Norbert Mappes-Niediek

Arme Roma, böse Zigeuner

Was an den Vorurteilen über die Zuwanderer stimmt
Cover: Arme Roma, böse Zigeuner
Ch. Links Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783861536840
Kartoniert, 207 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Warum kommen die Roma in Osteuropa aus ihrem Elend nicht heraus? Sind sie arm, weil sie diskriminiert werden, oder werden sie diskriminiert, weil sie arm sind? Sind sie arbeitsscheu, kriminell und womöglich dümmer als andere? So wird oft gefragt, wenn auch meistens hinter vorgehaltener Hand. Und die Antwort kennt man natürlich: "Typisch Roma." Der langjährige Balkan-Korrespondent Norbert Mappes-Niediek unternimmt einen Faktencheck und kommt zu überraschenden Befunden. Zugleich kritisiert er die europäische Roma-Politik und die von ihr beförderte "Gypsy industry" fundamental und zeigt alternative Wege auf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.05.2013

Die Schieflage im Umgang mit und der Debatte über Roma drückt der Titel dieser Studie von Norbert Mappes-Niediek ganz treffend aus, findet Klaus Brill: die Wahrnehmung ist oftmals verzerrt durch Vorurteile oder Verklärung. Für den Rezensenten gelingt dem Autor hier die ausgewogene Darstellung von der Auswanderung aus Indien im Spätmittelalter über Jahrhunderte der Sklaverei in Rumänien bis zur Vernichtung im Holocaust und der prekären Situation danach. Damit vermittelt Mappes-Niediek Wissen, das "noch keineswegs Allgemeingut ist", lobt Brill. Er kann die Parteinahme des Autors für die marginalisierte Ethnie nachvollziehen, und selbst seinen einzigen milden Kritikpunkt, dass Mappes-Niediek kaum mal einen Roma selbst zu Wort kommen lässt, nimmt er umgehend zurück: Als Journalist bekommt man von ihnen doch allzu oft Bären aufgebunden.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.09.2012

Rundum überzeugend findet Rezensent Rüdiger Rossig diesen Essay über die Roma, den der Balkan-Experte Norbert Mappes-Niediek vorgelegt hat. Das Vorgehen des Autors, gängige Vorurteile und Klischee zu den Roma aufzugreifen, genauer zu betrachten und zu widerlegen, schätzt er als mutig. Dabei attestiert er Mappes-Niediek einen differenzierten Blick, profunde Kenntnisse und plausible Argumentation. Deutlich wird für ihn u.a., dass es keine einheitliche Roma-Kultur gibt und dass die soziale Situation der Roman in den vergangenen Jahrhunderten in verschiedenen Ländern Europas und der Türkei sehr unterschiedlich war. Die massenhafte Verarmung der Roma in manchen Teilen Osteuropas erscheint dabei als relativ neue Situation. Zustimmend äußert sich Rossig nicht zuletzt zu Mappes-Niedieks Kritik an der europäischen Roma-Politik. Bleibt für ihn nur die Hoffnung, dass dessen Intervention auch die politischen Entscheidungsträger in der Roma-Debatte erreicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.08.2012

Bewusst provokant geht der auch mitunter für die FR schreibende Journalist Norbert Mappes-Niediek in seinem Buch über die Roma zu Werke, was bei Rezensentin Sabine Vogel durchaus gut ankommt. Der Autor greift gängige Vorurteile auf und untersucht sie unerschrocken auf ihren Wahrheitsgehalt, blickt zudem auf die historischen und sozialen Voraussetzungen beispielsweise für das entspannte Verhältnis der Roma zu Eigentumsdelikten, so die Rezensentin. Sie stimmt mit dem Autor überein, wenn der sich für eine Bekämpfung der Armut statt einer "Minderheitenpolitik" stark macht, die die Roma gleich wieder in ein Ghetto sperrt. Manche Geschichten, mit denen Mappes-Niediek seine Analysen durchsetzt, haben Vogel amüsiert, manches aber auch ziemlich aufgerüttelt, wie die Tatsache, dass bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Roma in Rumänien versklavt wurden.

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