Margaret Mazzantini

Geh nicht fort

Roman
Cover: Geh nicht fort
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783627000967
Gebunden, 340 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Petra Kaiser. Als Angela, die 15jährige Tochter des erfolgreichen Chirurgen Timoteo, mit ihrem Motorroller einen Unfall erleidet und bewußtlos mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird, gerät Timoteos Welt ins Wanken. Während er unter Schock vor der Tür des Operationssaals wartet, in dem Kollegen um das Leben seiner Tochter kämpfen, überschlagen sich seine Gedanken. Timoteo geht mit sich ins Gericht, legt Rechenschaft ab, Rechenschaft über eine leidenschaftliche verbotene Liebe zu einer Frau, die nicht Angelas Mutter ist. Verzweifelt auf die erlösende Nachricht wartend, daß seine Tochter am Leben bleiben wird, entblößt er eine dunkle Seite seiner Seele, die Wahrheit über sich, die er bislang unterdrückt hatte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2003

Im neuesten Buch der römischen Erfolgsautorin geht es um die ganz großen, immer wieder in der Literatur gestalteten Themen: Eros, Liebe und Tod - dies allerdings, wie Rezensentin Maike Albath erläutert, auf niedrigstem literarischen Niveau. Die Handlung passe in das Genre Arztroman, die existentiellen Lebenskrisen, die hier gestaltet werden, gleiten ins Triviale ab. Auch die blumige und kitschige Sprache hat der Rezensentin nur Unbehagen bereitet. Die Autorin habe mit ihrem neuen Roman "die richtige Mischung aus Voyeurismus und Sentimentalität" zusammengebraut, und dass sie damit bei einem breiten Lesepublikum ankommt, verwundert die Rezensentin nicht weiter. Warum das Buch jedoch mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, ist ihr schleierhaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Für Jutta Person betritt und erobert Margaret Mazzantini gefährliches Terrain, indem sie mit den Strickmustern des Trivialromans arbeitet, ohne diese zugleich trivial aussehen zu lassen. Das Strickmuster ist hier die Lebensbeichte eines Chirurgen, der am Krankenhausbett seiner verunglückten Tochter gleichsam eine "symbolische Schädelöffnung" vornimmt und der Bewusstlosen seine verkorkste Vergangenheit offen legt, die ihn in einen pflichtbewussten Vater und Gatten und einen animalischen Liebhaber gespalten hat. "Bekenntnisse einer unschönen Seele", nennt es Person, die das genaue Psychogramm eines Menschen ergäben, der zwar alle Abläufe, Symptome und Spaltungsmechanismen genau beobachten, jedoch nie ihre Ursachen benennen könne. Wie ein Schulmediziner eben, meint die Rezensentin. Anders ergeht es den Lesern, denen sich die Spielregeln dieses Doppellebens um so mehr erschließen, lobt Person und schließt: Die Autorin habe zu Recht in Italien den begehrten Premio Strega erhalten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Ziemlich verunglückt findet Jochen Jung diesen Roman und will sich nicht in die "Tiefsinnsfalle" locken lassen, in der die Autorin, wie er meint, allerdings sitzt. Eine amour fou gesteht da ein Chirurg seiner "komatösen Tochter", detailliert und ohne, dass sie sich wehren kann. Aber das ist missglückt, meint Jung, weil "das Denken und Empfinden, die Wünsche, ja Begierden eines Mannes" von dieser Autorin "nicht so gut" ausgedacht worden sind. Vielmehr ist der Mann so "lachhaft" geraten, dass es den Rezensenten nur wundern kann, schließlich hat Mazzantini den Roman ihrem Ehemann gewidmet... Nur der Figur der Italia, der unscheinbaren Geliebten des lachhaften Chirurgen, ist es zu verdanken, dass Jung den Roman "dann doch nicht teilnahmslos" gelesen hat. Ihr gewinnt er eine Geschichte ab, die ihn interessiert - die er sich allerdings selbst erzählen muss. Denn die Autorin besteht, wie es scheint, nicht nur auf "Tiefsinn im Prunkgewand", sondern auch noch auf ein "blümerantes Ende".

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