Jonathan Lear

Radikale Hoffnung

Ethik im Angesicht kultureller Zerstörung
Cover: Radikale Hoffnung
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518587591
Gebunden, 235 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Jens Pier. Kurz vor seinem Tod erzählte Plenty Coups, der letzte große Häuptling der Crow, seine Geschichte - bis zu einem gewissen Punkt: "Als die Büffelherden verschwanden, fielen die Herzen meiner Leute zu Boden und sie konnten sie nicht mehr aufheben. Danach ist nichts mehr geschehen." Diese verstörende Äußerung über ein Volk, das vor dem Ende seiner Lebensweise steht, ist Ausgangspunkt für Jonathan Lears bewegende philosophische Untersuchung. Ihm zufolge wirft die Geschichte von Plenty Coups eine tiefgreifende ethische Frage auf, die uns alle angeht: Wie sollen wir mit der Möglichkeit umgehen, dass unsere eigene Kultur zusammenbrechen könnte, wie mit dieser Verwundbarkeit leben? Ist es sinnvoll, sich einer solchen Herausforderung mutig zu stellen?Auf Grundlage der Anthropologie und Geschichte der nordamerikanischen Ureinwohner und mittels Philosophie und psychoanalytischer Theorie erforscht Lear die Geschichte der Crow im Angesicht der kulturellen Zerstörung. Sein Buch ist eine tiefschürfende und höchst originelle philosophische Studie über eine eigentümliche Verletzlichkeit, die den Kern der conditio humana betrifft.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.11.2020

Das richtige Buch zur richtigen Zeit, findet Rezensent Carsten Hueck. Der amerikanische Philosoph Jonathan Lear erzählt am Beispiel der Crow-Indianer, wie eine Kultur untergeht, wie man sich an sie erinnert und wie man angesichts des Verlusts der eigenen kulturellen Identität dennoch die Hoffnung - radikale Hoffnung, nennt Lear das - bewahrt, so Hueck. Er fand das im Original bereits 2006 erschienene Buch nicht nur sehr gut lesbar, sondern auch sehr aktuell. Denn was Lear am Beispiel der Crow erzählt, könnte uns auch bald blühen, fürchtet der Rezensent. Und zum Teil ist es ja auch schon geschehen: Hueck hat beim Lesen immer wieder die untergegangene DDR oder arbeitslose Kumpel vor Augen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.09.2020

Rezensent Eberhard Rathgeb nennt das Buch des Philosophen Jonathan Lear ein Gedankenexperiment. Er erklärt, was den Autor zu seiner "Ethik im Angesicht kultureller Zerstörung" bewogen hat. Ausgehend von einem Vortrag über das Ende des Nomadenstammes der Crow und das Schicksal seines Häuptlings Plenty Coups kreist Lear um die Frage, was es beudetet, sich selbst nicht mehr zu verstehen, weil die eigene traditionelle Lebensweise und die eigenen Begriffe verschwinden. Rathgeb rät, das Buch langsam und aufmerksam zu lesen, um seine Einzigartigkeit zu verstehen. Wie Lear den Bogen schlägt zu "unserer Kultur" und zu einer "säkularen Transzendenz", die Hoffnung gibt, findet der Rezensent lesenswert.

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