Olivier Adam

Klippen

Roman
Cover: Klippen
SchirmerGraf Verlag, München 2008
ISBN 9783865550514
Gebunden, 238 Seiten, 17,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg. "Ich war elf Jahre alt, als meine Mutter starb. Im Grunde habe ich seither nichts gemacht, was meinem Schmerz gerecht geworden wäre." Vom Balkon eines Hotelzimmers aus betrachtet der Erzähler die angestrahlten Felsklippen von Etretat: jene Klippen, von denen sich seine Mutter zwanzig Jahre zuvor ins Meer gestürzt hat. Im Zimmer liegen schlafend Claire und ihre gemeinsame Tochter Chloe. Es sind die beiden, ihre zarten, friedlichen Gesichter, die es ihm ermöglichen, den Schmerz des Verlusts noch einmal, endgültig, zu durchschreiten. Während dieser einen Nacht kommen all die Erinnerungen hoch, die ihm jahrelang den Hals zuschnürten: die Leere der einsamen Nachmittage, die Wut des Vaters, sein Bruder Antoine, der es zu Hause nicht mehr aushielt; später das winzige Zimmer in Paris, die flüchtigen, traurigen Beziehungen zu Mädchen, die ebenso sehr am Leben litten wie er. Bis Claire kommt: Sie lässt ihn ahnen, dass er selbst Vater werden muss, um das zu überwinden, woran seine Mutter zerbrach.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.06.2008

Mit Jugendbüchern ist Olivier Adam bisher hervorgetreten, für seinen Erzählungsband "Am Ende des Winters" erhielt er bereits den Prix Goncourt für Jugendliteratur. Mit "Klippen" begibt er sich nun aufs Erwachsenen-Terrain, und zwar, wie Franziska Seng feststellen darf, mit dem schönsten Erfolg. Erzählt wird die Geschichte des jetzt 31jährigen Olivier, der zu den Atlantikklippen von Etretat reist, um sich dort, in einer Art Therapiesitzung, an den Selbstmord seiner Mutter vor vielen Jahren zu erinnern. Sehr geschickt setze der Autor auf kunstvolle Unschärfe, keineswegs klären sich die Dinge und werden eindeutig. Beträchtlich der "sanfte Sog" der "klaren, kargen, funkelnden Sprache", mit der berichtet wird, was zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart des Zurückblickens dem Erzähler widerfuhr. Die Rezensentin ist, daran lässt sie keinen Zweifel, vom alles andere als angeberischen Können des Autors sehr angetan und begrüßt ihn als vielversprechendes Talent "in der zeitgenössischen Literatur".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2008

Berührt zeigt sich Rezensent Thomas Laux von Olivier Adams Roman "Klippen". Im Vergleich zum Vorgängerroman "Keine Sorge, mir geht's gut" scheint ihm vorliegendes Werk zwar dunkler, aber auch substanzhaltiger. Der Roman erzählt die Geschichte eines jungen Mann, dessen schwer depressive Mutter Suizid beging, als er elf Jahre alt war, ein Verlust, der ihn völlig aus der Bahn wirft, und ihn später in die Alkoholsucht abgleiten lässt, bis in mühsamen Schritten die Trauerarbeit gelingt. Die Themen Verlust, Trauer, Schmerz scheinen Laux hier erzählerisch beeindruckend, nuanciert und weitgehend ohne Klischees umgesetzt. Dabei begrüßt er den Verzicht auf "pathosgetränkte Bilder" und lobt das Buch als "stilsicher". Sein Fazit: "Ein gutes Buch".