Jose Saramago

Eine Zeit ohne Tod

Roman
Cover: Eine Zeit ohne Tod
Rowohlt Verlag, Reinbek 2007
ISBN 9783498063894
Gebunden, 253 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Marianne Gareis. Es ist der 1. Januar in einem nicht näher bezeichneten Land. Etwas, wofür es kein Beispiel in der Geschichte gibt, geschieht: An diesem Tag stirbt niemand. Und auch am folgenden Tag nicht, und am darauffolgenden. Selbst die Königinmutter, bei der es aussah, als würde sie den Jahreswechsel nicht mehr erleben, verharrt im Sterben. Der Tod streikt, so eine Reporterin. Die Regierung scheint entschlossen, den sich anbahnenden demografischen Problemen die Stirn zu bieten; die katholische Kirche ist in ihren Grundfesten erschüttert, denn ohne Tod keine Auferstehung. Die Gesellschaft spaltet sich: einerseits die Hoffnung, ewig zu leben, andererseits der Schrecken, nie zu sterben. Eines Tages findet der Direktor des nationalen Fernsehens einen Brief auf dem Tisch (der Umschlag ist violett, offenbar von einer Frau beschriftet), von dessen Inhalt er umgehend den Ministerpräsidenten in Kenntnis setzt... Saramago führt seine in "Die Stadt der Blinden" begonnenen Experimente mit philosophisch-sozialen Fragen fort.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.11.2007

Angesichts dieses Romans des portugiesischen Autors Jose Saramago ist Hans-Peter Kunisch hin und her gerissen. Lässt ihn der erste Satz auf ein "Meisterwerk" hoffen, wird er vom Folgenden erstmal gründlich enttäuscht. Es geht um den erstaunlichen Umstand, dass in einem ganzen Land plötzlich nicht mehr gestorben wird, was die Menschen und die Politik durcheinander bringt. Für den Rezensenten ist die ganze Geschichte viel zu konstruiert, und ihn nervt zudem, dass der Autor immer alles erklären will. Dadurch wird der durchaus originelle Plot ermüdend, moniert Kunisch, dem besonders die politischen Ausführungen Saramagos ziemlich belanglos vorkommen. Dann aber tritt der Tod in Gestalt einer verführerischen Dame auf, die Sterbepause des Landes findet eine überraschende Erklärung und damit gerät der Roman zur Freude des Rezensenten wieder in flotteres Fahrwasser. Und der Schluss des Buches schwingt sich dann für den freudig überraschten Kunisch sogar wieder zu der Höhe auf, die ihn am Anfang überzeugt hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2007

Dieser Roman des portugiesischen Nobelpreisträgers hat Rezensentin Anja Hirsch rundum Vergnügen bereitet. Sie freut sich an der "kühnen Idee", mit der Saramago anhebt, und an den Variationen, durch die er sein "Gedankenexperiment" dann schickt. Dabei attestiert sie dem Autor "Fabulierlust" und eine souveräne Naivität, mit der er an die archaische Angst vor dem Tode rührt. Die Freude der Rezensentin an den narrativen Verwicklungen wird in ihrer Besprechung außerdem grundiert von ihrem Respekt für dieses saramago-typische "Reflexionsstück" über totalitäre Bürokratien und "falsch verstandene Demokratien" (was immer das sein soll). Saramagos kluges Spiel mit der Erzählperspektive hat Hirsch ebenso überzeugt wie seine souveräne Darstellung von Macht und Ohnmacht des Todes als personifizierte 'dame tod'. Ein "literarischer Totentanz", urteilt sie, der den Leser mahnt, sich mehr mit dem Tod zu beschäftigen.
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