Ogai Mori

Die Wildgans

Roman
Cover: Die Wildgans
Manesse Verlag, München 2012
ISBN 9783717522782
Gebunden, 240 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen und mit einem Nachwort von Fritz Vogelsang. Otama ist ein anmutiges, intelligentes Mädchen mit kühnen Träumen. Das Leben als Nebenfrau eines Wucherers in einer Seitenstraße von Tokio gehört nicht zu diesen Traumvorstellungen. Eher schon der attraktive Medizinstudent Okada, der jeden Tag an ihrer Tür vorbeispaziert und mit seinen Blicken ihre Sehnsucht weckt. In aller Stille plant Otama ein Zusammentreffen mit dem sympathischen Unbekannten, doch das Schicksal durchkreuzt ihre Pläne. Mori Ogais 1913 im Original erschienener Roman erzählt von geheimen und enttäuschten Liebeswünschen, von Freundschaft und der Macht alltäglicher Lebenszwänge.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.04.2012

Den Autor beschreibt Leopold Federmair als pflichtbewussten Artikelschreiber, Kunstkritiker, Dramatiker und hochrangigen Soldaten der japanischen Armee. Dass Ogai Mori auch Romane schreiben konnte, lässt sich laut Federmair mit diesem Buch feststellen, für ihn Moris Meisterwerk, das in der Tradition großer japanischer Prosa, etwa eines Yasunari Kawabata steht, verhalten, detailgenau und kompositorisch durchdacht. Die hier verhandelte zarte Liebesgeschichte erinnert ihn an "Madame Bovary", hat aber ganz eigene Qualitäten, wie Federmair betont. Etwa den ethnografischen Wert moralischer und gesellschaftlicher Eigenheiten im Japan des späten 19. Jahrhunderts. Das Zauberhafte aber liegt für den Rezensenten nicht im Naturalismus der Geschichte, sondern im Unausgesprochenen in der Annäherung und der Beziehung zwischen einem Mädchen und einem jungen Mann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.03.2012

Endlich ist Mori Ogais Roman "Die Wildgans", der lange vergriffen war, neu aufgelegt worden, freut sich Rezensentin Katharina Borchardt. Mori erzählt eine zarte Liebesgeschichte um die 20-jährige Otama, Zweitfrau eines Wucheres, und den jungen Medizinstudenten Okada vor dem Hintergrund der Modernisierung und Verwestlichung Japans im ausgehenden 19. Jahrhundert. Das Werk verrät für Borchardt nicht nur die Liebe Moris zur Literatur - der Autor hatte während eines Medizinstudiums Deutschland in den 1880er Jahren die deutsche Literatur kennen gelernt und später Goethe und andere deutsche Dichter ins Japanische übersetzt -, sondern in seiner Symbolik auch die Kenntnis der Psychoanalyse. Während Otama und ihr Vater noch einem vormodernen Frauenbild verpflichtet sind, scheint ihr der Erzähler, ein Freund des Medizinstudenten Okada, zu großer psychologischer Tiefe fähig. Die Übersetzung des Werks von Fritz Vogelsang aus den 60er Jahren hätte nach Ansicht von Borchardt eine Auffrischung vertragen können. Dennoch ist sie froh, dass das Buch "endlich wieder gelesen werden kann".
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