer ungeheuer spannenden Entstehung", so die beeindruckte Rezensentin.