Michael Heinemann

Kleine Geschichte der Musik

Cover: Kleine Geschichte der Musik
Reclam Verlag, Ditzingen 2004
ISBN 9783150183120
Kartoniert, 356 Seiten, 8,80 EUR

Klappentext

Michael Heinemann zeigt das vielschichtige Phänomen "Musik" in seinem Kontext, betont die ästhetischen, kompositionstechnischen und sozialgeschichtlichen Aspekte ihrer Entwicklung. Zudem erklärt er die Grundzüge einer allgemeinen Musiklehre, so dass der Band eine Einführung in die Musik schlechthin bildet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.03.2005

Etwas problematisch erscheint Andres Briner diese "Kleine Geschichte der Musik" von Michael Heinemann. Briner konzentriert sich in seiner Besprechung weitgehend auf Heinemanns Darstellung der Musikgeschichte zwischen 1933 und 1945, die im 21. Kapitel, "Macht. Musik auf Befehl" abgehandelt wird. Hier würden die verhängnisvollen Wirkungszusammenhänge zwischen Nationalsozialismus und systemgläubiger Musik im "Dritten Reich" zum Hauptthema. Briner hält dem Autor in diesem Zusammenhang "Unschärfen" und "Einseitigkeiten" vor. Die nationalsozialistische Ausstellung "Entartete Musik" von 1938 etwa sei keineswegs nur gegen Jazz und Zwölftonmusik gerichtet gewesen. Im 22. Kapitel, "Emigration und Verweigerung", gehe Heinemann der Sinn für die künstlerischen Proportionen verloren. Einzig Arnold Schönberg habe ihm genügend "Dissens" (gegen den Nationalsozialismus) artikuliert, um bestehen zu können. Alban Berg, Anton Webern, Igor Strawinsky, Bartok und Schostakowitsch hält Briner nicht für angemessen gewürdigt. Auch Heinemanns Einschätzung, Hitlers Vorliebe für Wagner habe ein ganzes kompositorisches Oeuvre in Misskredit gebracht, findet Briner schlicht "unhaltbar".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.12.2004

Michael Heinemann hat mit seinem neuen Buch nicht einfach nur eine weitere Musikgeschichte vorgelegt, schreibt Rezensent Olaf Dittmann. Zwischen die "Eckpfeiler" Klang und Stille, Leben und Tod spanne er "seinen roten Faden"; gleichzeitig verfolge er Musik von der Wiege der abendländischen Welt bis heute und begebe sich dabei auf ein "dünnes hohes Seil". Zwar kommen manche Thesen nach Ansicht des Kritikers etwas "bemüht" daher, beispielsweise wenn Heinemann behauptet, die französische Revolution wäre ohne den "Rückhalt" einer Kultur von Männerchören nicht möglich gewesen. Bedauerlich sei auch, dass Popmusik kaum Eingang in Heinemanns mitunter allzu "hochkulturelle" Analyse gefunden habe. Umso spannender findet Dittmann dagegen die Betrachtungen zu Richard Strauss' Konservatismus in der NS-Zeit, den Heinemann als Ausdruck eines "zerrissenen Mannes" wertet, der die Augen vor den Geschehnissen verschließt. Insgesamt geht das Buch über eine reine Faktensammlung weit hinaus, schreibt der Rezensent. Der Drahtseilakt ist Heinemann "gelungen", resümiert er.