Marc Auge

Das Pariser Bistro

Eine Liebeserklärung
Cover: Das Pariser Bistro
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2016
ISBN 9783957572615
Gebunden, 118 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Felix Kurz. Morgens ein Café au lait, ein Croissant und dazu die aufgeschlagene Le Monde, abends angeregte Diskussionen über Gott und die Welt bei einem Pastis : Wenn der Eiffelturm das architektonische Aushängeschild der Seine-Metropole ist, dann stehen die Pariser Bistros für ihre Lebensart. In seiner persönlichen Annäherung an die Eckcafés seiner Heimatstadt ergründet der Anthropologe Marc Augé den magischen Reiz der Bistros und beobachtet das bunte Treiben um den Tresen. Dabei lässt er seine eigenen Erlebnisse während der Studienzeit in den 50er Jahren im Quartier Latin Revue passieren, wo er Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre traf, beschreibt den Wandel der Beziehungen der Gäste parallel zum Wandel der Stadt und erzählt mit liebevollem, aber immer ungetrübten Blick von seinem jahrelangen Stammbistro mit dem Wirt François, der Aushilfe Julie und den täglichen Besuchern, die mit dem Bistro älter werden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.11.2016

Marc Auges "Pariser Bistro" weckt die Sehnsucht nach Paris, versichert Rezensent Hans-Jürgen Heinrichs. Französisches Lebensgefühl kann ihm der Autor, der Beobachtungen in und um das Bistro herum geschickt mit der eigenen Lebensgeschichte verknüpft, bestens vermitteln. Dabei erscheint ihm der Ethnologie wie ein "Jongleur", der leichthändig mit Impressionen seiner Jugend, Erinnerungen an philosophische und literarische Zirkel und intimen Beobachtungen spielt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2016

Rezensent Oliver Pfohlmann ist glücklich, das Erscheinen von gleich zwei hinreißenden "Elogen" des französischen Anthropologen Marc Auge verkünden zu können, den er vor allem für seine Theorie der "Nicht-Orte" schätzt. Während der Kritiker in dem kurzen Text "Lob des Fahrrads" verzaubert durch Raum und Zeit radelt, zieht es ihn hier mit Auge in "Das Pariser Bistro" der sechziger und siebziger Jahre, als Sartre, Hyppolite, Althusser und de Beauvoir dort diskutierten und tranken. In diesem wunderbaren kurzen Text erfährt der Rezensent auch noch einmal, was eine Imbisskettenfiliale als Nicht-Ort von einem Pariser Bistro als Ort unterscheidet: Schon allein die Beziehung zum Wirt macht das Bistro zum "Ort des Übergangs" zwischen Distanz und Vertrautheit, lernt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.07.2016

Unterhaltsam, bewegend und inhaltlich anregend findet Rezensent Cornelius Wüllenkemper Marc Augé Liebeserklärung an die Pariser Bistros. Nach den Attentaten im November 2015 in Paris hatte der Journalist Jean-Marie Gourio seine Bücherserie "Tresenwitze" aus den Bistros aufgegeben. Auch das Buch des Anthropologen und Ethnologen Augé erschien im Original vor den Anschlägen. Er beschreibt das Bistro - durchaus mit autobiografischen Anflügen - als Ort der sozialen Begegnung, der "sozialen Distinktion und zugleich der kollektiven Identität". Aber auch - mit den Worten des Autors - als "romanesken Ort", an dem sich jeder Gast selbst inszeniert. Ganz unnostalgisch war die Lektüre für Wüllenkemper - und hoch amüsant.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.06.2016

Klaus Bittermann entdeckt mit Marc Augé das Pariser Bistro als Ort des Widerstands. Gegen die Eile und für den Alltag und die zwischenmenschlichen Beziehungen der oberflächlichen Art. Dass für Augé das Bistro vor allem ein Ort der fünfziger Jahre ist, wo Sartre, Barthes und de Beauvoir sitzen, und dass er seine Liebeserklärung mit reichlich Melancholie anreichert, geht für Bittermann in Ordnung.