Martin Suter

Melody

Roman
Cover: Melody
Diogenes Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783257072341
Gebunden, 336 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit - vor über 40 Jahren - ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Für die Ordnung des Nachlasses stellt der alte Herr einen Studenten ein, der diesen Job dringend braucht. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob Dr. Stotz wirklich ist, wer er vorgibt zu sein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Als erzählerisches "Glanzstück" bezeichnet Rezensentin Rose-Maria Gropp Martin Suters neuesten Roman über einen alternden, sterbenden Zürcher, der jahrzehntelang Politik und Gesellschaft dirigiert hat.  Jetzt, verrät sie, sucht und findet er einen Nachlassverwalter, dessen Aufgabe zunächst sein soll, Unangenehmes zur Person Peter Stotz zu vernichten und der Nachwelt ein schöngefärbtes Bild zu präsentieren. Die eigentliche Aufgabe scheint aber darin zu liegen, dem Sterbenden zuzuhören, wenn er über seine große Liebe Melody erzählt, die ihn kurz vor der geplanten Hochzeit verlassen hat, meint die Kritikerin. Dabei stellen sich für sie Fragen nach dem Verhältnis von Wahrheit und Fiktion, von Selbstentwürfen zur Tatsächlichkeit, die Suter gewohnt spannend und konzis schreibt. Für Gropp eine klare Empfehlung wert.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.04.2023

Fast hätte Kritiker Peter Praschl angesichts dieser Alter-Weißer-Mann-Prosa die Flinte ins Korn geworfen, doch sein Durchhaltevermögen hat sich letztlich bezahlt gemacht. Der Roman handelt vom reichen Zürcher Dr. Peter Stotz, der, ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, allerhand kritische und inkriminierende Papiere von seinem Nachlassverwalter aus der Welt schaffen lässt, erklärt Praschl. Der junge Jurist muss sich mit der Selbstbeweihräucherung seines Dienstherren befassen, die auch dem seufzenden Rezensenten nicht erspart bleibt. Als dann eine mysteriöse Braut ins Spiel kommt, die Stotz kurz vor der geplanten Hochzeit davonläuft, wird es doch noch spannend: Er erzählt die Geschichte der Liebe seines Lebens, aber der findige Nachlassverwalter kann in Erfahrung bringen, dass Melody, so ihr Name, eine ganz andere Perspektive vertritt, freut sich der Rezensent, der diesen Plottwist nicht mehr erwartet hat. Die Fragen, wer eine Geschichte erzählt und wie sie sich zu den eigenen Gunsten drehen lässt, macht Praschl letztlich doch eine Menge Spaß.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2023

Hohe erzählerische Qualität, wie man es von Martin Suter gewohnt ist, findet Rezensentin Cornelia Geißler in dessen neuem Roman vor. Der alternde Dr. Stotz stellt einen jungen Juristen an, der seine Biografie "bereinigen" soll. Eigentlich sucht Stotz aber vielmehr jemanden, dem er die Geschichte von Melody erzählen kann, seiner großen Liebe, die kurz vor der Hochzeit verschwand. So "einnehmend wie spannungsreich" und mit eine Prise Gesellschaftskritik erzählt Suter, wie sich Jurist Tom nun auf die Suche macht, lobt die Rezensentin. Das Spiel mit Fiktion und Wahrheit beherrsche er dabei, wie immer, perfekt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.04.2023

Was wie eine Liebesgeschichte beginnt, entpuppt sich bald als eine Geschichte über "Selbstdarstellung und Außenwirkung", erkennt Rezensentin Irene Binal, die diesen Roman Martin Suters offenbar mit großem Vergnügen gelesen hat. Es geht um einen alternden Politiker, der seinem Biografen von seiner großen Liebe, Melody, erzählt, die plötzlich verschwand. Ob es wirklich alles so war, wie er erzählt? Binal lässt Zweifel, keinen Zweifel hat man aber daran, dass sie das Buch süffig zu lesen fand. Und ohne Tiefen sei es auch nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.03.2023

Auf der Suche nach der Wahrheit befindet sich Tom, der Protagonist in Martin Suters neuem Roman, meint Rezensent Gerhard Matzig. Tom stolpert etwas perspektivlos durchs Leben, bis er das Angebot erhält, so Matzig, Nachlassverwalter eines reichen Schweizers zu werden, der der Nachwelt vor allem ein bestimmtes Bild von sich vermitteln will. Ob das, sein Leben, seine Erfolge, seine Beziehung zur mysteriösen Marrokanerin Melody, wahr ist oder nicht und was Wahrheit überhaupt bedeutet, wird hier von Suter feinsinnig ausgehandelt, resümiert der Kritiker und attestiert dem Autor, die "Kunst des Schwindels" zu beherrschen, die diese Überlegungen auszeichnet.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.03.2023

Wie Martin Suter die verschiedenen Ebenen seines Romans immer wieder klug zu verweben weiß, gefällt Rezensent Christoph Vormweg sehr, so auch in diesem Buch: Zunächst geht es um den jungen Juristen Tom, der eine Stelle als Nachlassverwalter eines ehemals hohen Tiers in der Politik- und Wirtschaftswelt der Schweiz annimmt. Dafür wird von ihm erwartet, das bislang kolportierte Image dieser Person aufrecht zu erhalten. Parallel erzähle er von seiner Liebe zur Buchhändlerin Melody und der erfolglosen Suche nach ihr. Für Vormweg ergibt sich daraus eine so lehrreiche wie amüsante Geschichte um Wahrheit, Moral und Selbstdarstellung, bei der er gerne zur Lektüre rät.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.03.2023

Rezensent Roman Bucheli erkennt den Reiz von Martin Suters neuem Roman darin, dass in der Geschichte um einen vermögenden Unternehmensberater, der ordnend auf sein Leben und seine große Liebe zurückschaut, nichts so ist, wie es scheint. Dass im Buch viel teures Zeug weggegtrunken und überhaupt viel Geld ausgegeben wird - geschenkt, meint Bucheli. Auch die Schilderungen des Glams zwischen Zürich und Paris hauen Bucheli nicht vom Hocker, im Gegenteil scheinen sie ihm etwas angestrengt, genau wie die Figurenzeichnung. Wie sich der Text schließlich zu einer "Etüde über die Kunst der Täuschung" entwickelt, das findet der Rezensent jedoch reizvoll.