Margaret Atwood

Oryx und Crake

Roman
Cover: Oryx und Crake
Berlin Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783827000149
Gebunden, 381 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Barbara Lüdemann. In einer gar nicht so fernen Zukunft, in einer Welt, die ständig von Umweltkatastrophen bedroht ist, leben Oryx und Crake. Der Meeresspiegel ist bereits dramatisch gestiegen und die Küstenstädte sind dem Wasser zum Opfer gefallen. Die Mehrheit der Menschen haust in den verfallenen Städten, in denen sich die Epidemien immer mehr auszubreiten drohen. Crake ist Wissenschaftler und mit der Entwicklung neuer Medikamente beschäftigt, die die Menschen immunisieren sollen. Aber Crake, ein Genie auf dem Gebiet genetischer Manipulation, verfolgt darüber hinaus ganz eigene Pläne. Ein Wettlauf gegen den Untergang der Menschheit beginnt ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2003

Trotz der Tatsache, dass das Buch ein Bestseller ist, kann Dietmar Dath der "aus lauter schlimmen Hausfrauensorgen herausextrapolierten Fabelwelt" der kanadischen Autorin nichts abgewinnen. Nach seiner Ansicht enthält der satirisch gemeinte Zukunftsroman kaum etwas, das nicht von anderen Autoren "besser gedacht, schöner geschrieben, leidenschaftlicher riskiert und sorgfältiger zusammengefügt worden wäre". Die "Nachdenklichkeitsherstellerin" Margaret Atwood liefere jede Menge Fragen samt "smarter Antworten, Lösungen und Auskünfte", das Ganze jedoch in "witzloser, quälender Breite" und mit Stilmitteln, die weder neu noch besonders originell seien. Dass dermaßen viele "Tröpfe" das Buch kaufen, weil ihnen "zum dummen Geldverdienen und Konsumieren bloß noch was fürs Herz" fehlt, findet unser Rezensent (offenbar ein strikter Konsumverweigerer) viel erschreckender als Atwoods "uninspirierten Griff in die verstimmten Saiten von Kassandras kaputter E-Gitarre".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.07.2003

Thomas Leuchtenmüller findet, dass "Kanadas bedeutendste Autorin" in diesem Roman eine grandiose Anti-Utopie beschrieben hat: In einer unfernen Zukunft vegetiert da der letzte Mensch auf einem Baum, und macht sich entweder Sorgen um die nächste Mahlzeit oder meditiert darüber, wie es soweit kommen konnte, erzählt unser Rezensent. Er bewundert, wie elegant die "achronologischen Rückblicke" eingeflochten sind. Vor der Katastrophe lebte der Protagonist in einer Dreiecksbeziehung mit der Ostasiatin Oryx und dem genialen Genmanipulator Crake. Leuchtenmüller ist besonders fasziniert von dem "sprachlichen Feuerwerk", mit dem die "trainierte Wortakrobatin" Atwood ihre "erkenntnisfördernde Satire" unterlegt. Sie sei jedoch immer darauf bedacht, dass ihre Erfindungen, darunter ein sprechender Toaster, "in ähnlicher Form schon heute existieren". Gerade weil Atwood die Extreme meidet, erscheinen die geschilderten Entwicklungen dem Rezensenten so beängstigend plausibel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.06.2003

Margaret Atwood hat mit "Oryx und Crake" einen utopischen Roman in der Tradition George Orwells verfasst, der die Kritikerin Christiane Zschirnt zwar literarisch, aber nicht von seiner Moral her beeindruckt. Nicht etwa weil Atwood mit ihrer Zivilisationskritik und Satire auf die Gentechnologie die falsche Moral besäße, sondern weil sie sich damit moralisch unangreifbar macht. "Da kann man nur noch betroffen zustimmen", klagt Zschirnt. Gott sei Dank gibt Atwood der Literaturkritikerin doch noch zu tun: denn neben der moralisch-satirischen Ebene birgt "Oryx und Crake" noch eine zweite, komplexere, mit einer "packenden Erzählung", so Zschirnt. Über das Ende des Zeitalters der Geschichten, des Erzählens. Der Roman sei ein originelles und überzeugendes Plädoyer für die Notwendigkeit des Erzählens, daneben aber auch ein Liebesroman, schreibt die Rezensentin, die sich dennoch von Atwoods Mischung aus moralischem Engagement und schwarzem Humor seltsam unberührt fühlt.
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