Oliver Sacks

Drachen, Doppelgänger und Dämonen

Über Menschen mit Halluzinationen
Cover: Drachen, Doppelgänger und Dämonen
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498064204
Gebunden, 352 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Was geschieht in unserem Kopf, wenn wir ohne es zu wollen phantastische Geschichten wahrnehmen oder Muster und Gestalten sehen? Wodurch unterscheiden sich solche Halluzinationen von realen Erfahrungen oder von Traumerlebnissen? Haben sie einen Zusammenhang mit früher Erlebtem oder mit unseren geheimen Wünschen? Der New Yorker Neurologe Oliver Sacks widmet sich in seinem neuen Buch dem Thema Halluzinationen. Er beginnt bei Charles Bonnet, einem Schweizer Mediziner, der im 18. Jahrhundert als erster das Phänomen systematisch erforschte. Und er schlägt den Bogen bis in unsere Gegenwart, bis zu zahlreichen eigenen Patienten und deren Fallgeschichten. Die bildgebenden Verfahren, die in der Hirnforschung heute eingesetzt werden können, ermöglichen völlig neue Erkenntnisse über die Verläufe und die Ursachen von Halluzinationen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.07.2013

Schon William James wusste: Eine Halluzination ist "eine ebenso wahrhaftige Sinneswahrnehmung, wie sie in Gegenwart eines realen Objekts stattfindet. Nur dass das Objekt zufällig nicht da ist", zitiert Burkhard Müller. Dass ausgerechnet dieses Zitat das neue Buch von Oliver Sacks, "Drachen, Doppelgänger und Dämonen" einleitet - im Original schnörkelloser "Hallucinations" - ist kein Zufall, erklärt der Rezensent. Halluzinationen sind etwas ziemlich Normales, für viele Menschen sogar Alltägliches, lernt Müller bei Sacks. Gewöhnlich reicht aber der gesunde Menschenverstand aus, um zu erkennen, dass "die Paraden von Eichhörnchen mit kleinen Rucksäcken auf den Schultern" wahrscheinlich nicht real ist. Die Krankheit fängt erst dann an, wenn das Unterscheidungsvermögen gestört ist und der Betroffene das dringliche Gefühl hat, den Befehlen der Nager folgen zu müssen, beschreibt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.06.2013

Nicht überzeugt zeigt sich Oliver Pfohlmann vom Versuch des Neurologen Oliver Sacks, in einer Mischung aus Fallgeschichten, Selbsterlebtem und Fachwissen das Phänomen der Halluzination zu banalisieren. Wenn Spinnen Hallo sagen oder ununterbrochen "White Christmas" erklingt, meint Pfohlmann, so ist das nicht notwendigerweise komisch oder Ausdruck von Genie. Dass der Autor in seinem Buch ausgerechnet die Halluzinationen von Schizophrenie-Erkrankten unbeachtet lässt, scheint Pfohlmann planvoll zu sein, die Lektüre der "lustigen" Fallgeschichten aber ermüdet ihn auf Dauer.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.03.2013

Äußerst fasziniert hat sich Christian Schüle mit Oliver Sacks neuester neuropsychiatrischer Studie über Halluzinationen beschäftigt und darin die schon in früheren Arbeiten des fast 80-jährigen Autors bewährte Mischung von "Lebensnähe", Analyse, eigenen Erfahrungen und Wissenschaftsgeschichte gefunden. Dass der Neurologe dann auch noch mit einer echten Erkenntnisgewinn versprechenden These aufwarten kann, findet der Rezensent besonders erfreulich. Sacks legt nämlich dar, dass Halluzinationen zum Ursprung der Kunst und der Religion gehören, erklärt Schüle, der es nur schade findet, dass der Autor diese These nicht viel weiter verfolgt. Genauso bedauerlich ist es laut Rezensent, dass Sacks zu keinem "übergeordneten Prinzip" bei der Einschätzung von Halluzinationen kommt, insgesamt aber hat er dem Buch sehr viel Anregendes entnommen, wie er deutlich macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.2013

Ein unsystematisches Sammelsurium oder schlicht und einfach Altbekanntes neu, aber etwas lieblos aufgewärmt sieht Martina Lenzen-Schulte im neuen Buch des Neurologen und populärwissenschaftlichen Autors Oliver Sacks. Und das ist leider keine Halluzination. Lenzen erkennt das nicht nur an den vielen handwerklichen Fehlern (überfrachtete Fußnoten, holprige Übersetzung), sondern auch daran, dass sie viele im Band verhandelte Fallgeschichten bereits aus früheren Büchern des Autors kennt, und zwar ausführlicher. Dass Sacks sich dem Thema Halluzination ausschließlich von seiner visuellen Ausprägung her nähert und darüber hinaus auch noch vor allem die skurrile Seite daran ausschlachtet, hält die Rezensentin schließlich für wenig hilfreich, immerhin handelt es sich ja um ein handfestes Leiden.
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