Nella Larsen

Seitenwechsel

Roman
Cover: Seitenwechsel
Dörlemann Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783908777670
Gebunden, 189 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Adelheid Dormagen. Irene Redfield flieht vor der Hitze eines heißen Sommertages ins Dachrestaurant des Drayton Hotels in Chicago. Sie traut ihren Augen kaum, als sie hier ihre Freundin aus Kindertagen wiedertrifft. Clare Kendry ist nach dem frühen Tod ihres Vaters bei weißen Verwandten aufgewachsen und der Kontakt zwischen den Freundinnen abgerissen. Zwei Jahre später zieht Clare nach New York und meldet sich bei Irene, die in Harlem lebt, während Clare in der Welt der Weißen zu Hause ist. Clare ist mit einem Rassisten verheiratet, der nicht auch nur entfernt von ihrer schwarzen Herkunft ahnt. Zudem beunruhigt Irene mehr und mehr, dass Clare eine magische Wirkung auf ihren eigenen Ehemann zu haben scheint. Clare, die Wanderin zwischen den Welten, liebt die Gefahr und das Spiel mit dem Feuer - und droht ständig, sich zu verbrennen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2012

Als zeitdiagnostisch und zeitlos zugleich bezeichnet Thomas Leuchtenmüller diesen 1929 im Original erschienenen zweiten Roman der afroamerikanischen Schriftstellerin Nella Larsen. Die Autorin erzählt darin die Geschichte zweier junger schwarzer Frauen im Chicago der wilden zwanziger Jahre und thematisiert damit laut Leuchtenmüller lange vor Toni Morrison die Identitätsprobleme gemischtrassiger Frauen, die bei Larsen bereits erstaunlich selbstbewusst und selbstbestimmt auftreten, wie der Rezensent erklärt. Der Text überzeugt ihn aber nicht nur durch sein Thema, sondern ebenso durch die klassisch anmutende tragische Handlungsentfaltung, genaue Beobachtungen und Larsens geschmeidige Formulierungskunst, die er hier gleichfalls gekonnt übersetzt findet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2011

Als beeindruckenden und hochaktuellen Roman preist Martin R. Dean Nella Larsens "Seitenwechsel", der die unterschiedlichen Lebensentwürfe von zwei afroamerikanischen Frauen beschreibt und die Probleme von "Fremd- und Selbstdefinition innerhalb der ethnischen Zugehörigkeit" untersucht. Das 1927 im Original veröffentlichte Werk erzählt von Irine, die sich in der schwarzen Oberschicht eingerichtet hat, und Clare, die ihre afroamerikanischen Wurzeln verleugnet, einen rassistischen Weißen heiratet und an ihrem "Seitenwechsel" zerbricht, erfahren wir. Ein Klassiker der afroamerikanischen Literatur, wichtiger "Echoraum" für Autoren wie Fanon, Ellison oder Morrison und "verstörend" aktuell, so Dean, der den Zeitpunkt für diese "Wiederentdeckung" überaus günstig findet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2011

Rezensent Dirk Knipphals freut sich über die Entdeckung dieses kleinen Romans von 1929, der nun erstmals auf Deutsch und in "schöner Ausstattung" herauskommt. Nella Larsen, die New Yorker Autorin mit dänisch-karibischen Wurzeln, erzählt darin von der schwarzen Upperclass im Harlem der zwanziger Jahre, die zwar durchaus den Konventionen von Cocktailparty und Benefiz-Gala verbunden ist, aber Fragen nach Bürgerrechten und Selbstverwirklichung nicht ausweichen kann. Knipphals räumt ein, dass der Roman mit seinen erzählerischen Mitteln nicht unbedingt prunken kann, aber er hat mit erkennbarer Anteilnahme die Geschicke zweier Frauen verfolgt, von denen eine die "Seiten wechselt", also ein Leben als Weiße führen möchte, während die andere die Paranoia entwickelt, sie könnte um ihren Status quo gebracht werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2011

Sehr beeindruckt ist Rezensentin Bernadette Conrad von Nella Larsons Roman "Seitenwechsel" und sie dankt es dem Dörlemann-Verlag ausdrücklich, dieses in der Versenkung verschwundene Buch neu aufgelegt zu haben. Die Autorin greift in ihrem erstmals 1927 erschienenen Buch um die "hellhäutige Schwarze" Irine, die ihre Zugehörigkeit zur schwarzen Oberschicht Chicagos gegenüber ihrem rassistischen weißen Mann verleugnet, aber heimlich mit ihr Umgang pflegt, ein sehr aktuelles Thema ihrer Zeit auf, lobt die Rezensentin. Sehr beeindruckt ist sie von der einfühlsamen Darstellung und sie verfolgt gespannt, wie die Autorin eindrücklich Identitätsverlust und Einsamkeit als Folge des "Seitenwechsels" demonstriert.