Mark Twain

Meine geheime Autobiografie

Cover: Meine geheime Autobiografie
Aufbau Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783351035136
Gebunden, 1129 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Übersetzt von Hans-Christian Oeser, Andreas Mahler. Zwei Bände im Schuber. Hundert Jahre mussten wir warten, denn Mark Twain hatte verfügt, dass seine Autobiografie, sein letztes, größtes Werk, erst hundert Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden darf - und er kreierte damit einen Sensationserfolg. Das Buch landete bei Erscheinen sofort an der Spitze der amerikanischen Bestsellerlisten, bislang wurden in den USA über eine halbe Million Exemplare verkauft. "Mir schien, ich könnte so frank und frei und schamlos wie ein Liebesbrief sein, wenn ich wüsste, dass das, was ich schreibe, niemand zu Gesicht bekommt, bis ich tot und nichtsahnend und gleichgültig bin." (Mark Twain) Er erzählt von seiner Familie und von Schicksalsschlägen, von skurrilen Begegnungen mit den Großen und mit den verachtenswerten "Zwergen" seiner Zeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.02.2013

Dem Autor zu Ehren gereicht diese Autobiografie wohl mehr als dem Leser zum Genuss. Das jedenfalls legt Frank Schäfer nahe, wenn er erklärt, dass man so einen Wälzer beileibe nicht von vorn bis hinten zu lesen hat, reinschmökern genügt. Langweiliges steht drin, meint Schäfer, Bekanntes, aber auch Großes vom pointenschleudernden Menschenkenner Twain. Darüber hinaus viel Überflüssiges, das Schäfer beinahe scheitern lässt, das gibt er unumwunden zu, an dieser aufs Unfertige bauenden Autobiografie, dieser Bastelei aus Tagebuch und Geschichte. Das ist modern, keine Frage für den Rezensenten. Dass man ihm auch noch den Apparat als Beiband zumutet, Editionsphilologisches etc., findet Schäfer hingegen übertrieben, so etwas kommt heutzutage ins Netz, findet er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2013

Rezensentin Susanne Ostwald geht sehr streng mit der deutschen Ausgabe dieser Mark-Twain-Autobiografie ins Gericht, die ihrer Ansicht nach alle philologischen Standards zugunsten der Vermarktbarkeit aufgegeben hat. Twain hat seine Bekenntnisse, die erst hundert Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden sollten, nicht chronologisch diktiert, erklärt Ostwald, in der amerikanischen Ausgabe werden sie auch ganz richtig in der Reihenfolge der Aufzeichnung angeordnet. Warum die deutsche Ausgabe dies eigenmächtig ändert, ist der Rezensentin nicht einsichtig. Auch dass die editorischen Notizen in einen Ergänzungsband verbannt wurden, missfällt der Rezensentin, die schließlich noch Rolf Vollmann das eitle und zum Teil absurde Vorwort regelrecht um die Ohren haut. Großes Lob hält sie indes für die Übersetzung von Hans-Christian Oeser bereit, der Twains spitzen Plauderton ohne größere Verluste ins Deutsche herübergerettet habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.11.2012

Judith von Sternburg amüsiert sich ein wenig über den großen Rummel, der um Mark Twains "geheime Autobiografie" gemacht wird. Nicht nur, dass einige Verleger "keck" schon Textteile veröffentlicht hatten, vieles, von dem Twain schreibt, hat er auch andernorts geschrieben oder gesagt - selbst die wirklich neuen Aussagen sind größtenteils weniger anstößig als viele Leser sich wünschen werden, fasst sie zusammen. Was sie fasziniert, ist das Genie Mark Twains für seine eigene Vermarktung: genau diesen Rummel hat er sich gewünscht - und bewusst geplant - als er zu Lebzeiten festlegte, dass seine Autobiografie erst nach hundert Jahren die Öffentlichkeit erfreuen dürfe, erklärt von Sternburg. Trotzdem ist es ein besonderes Buch, findet die Rezensentin: unchronologisch, unvollständig und besonders. Sie freut sich, dass sie noch einmal "üppig" vorgeführt bekommt, wie sich Twain, immer etwas spöttisch, erzählend mit seiner Öffentlichkeit auseinandersetzte. Typisch Twain.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.11.2012

Rezensent Ulrich Greiner muss Leser enttäuschen, die sich von Mark Twains "geheimer Autobiografie" delikate Enthüllungen erhoffen. Dafür handelt es sich aber um eine erstmals ungekürzte und nach ihrer chronologischen Entstehung geordnete Ausgabe, die den gefeierten amerikanischen Autor in seiner ganzen Empfindlichkeit und Empfindsamkeit, aber vor allem mit seinem ganzen Witz vor Augen führt, wie der Rezensent freudig vermerkt. Sehr viel Anerkennung erhält auch der eingehende Kommentar dieser Ausgabe. Greiner rekapituliert wichtige Lebensstationen, Schicksalsschläge und Anliegen des amerikanischen Schriftstellers und weist auch auf das wechselnde politische Engagement für verschiedene amerikanische Präsidenten hin. Twains von ihm selbst in seinen Aufzeichnungen festgehaltene Neigung zur Weitschweifigkeit berechtigt seine Leser, manche Seite zu überblättern, ermuntert der Rezensent, der in dieser Autobiografie insgesamt aber einen ungemein "sympathischen", ehrlichen und vor allem "großen Schriftsteller" findet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012

Was soll man sagen, das alles (oder fast) existiert seit Jahrzehten. So lange etwa kennt Rezensent Tilman Spreckelsen Einzelheiten aus Mark Twains bewegtem Leben, seine Kindheit, sein Dasein als junger Journalist, seine Lebensliebe, erzählt von ihm selbst als "Autobiografische Schriften" zum Beispiel. Und dennoch kann sich Spreckelsen dem neuen, zwei Jahre nach dem amerikanischen Original erscheinenden Band nicht entziehen, seinem riesigen Material- und Anmerkungsschwanz, Twains assoziativer, wie der Rezensent findet, meist lustiger und tiefer Erzählung. Denn so wie hier, unverstellt, ganz subjektiv, unvollständig, nicht als zur Lebensgeschichte sich rundende Story, hat er all das dann doch noch nicht gelesen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2012

Mark Twain hatte verfügt, dass seine Autobiografie erst hundert Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wird, berichtet Rezensent Burkhard Müller, der diese mit Spannung erwartet hatte - und nach der Lektüre leider ziemlich enttäuscht ist. Denn das Werk, an dem der Autor fünfunddreißig Jahre unter Qualen mit einem Biografen und einer Stenotypistin arbeitete, offenbart wenig Neues, informiert der Kritiker. Über 700 Seiten liest er in dieser Collage aus Gedanken, Gefühlen, Zeitungsartikeln und Briefen etwa Twains Nörgeleien über die Mängel seiner italienischen Villa oder das viel zu lang dauernde Einrichten eines Telefonanschlusses. Dabei stellt Müller fest, dass die Aufzeichnungen Twains zwar stilistisch seinem literarischen Oeuvre ähneln, leider verzichte der Autor hier aber auf seinen pointenreichen Humor und pflege vor allem seine Eitelkeit. Auch wenn sich der Kritiker über weite Strecken der Lektüre langweilt, hat er in dieser Autobiografie schließlich doch auch Lesenswertes entdeckt: Während er sich über Twains Schilderungen des Zusammentreffens mit dem amerikanischen Präsidenten Grover Cleveland oder sein Porträt von John D. Rockefeller jr. bestens amüsiert, haben ihn die Ausführungen des Autors über den Verlust seiner Frau und seiner Tochter durchaus ergriffen.
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