Maria Kuncewiczowa

Zwei Monde

Ein Roman in Erzählungen
Cover: Zwei Monde
Guggolz Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783945370421
Gebunden, 190 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Peter Oliver Loew. Mit einem Nachwort von Anna Artwińska. Maria Kuncewiczowa setzte mit "Zwei Monde" dem Weichselstädtchen Kazimierz Dolny ein Denkmal. Als junge Frau hatte sie in der malerischen Stadt ein Haus entdeckt, "versunken in Gänsefuß und Brennnesseln". Sie verliebte sich in den Ort, kaufte das Haus, pflanzte Malven, Kapuzinerkresse und Rosen und kehrte nach jahrzehntelanger Emigration in England und den USA später wieder dorthin zurück. In "Zwei Monde" nimmt Kuncewiczowa in zwanzig Kapiteln die Gesellschaft in Kazimierz Dolny in den Blick: Stimmungsvolle Porträts geben Einblicke in das Leben der Sommergäste und der ansässigen Bevölkerung - der Bettlerin Agata, der Schneiderin Walentyna, des blinden Hirten Michał und des jüdischen Eisenhändlers Mistig. Jedes Kapitel wirft ein Schlaglicht auf einen Teil der Bewohnerschaft, der Erzählreigen rundet sich zu einem Panorama des friedlichen Alltags in der Kleinstadt und lässt die unwiderruflich versunkene Welt der Zwischenkriegszeit wiederauferstehen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.12.2023

Schön, dass Maria Kuncewiszowa ursprünglich 1933 veröffentlichten Erzählband nun in neuer Übersetzung erscheint, so Rezensentin Stephanie von Oppen. Die zwei Monde des Titels beziehen sich, erfahren wir, auf zwei Gruppen von Menschen, die in der polnischen Kleinstadt Kazimierz Dolny beisammen leben: einheimische Handwerker, Mägde und Angestellte auf der einen, Künstler mit unstetem Lebenswandel auf der anderen Seite. Einfühlsam und mit ironischem Witz werden die daraus entstehenden Begegnungen beschrieben, führt die Rezensentin aus, zusätzliche Spannungen entstehen durch das Nebeneinander von jüdischen und christlichen Dorfbewohnern. Die einzelnen Erzählungen sind in sich abgeschlossen, werden aber durch wiederkehrende Figuren untereinander verknüpft, beschreibt von Oppen, die insbesondere von der sinnlichen Intensität der Sprache begeistert ist. Und auch von dem erhellenden Blick auf die Rolle der Frau, was klar mache, weshalb die feministische Kritik die Autorin schätze. Peter Oliver Loews Übersetzung ist ausgezeichnet, schließt die Kritik.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.11.2023

Gern liest Rezensent Ulrich M. Schmid Maria Kuncewiczowas ursprünglich 1933 erschienenen Prosaband, der nun erstmals, von Peter Oliver Loew gekonnt übersetzt, auf deutsch vorliegt und episodisch über das Alltagsleben in der polnischen Provinz, genauer gesagt im Ort Kazimierz Dolny erzählt. Kuncewiczowa schreibt über Menschen, die in Routine gefangen sind, führt Schmid aus, viel Bewegungsspielraum haben sie nicht, weshalb nicht Handlung, sondern unerfüllte Wünsche ins Zentrum rücken. Die Geschichten sind aus unterschiedlichen, oft wechselnden Perspektiven erzählt, lernen wir, zwischen Haupt- und Nebenfiguren unterscheidet die Autorin nicht. Außerdem reflektiert Kuncewiczowa laut Schmid ihren eigenen Blick auf diese Welt, auch hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Juden und Christen, das der Band ebenfalls in den Blick nimmt und das immer dann besonders interessant ist, wenn es um Liebe geht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2023

"Mit hübschen Sehnsuchtsfalten gealtert" ist Maria Kuncewiczowas wieder aufgelegter Roman dem Rezensenten Jörg Plath zufolge: Zuerst 1933 erschienen, siedelt die Autorin ihre Geschichten im Städtchen Kasimierz Dolny an der Weichsel an. Die titelgebenden "Zwei Monde" stehen dabei für die Gegensätze, die dort immer wieder aufeinanderprallen - Stadt und Dorf, Juden und Christen, Männer und Frauen, erzählt Plath. Die Geschichten von der Bettlerin Agata und von der Liebe zwischen Jeremi und Madzia erinnern den Kritiker dabei bisweilen an Irmgard Keun und Mascha Kaléko, Kuncewiczowa schaffe dabei eine Mischung aus "Sommer und Sehnsucht, Lust und Trauer", ohne ins Kitschig-Idyllische zu verfallen. Dem informativen Nachwort kann Plath noch einige Informationen über das Leben der Autorin nachlesen, deren spürbare Faszination für die Minderheit und das Besondere auch ihn mitreißt.
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