Jonas Lüscher

Frühling der Barbaren

Novelle
Cover: Frühling der Barbaren
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406646942
Gebunden, 125 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Der Protagonist dieser Debütnovelle von Jonas Lüscher, der Schweizer Fabrikerbe Preising, wird auf einer Geschäftsreise in einem gehobenen tunesischen Oasenresort Zeuge aufwendiger Hochzeitsvorbereitungen. Reiche junge Engländer aus der Londoner Finanzwelt haben Freunde und Familie für ein großes Fest um sich versammelt und feiern schon im Voraus ausschweifend, als sich die wirtschaftlichen Krisensignale zur Katastrophe verdichten: Das britische Pfund stürzt ab, kurz danach ist England bankrott, mit unabsehbaren Folgen, die auch Tunesien nicht unberührt lassen. Preising, als Schweizer zwar von den schlimmsten Folgen ausgenommen, muss miterleben, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, und lernt seine ganz eigene Lektion in Globalisierung, denn seine Firma lässt in Tunesien fertigen. Auch Preising bleibt nicht ungeschoren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.07.2013

Ijoma Mangold hat so seine Zweifel, was die allgegenwärtigen Rufe nach einer realistischen, politischen und aktuellen Literatur angeht, die nach Möglichkeit die relevanten Themen der Gegenwart verwursten soll, weil es uns nach "existenzieller Dringlichkeit" dürstet. Macht es aber Sinn, der Literatur "die Hochtaktigkeit unserer Liveticker-Welt" abzuverlangen?, fragt sich der Rezensent. Jonas Lüschers Novelle "Frühling der Barbaren" ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Gegenwartsbezüge wenigstens kein Hindernis sein müssen, findet Mangold. Darin erzählt seine Figur Preising einem Ich-Erzähler die Geschichte einer Hochzeitsgesellschaft, die sich in einem Luxusresort in der tunesischen Wüste austobt, als im heimatlichen England das Pfund abstürzt und sich die Reichen plötzlich zahlungsunfähig wiederfinden. Mangold ist so beigeistert von Lüschers Sprache, dass er den Autor auch ohne die politische Relevanz seines Buches als "die große Entdeckung in diesem Jahr" gefeiert hätte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.06.2013

Interessant an diesem "gelungenen" Debüt scheint Sandra Kegel nicht zuletzt der Umstand zu sein, dass der von Richard Rorty beeinflusste Autor seine Erzählung zum Bestandteil seiner Promotion gemacht hat, in der es um soziale Probleme in der Literatur geht. Jonas Lüschers Novelle spielt die in die Hybris des Kapitalismus laut Kegel zwar altmodisch, doch für die Rezensentin auch wunderbar beiläufig in grotesken Szenen zwischen London und Nordafrika durch. Die wohl oder übel in die Barbarei führende Geschichte findet Kegel klug konstruiert.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.06.2013

Jonas Lüschers Debüt "Frühling der Barbaren" hat Ina Hartwig sichtlich beeindruckt. Die Novelle um eine ausschweifende Yuppie-Hochzeitsfeier in einem oasenhaften Wellness- und Luxushotel, die außer Kontrolle gerät und in einem Massaker mündet, als bekannt wird, dass England bankrott ist, verdichtet in ihren Augen eine Reihe von Themen wie Finanzkrise, die vermeintliche Neutralität der Schweiz und den arabischen Frühling zu einer Parabel über das allzu dünne Decke der Zivilisation. Neben splapstikhaften Momenten findet sie in dem Buch immer wieder sehr berührende. Der Erzählrahmen - ein Schweizer Firmenbesitzer befindet sich in einer psychiatrischen Klinik und erzählt von den Vorgängen im Hotel - erinnert sie an Thomas Bernhard. Das Fazit der Rezensentin: ein gelungenes, nachdenkliches Lehrstück.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.03.2013

Rezensent Martin Halter findet es durchaus spannend, die Finanzkrise literarisch erklärt zu bekommen. Mit einem "wachen Blick für die Absurditäten der Globalisierung" erzähle Jonas Lüscher in seinem Debütroman "Frühling der Barbaren" von einem Unternehmenserben, der auf einer Geschäftsreise in Tunesien auf eine ausgelassene Hochzeitsgesellschaft stößt. Die Völlerei nimmt ein plötzliches Ende, als der britische Crash alle Geldflüsse stoppt. Die feine Gesellschaft zerstört daraufhin aus blanker Wut ihr Luxushotel. Das ganze ist einigermaßen surreal und manchmal auch klischeehaft, meint der Rezensent, den das aber nicht stört, denn surreal sei auch die beschriebene Situation. Nur die "altfränkisch verschnörkelte" Sprache, mit der sich der Erzähler von den "Barbaren" abheben will, gefällt ihm nicht. Alles in allem hat Halter diese Novelle aber doch gern gelesen.