Nathaniel Hawthorne

Das Haus mit den sieben Giebeln

Roman
Cover: Das Haus mit den sieben Giebeln
Manesse Verlag, München 2004
ISBN 9783717520481
Gebunden, 448 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen neu übersetzt von Irma Wehrli. Mit einem Nachwort von Hanjo Kesting. Dieser Roman schlägt ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte auf, dessen Nachwirkungen der Autor bis in seine Gegenwart hinein verfolgt. Hawthorne macht seine Heimatstadt Salem in Massachusetts, berüchtigt durch ihre unrühmliche Rolle während der Hexenverfolgungen, zum Schauplatz eines schweren Frevels, der sich über Generationen an der Familie des Übeltäters rächt. Die "Hauptfigur" dieses legendenhaften Buches ist nicht ein Mensch, sondern ein Haus - ein allmählich vermodernder Holzbau mit sieben Giebeln, seit Generationen Wohnsitz der Familie Pyncheon. Der materielle Verfall des Gebäudes steht für die moralische Verkommenheit seiner unrechtmäßigen Eigentümer, und die Bewohner tragen schwer an der fluchbeladenen Erbschaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2004

Am 4. Juli 2004, am Unabhängigkeitstag, wäre Nathaniel Hawthorne 200 Jahre alt geworden. Sein Werk, so Kai Martin Wiegandt, hat "seine schöpferische Kraft aus der kritischen Auseinandersetzung" mit dem Puritanismus der Vorfahren gezogen. Das zeigt sich laut Wiegandt auch in Hawthornes zu Lebzeiten erfolgreichstem Roman "Das Haus mit den sieben Giebeln". Held des Werkes sei ein Haus, anhand dessen der Autor, Pionier des psychologischen Romans "das religiöse Schema der Erbsünde" gut aufklärerisch "in ein psychologisches Drama unbewältigter Schuld" verwandele, das sich fortzeugt von Generation zu Generation. Dabei zeige Hawthorne "eine ganz unwahrscheinliche Nähe zu anderen Schriftstellern seiner Epoche", etwa zu Gogol, in dessen "Der Mantel" ähnliche Thematiken behandelt und auch eine ähnlich satrisch-parodistische Erzählhaltung eingenommen werde. "Das Haus mit den sieben Giebeln" habe auch einen höchst persönlichen Hintergrund, berichtet der Rezensent, denn einer von Hawthornes Vorfahren, "Richter in den berühmten Hexenprozessen von Salem", sei, so will es die Legende, von einer der verurteilten Frauen samt seiner Familie verflucht worden.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.07.2004

"Schaudernd fasziniert" hat Rezensentin Evelyn Finger bei der Lektüre einer Neuübersetzung von Nathaniel Hawthorne in die "tiefe Zwiespältigkeit" menschlicher Existenz geblickt und festgestellt, dass es "ein Jammer" ist, dass der Autor auch heute noch nicht "hinlänglich" rezipiert wird. Die anlässlich seines zweihundertsten Geburtstags veröffentlichte Übersetzung enthalte all das, was Hawthornes Kunst ausmacht: Eine alte Geschichte von der Zukunft wird erzählt, mit "feinnervigem, dramatischem Stil", an dem Poe seine Theorie der Short Story entwickeln sollte. Die mangelnde Rezeption des Autors erklärt sich die Rezensentin mit Hawthornes isolierter Haltung. Er bleibe im Abseits wie seine Helden, die keinen Anteil an der Welt nehmen. Doch damit flüchtet er sich nicht in einen "aggressiven" Solipsismus, sondern zeigt lediglich ein "marodes Selbstbewusstsein". Er geht nicht konform mit den Bewunderern des jungen Amerikas, er bleibt "skeptisch" und sein Interesse ist auf das gerichtet, was "unter dem Schleier" unserer Wahrnehmung liegt, auf das, was "uns traumatisiert hat". Das ist es, was ihn zum Einzelgänger macht, seine Erzählungen aber "strahlen lässt."