James Baldwin

Von dieser Welt

Roman
Cover: Von dieser Welt
dtv, München 2018
ISBN 9783423281539
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Miriam Mandelkow. Mit einem Vorwort von Verena Lueken. John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, sexuell unschlüssig, seine einzige Waffe zur Selbstverteidigung ist sein Verstand. Aber was nützt es, von den weißen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei hässlich und wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. John sehnt sich danach, selbst über sein Schicksal zu entscheiden, nicht sein Vater, den er trotz allem liebt, nicht ein Gott, den er trotz allem sucht. Als am Tag von Johns vierzehntem Geburtstag sein Bruder Roy von Messerstichen schwer verletzt nach Hause kommt, wagt John einen mutigen Schritt, der nicht nur sein eigenes Leben verändern wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2019

Die neue deutsche Werkausgabe von James Baldwin beginnt naturgemäß mit dessen 1953 erschienenem Debüt "Von dieser Welt" (im Original "Go Tell It on the Mountain") und damit gleich mit der kaum lösbaren Herausforderung für die Übersetzerin Miriam Mandelkow, den "durchrhythmisierten Predigtton" des Romans ins Deutsche zu übertragen, berichtet Andreas Platthaus. Es geht um einen schwarzen vierzehnjährigen Jungen in New York, der sich entgegen der Familientradition entscheidet, nicht Prediger werden zu wollen, um dessen rebellisch veranlagten jüngeren Bruder und um die Herkunft der Familie aus dem amerikanischen Süden, fasst der Rezensent zusammen. Mit "Von dieser Welt" liefert Baldwin, der bereits 1948 aus den USA nach Europa emigriert war, eine "gnadenlose Introspektive" der Afroamerikanischen Gesellschaft und eine Abrechnung mit dem Rassismus, meint Platthaus.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.05.2018

Rezensent Martin Zähringer liest James Baldwins Roman in der Neuübersetzung von Miriam Mandelkow mit Freude. In dem Buch erkennt er Baldwins Selbstermächtigung als Schriftsteller. Dass der Autor für den verhandelten Vater-Sohn-Konflikt weniger aus afroamerikanischen Quellen denn aus der Geistesgeschichte der europäischen Moderne schöpft, Freud und Joyce fallen Zähringer sofort ein, lässt den Rezensenten erkennen, dass hier von der Emanzipation des modernen Subjekts die Rede ist. Die Genauigkeit, mit der Baldwins Erzähler die Sprache der religiösen Indoktrination von Vater und Sohn rekapituliert, findet Zähringer bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.03.2018

Ein regelrechter Hype wird derzeit in den USA um den afroamerikanischen Schriftsteller und Gesellschaftskritiker James Baldwin veranstaltet, weiß Rezensent Christian Bos. Dreißig Jahre liegt Baldwins Tod bereits zurück, und trotzdem scheinen die Texte dieses Autors, der damals als einer der einflussreichsten Bürgerrechtler in den USA galt, immer noch und immer wieder aktuell, berührend, brisant, schreibt Bos. Diesen Bürgerrechtler, der gerade in Amerika eine "beispiellose Renaissance" erlebt, hätte es jedoch nicht geben können ohne den autobiografischen Roman "Von dieser Welt". Denn hier, erklärt Bos, schreibt sich der Autor von den Lasten seiner Vergangenheit los, mit denen im Gepäck er die Zukunft vermutlich nie in dem Maße hätte beeinflussen können, wie er es dann tat, glaubt Bos.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2018

Rezensent Gustav Seibt kann beim besten Willen nicht verstehen, weshalb sich der deutsche Verlag nicht am auf ein afroamerikanisches Spiritual anspielenden Originaltitel "Go Tell it on the Mountain" orientiert hat. Denn ein derart eindringliches Stück religiöser Literatur wie James Baldwins um 1950 entstandenen Roman hat der Kritiker selten gelesen. Erzählt wird die Geschichte des jungen Schwarzen John, der Mitte der dreißiger Jahre als Sohn eines baptistischen Predigers aufwächst, resümiert Seibt. Bezüge zu Bibel und Kirchenliedern sind hier üppig, formgebend und lebendig, erklärt der Rezensent, der bewundert, wie Baldwin "Gosse und Prophetie" gegeneinanderschneidet. Dieser Roman ist ein Bild von "düster-grausamer Schönheit", lobt der Kritiker, der auch mit Miriam Mandelkows Übersetzung sehr zufrieden ist. Einen Stellenkommentar zu den biblischen Hintergründen vermisst er allerdings.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.03.2018

Die hier rezensierende Autorin Sasha Marianna Salzmann liest James Baldwins Debütroman in neuer Übersezung von Miriam Mandelkow mit Blick für die darin zu entdeckenden autobiografischen Aspekte. Das Porträt einer zerrissenen schwarzen Familie besticht für sie durch Baldwins Talent, die menschliche Seele auszuleuchten und kompromisslos und für den Leser durchaus beklemmend, wie sie schreibt, den langen Weg der Figuren nachzuzeichnen vom amerikanischen Süden nach Harlem. Wie im Rausch liest sie Baldwins scheinbar mühelos mehrere Generationen einer Familiengeschichte umspannenden Text. Sie meint Baldwins Schmerz bei der Niederschrift zu spüren. Aktuell erscheint ihr das Buch nicht zuletzt, da der Autor existenziell Menschliches behandelt. Und mit einem potenziell rassisstisch eingestellten US-Präsidenten an der Macht, liest sich Baldwin ohnehin wie frisch aus der Presse, meint sie.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de