Leif Randt

Schimmernder Dunst über CobyCounty

Roman
Cover: Schimmernder Dunst über CobyCounty
Berlin Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783827010278
Gebunden, 240 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Bald wird es Frühling. Wim Endersson, Literaturagent und Melancholiker, fiebert der neuen Jahreszeit genauso entgegen wie alle anderen Bewohner von CobyCounty. Sie warten auf die schönsten Touristen der Welt. Jedes Jahr strömen begabte Menschen aus allen Nationen in den berühmten Ort am Meer, um sich im milden Sonnenschein selbst zu feiern. Wim und sein bester Freund Wesley haben noch nie woanders gelebt, sie studierten an der School of Arts and Economics und erinnern sich gern an die sinnlichen Knutschszenen, tragischen Trennungen und ausschweifenden Tanzpartys ihrer Vergangenheit. Doch als plötzlich, kurz vor Anbruch des Frühlings, Wesley die Stadt in panischer Furcht verlässt, droht sich CobyCounty für immer zu verändern. Wims Freundin, die intelligente Pianistin Carla, geht auf Distanz, der Agenturchef scheint krank vor Sorge, Wim lässt sich verführen. Er muss nachdenken: Ist seine Heimat nur zu retten, indem er ein neues Leben beginnt? Noch wird Wims Apartment vom Licht durchflutet, doch am Horizont kündigt sich bereits ein großes Unglück an ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2011

Leif Randts "Coby County" ließ den Rezensenten Hubert Winkels schaudern, und zwar alles andere als behaglich. Denn die milde Wohlfühlwelt, die Randt hier zeichnet und die von lauter jungen, lässigen Kreativen bewohnt wird, die keine Differenzen und keine Probleme mehr kennen, erscheint ihm in diesem Roman nicht als ausgemalte oder behauptete Science Fiction. Randt erzeugt diese Welt mit sprachlichen Mitteln, er setzt so bewusst und konsequent das literarische Werkzeug dafür ein, wie der Rezensent es selten erlebt. All das Laue und Relative dieser seifigen Welt findet Winkels in den Adjektiven und Konjunktionen - vielleicht, fast, wahrscheinlich, phasenweise. Hier reizt nichts mehr, hier tut nichts mehr weh, den Dunst der Relativierung erzeugt Randt mit seinen Sprachmitteln, staunt Winkels: "Das ist eine Kunst."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.09.2011

Mit großen Vergnügen hat Roman Bucheli diesen diesen leichtfüßigen Roman von Leif Randt gelesen. Im Zentrum des Werks sieht er einen melancholischen 26jährigen Verlagslektor, der in Coby Conty lebt, einem idyllischen, harmonischen, nahezu utopischen Ort ohne materielle Sorgen und soziale Probleme, der auf einmal von einer Reihe ungewöhnlicher Ereignisse heimgesucht wird, am Ende aber vom drohenden Frühlingssturm doch verschont bleibt. Auf den ersten Blick wirkt das Buch auf auch in seiner Sprache so behaglich wie der friedliche, schöne Ort, von dem es handelt. Doch bei der zweiten Lektüre erschließt sich Bucheli die ganze "sanfte und stille Ironie" und ihr "nicht ganz ungiftiges Aroma", was für ihn die Lesefreude noch einmal beträchtlich erhöht. Sein Fazit: eine herrliche Parodie auf unsere Sehnsucht nach störungsfreien Leben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.08.2011

Höchst angetan ist Rezensent Ulrich Rüdenauer von Leif Randts Roman um einen leicht melancholischen 26-jährigen Literaturagenten, der in CobyCounty lebt. Dieses CobyCounty, eine schicke, idyllische Stadt am Meer, in der Kreative vollkommen sorgenfrei leben, hat ihn sichtlich fasziniert. Rüdenauer lobt den Roman als präzise beobachtend und "stilistisch brillant" formuliert. Die Lebenswelt, die Randt beschreibt, kommt ihm - auch wenn sie genau so natürlich nirgends existiert - vertraut vor, zumal der Erzählton suggestiv und das Buch voll von kulturellen Anspielungen sei. Und so erzählt der Roman für ihn nicht nur von einem Gegenort, sondern auch von unserer Gegenwart. Vor allem aber zeigt er in seinen Augen, "wie Kreativität sich unter den Verhältnissen der absoluten Saturiertheit in Abstumpfung verwandelt".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2011

Laut Rezensent Christoph Schröder ist Leif Randts zweiter Roman ein intelligentes Buch, gut geschrieben und zudem äußerst witzig. Die Wellness-Oase Coby County ist Schauplatz der Handlung, die von dem 26-jährigen Literaturagenten und "Wohlfühlzombie" Wim Endersson erzählt wird, berichtet der Rezensent. "Soft, ganz soft" sei dieses fiktionale Universum, und alles und jeder darin reine Fassade. Die Gedankenwelt des Erzählers ist von dieser chronischen Oberflächlichkeit ebensowenig ausgenommen wie die Sprache des Romans, so Schröder. Und die finale Katastrophe belächelt der Rezensent als "Apokalypse light". Es ist allerdings gerade diese konsequent durchgehaltene Verweigerung jeglicher Substanzialität, die für Schröder den Wert des Romans ausmacht. In einer Lebenswelt, in der alles nur auf sich selbst verweist und "sogar die Ironie ironisiert ist", gebe es keinen Ausweg, und so interpretiert der Kritiker das Buch als Dokument eines "melancholischen Nihilismus".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.08.2011

Judith von Sternburg ahnt die nahende Apokalypse in Leif Randts Roman auf jeder Seite. Merkwürdig, denn eigentlich scheint alles so gut in Coby County, die Bewohner sind reich und erfüllt in ihren Berufen als Onlineredakteur oder Webdesigner. Aber das ist bloß das, wie Sternburg findet, geradezu plakativ subtile Spiel des Autors, Sternburg traut ihm einiges zu, lustige Sexszenen etwa. Oder eine Satire über die beste aller möglichen Welten am Beispiel Coby County.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2011

Nach der Lektüre von "Schimmernder Dunst über Coby County" freut sich Lena Bopp über einen jungen Autor, dem sie durchaus zutraut, die "Sehnsucht nach einer literarischen Spiegelung der Gegenwart" zu stillen. In diesem "fabelhaften" Buch, welches die Rezensentin als das "Unaufgeregteste" der Saison würdigt, erzähle Leif Randt die Geschichte des ebenso zufrieden wie teilnahmslos wirkenden 26-jährigen Literaturagenten Wim, der in der Wellness-Oase Coby County ein Leben voller Sonne, Reichtum und Möglichkeiten führt. Auch als seine "gut organisierte" Liebe zu Carla zerbricht und sein bester Freund Wesley sich verändert, erwacht Wim nicht aus seiner bedrohlichen Selbstgenügsamkeit. Die Kritikerin liest den Roman als Satire auf die "westliche Wohlstandsgesellschaft", in der es zwar keine Existenzsorgen, aber auch keine Leidenschaft und Empathie mehr gibt. Schließlich ist sie fast geneigt, diese "hellwache" Satire als "epochalen Generationenroman" zu bezeichnen.
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