Michel Matveev

Die Armee der namenlosen Revolutionäre

Russland 1905
Cover: Die Armee der namenlosen Revolutionäre
Weidle Verlag, Bonn 2014
ISBN 9783938803639
Kartoniert, 150 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Rudolf Bittner. Das Jahr 1905 - Russland im Umbruch. Die erste russische Revolution findet im ganzen Land zur gleichen Zeit statt "von Wladiwostok bis Sewastopol". Doch wie kann eine solche Revolution gegen das Zarentum erfolgreich inszeniert werden? Der damals 13-jährige Michel Matveev war hautnah dabei und berichtet detailgetreu über die Geschehnisse, ein Zeugenbericht, der sämtliche Facetten der revolutionären Umtriebe erfaßt und in glühenden Farben schildert. Zunächst beschreibt er, wie sich die Revolutionäre zusammenfinden, wer sie sind: Arbeiter, Soldaten, Bauern. Er läßt den Leser teilnehmen an den Prozessen der Herstellung der revolutionären Propagandaschriften in Druckereien und ihrer Verbreitung auf den Straßen mit all den Gefahren und dem Mut der Revolutionäre: Wenn sie von der Polizei gefaßt werden, landen sie im Gefängnis, wo Abstumpfung, Gewalt und Krankheit herrschen. Für jeden, der ausfällt, springt gleichwohl ein anderer ein. Die Woge der revolutionären Begeisterung reißt alle mit sich.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2016

Rezensent Christoph Haacker liest Michel Matveev Erinnerungen an sein Überleben als Jude in Kiew, Odessa und im Moskau der 20er Jahre mit Erstaunen über die große Nüchternheit des Autors. Fast wie aus einem Geheimdienstdossier erscheinen ihm die geschilderten Ereignisse und Erlebnisse, nicht wie propagandistische Heldengeschichten. Auch die psychologische Täteranalyse, die Darlegung der Staatsgewalt und des Antisemitismus kommt eher lakonisch daher, meint Haacker, betont aber auch die große Plastizität der Figuren- und Landschaftsbeschreibungen. Matveevs Bücher sind für den Rezensenten bedeutende Mosaiksteine im Bild des 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2014

Fast vergessen war die Revolutionschronik des russischen Schriftstellers Michel Matveev. Dass sie nun erstmals auf Deutsch erscheint, grenzt für Luisa Marie Schulz an ein kleines verlegerisches Wunder. Auch wenn ihr der Autor keinen erschöpfenden Überblick über die Geschehnisse von 1905 zu geben vermag, sondern eher aus der Froschperspektive berichtet, von Metallarbeitern, Schustern und Tischlern auf dem Weg in die Revolte, wenn er die Farben der Gefängniswände beschreibt und die Gesetze der Versammlung, langweilt sich die Rezensentin nie. Im Gegenteil, der Blick der Statisten der Weltgeschichte und ihre Porträts geben Schulz das Gefühl ganz nah dabei zu sein und als spreche die Stimme der Revolution selbst.
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