Lasha Bugadze

Der Literaturexpress

Roman
Cover: Der Literaturexpress
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783627002237
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Georgischen von Nino Haratischwili. Zaza, Autor eines einzigen, wenig erfolgreichen Erzählbandes, bekommt ein überraschendes Angebot: In einem Zug zusammen mit 99 weiteren Autoren soll er Städte wie Lissabon, Madrid, Paris, Brüssel, Frankfurt, Moskau, Warschau und Berlin besuchen. Warum gerade er für diese abenteuerliche Lesereise ausgewählt wurde, ist Zaza schleierhaft. Als kurz darauf der Kaukasuskrieg ausbricht, seine Freundin Elene sich von ihm trennt und er erfährt, dass der hochneurotische Lyriker Zwiad der zweite georgische Autor an Bord sein wird, ahnt er: Diese Reise wird sein Leben auf den Kopf stellen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.08.2016

Lasha Bugadze hat Pech: Rezensentin Katharina Döbler war selbst kurze Zeit Teilnehmerin beim Literaturexpress, der im Jahr 2000 zwecks Völkerverständigung mit hundert Schriftstellern aus 43 Ländern von West- nach Osteuropa fuhr. Gut, bei Bugadzes "Literaturexpress" handelt es sich natürlich um einen Roman, der Zug fährt hier auch erst im Herbst 2008, kurz nach dem russisch-georgischen Krieg, informiert die Kritikerin, die hier einem georgischen Jungschriftsteller zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex bei der Frage folgt, ob Europa Georgien "ranlassen" wird. Allerdings muss die Rezensentin gestehen, dass Bugadzes Literaturexpress wie eine "durchgeknallte Klassenfahrt", mit viel Saufen, Knutschen und Klischees, aber leider ohne tiefergehende Debatten daherkommt. "Mäßig lustig", findet Döbler.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2016

Ähnlich wie sein rumänischer Schriftsteller-Kollege Mircea Cartarescu in "Die schönen Fremden" schickt auch der aus Georgien stammende Lasha Bugadze seine Protagonisten, eine Gruppe von Autoren, in einem Zug auf Reisen, erfahren wir von Rezensentin Ingeborg Waldinger, die jedoch nicht verrät, was sie davon hält. Die Probleme, gegen die die beiden osteuropäischen Autoren anschrieben, seien die gleichen: der Umgang mit postsowjetischen Traumata und der Kampf um internationale Anerkennung beispielsweise. Bugadze geht dabei allerdings mit wesentlich mehr Ernst und Rauheit vor, bemerkt Waldinger. Auf der Suche nach einem Thema, das sich verkauft, lande der Erzähler, einer der mitreisenden Schriftsteller, schließlich bei der Erotik, denn "sex sells", doch dabei bleibe es nicht: die Kritik am Literaturbetrieb sowie der Blick auf Ethnologische Konflikte bekämen ebenfalls ihren Platz.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.06.2016

Für ihre Übersetzung des neuen Romans von Lasha Bugadze hat Nino Haratischwili ein ausdrückliches Lob verdient, findet Rezensentin Christiane Pöhlmann. Dem Roman über 100 Schriftsteller, die auf der Suche nach dem ultimativen Erfolgsrezept im Zug quer durch Europa reisen, kann sie allerdings nicht mehr als eine "angenehme Zuglektüre" abgewinnen. Ein gewisses Potential erkennt Pöhlmann immer dann, wenn der Ich-Erzähler seinen nationalen Hintergrund durchblicken lässt, sowie in den Tagebucheinträgen der Mitreisenden, die verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen ermöglichen. Allerdings schöpft Bugadze dieses Potential kaum aus: sowohl die Thematisierung des Krieges in seiner Heimat Georgien als auch jegliche Kritik an Gesellschaft, Medien und dem Literaturbetrieb, ist oberflächlich und bleibt stets im "Wohlfühlbereich", bedauert die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.06.2016

Rezensent Volker Breidecker hatte seinen Spaß mit Lasha Bugadzes Nachvollzug einer literarischen Schienenreise durch Europa zusammen mit einem Dutzend anderer Schriftsteller aus 43 Ländern. Ob Bugadze an dem historisch verbürgten Literaturexpress tatsächlich teilgenommen hat, scheint Breidecker zweitrangig. Wie der georgische Autor das literarisch einigermaßen unspektakuläre Spektakel ins Jahr 2008 verlegt, das Jahr des kaukasischen Krieges zwischen Russland und Georgien, wie er die Reise mit einer Schreib- und einer Liebesblockade des Erzählers verknüpft und genüsslich Aversionen und Missverständnisse zwischen den mitreisenden Autorenkollegen ausbuchstabiert, hat Breidecker stellenweise gut gefallen. Leider können Bugadzes vielstimmige Erzählung nach Art einer Screwball Comedy und ihre flotte Sprache den Rezensenten nicht durchweg bei der Stange halten. Mitunter langweilt sich Breidecker etwas.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.05.2016

Komisch kann Tilmann Spreckelsen diesen Roman des georgischen Autors Lasha Bugadze nicht finden, dafür erscheint er ihm viel zu bitter, mitunter sogar gallig. In Anlehnung an eigene Erlebnisse erzählt Bugadze von einer Autorenreise, für die eine Gruppe von Schriftstellern auf Zugfahrt durch Europa schickt. Sein Protagonist Zaza begegnet den anderen Reisenden erst voller Hochachtung, dann mit Zweifeln und Ressentiment. Das Abgründige erkennt Spreckelsen darin, dass der Autor einen höchst unzuverlässigen Protagonisten aus dem Inneren des Literaturbetriebs erzählten lässt.
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