Jonas Eika

Nach der Sonne

Erzählungen
Cover: Nach der Sonne
Hanser Berlin, Berlin 2020
ISBN 9783446267824
Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein. Ein IT-Berater stellt fest, dass die Bank, für die er arbeitet, mitten in Kopenhagen in einem Krater versunken ist. Ein Ehepaar lässt sich in der Wüste Nevadas nieder, wo die Menschen auf das Erscheinen von Außerirdischen warten. Eine Obdachlose findet in den grauen Trümmern Londons ein Zuhause und verliert es wieder. Und unter dem knallblauen Himmel Cancuns tragen scheinbar gefügige Beach Boys den reichen Urlaubern die Sonnenschirme hinterher. Fünf sinnliche, geheimnisvolle Erzählungen über dunkles Begehren und kapitalistische Ausbeutung, über Liebe, Hoffnung und Solidarität in einer unsicheren, technologisch flirrenden Welt, in der Körper, Himmel und Licht die einzigen Konstanten sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.10.2020

Rezensent Kevin Hanschke bemerkt das Fluide in den Erzählungen des Dänen Jonas Eika. Junge Strandverkäufer in Mexiko, die ihren Körper anbieten, IT-Berater, die sich im Untergrundhandel verlieren, Esoteriker in der Wüste Nevadas, die den Kontakt mit Aliens suchen - für Hanschke kreisen die Texte um unsere nomadische Arbeits- und Lebenswelt, um Surrogate für unsere Träume, um Sex, Identität und Religion. Dass der Autor in Dänemark zu den wichtigsten Stimmen seiner Generation zählt, scheint Hanschke plausibel. Die fünf Erzählungen überzeugen ihn durch ihre poetische Sprache, Fantastik und ihren realistischen Kern.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2020

Rezensent Stefan Hochgesand fühlt sich wie auf einem Heroin-Trip am Strand bei der Lektüre der Short Stories des dänischen Autors Jonas Eika. "Böser" noch als E.T.A Hoffmann oder Clemens J. Setz führt ihn Eika auf's literarische Glatteis, wenn er ihm mit allerhand Science-Fiction-Elementen von Banken, die in Kratern verschwinden, Männern, die zu Sendemasten mutieren oder Poolboys, die Analsex mit Sonnenschirmstangen haben, erzählt. Ein "verstörendes" Buch, mit viel Kapitalismuskritik, noch mehr Homoerotik - und unbedingt lesenswert, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.10.2020

Rezensentin Lara Sielmann entdeckt in den Geschichten von Jonas Eika ungewohnte Lebensrealitäten. Die an realexistenten Orten beginnenden Texte erzählen Sielmann zunächst von nachvollziehbaren Schicksalen und Alltagserlebnissen, von Liebesbedürftigkeit und Sexualität in London, Cancun oder Rachel. Doch dann webt der Autor "neue Parameter" in die Geschichten ein, und unversehens sieht sich die Rezensentin mit Ufologinnen oder der Unterwanderung von gesellschaftlichen Konventionen konfrontiert. Dass nicht alles erklärt und aufgelöst wird in den Texten, versteht Sielmann als Bereicherung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.09.2020

Rezensentin Juliane Liebert scheint fasziniert von Jonas Eikas Erzählband, in dem es vordergründig um die Ausbeutungswirtschaft in einem mexikanischen Beach Club geht, auf einer anderen Ebene aber um kosmische Sexualität und "Mensch-Garnele-Chimären" im Meer. Eikas "flirrender Realismus" hat es Liebert angetan. Beim Lesen ist ihr, als würde sie "einem fremdartigen, transparenten Organismus beim Atmen zuschauen". Der thematisierten Entgrenzung des Subjekts entspricht laut Liebert Eikas "virtuos zerfließende" Sprache. Dass die Beschreibungen des Fremdartigen im Text dennoch von klinischer Präzision sind, ist für Liebert eins der Wunder dieser Geschichten, die Ursel Allenstein laut Rezensentin in eine sie wunschlos glücklich machende deutsche Fassung gebracht hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2020

Von zwei der vorgelegten Novellen ist Sophie Wennerscheid offenbar besonders fasziniert, jedenfalls beschreibt sie uns die Szenerie, die Figuren und das dort jeweils ins Utopisch-Dystopische hinüber gleitende Geschehen. Sie ist beeindruckt von Härte und Poesie der Sprache, der sie einen "metallischen Klang" attestiert und für die sie gleich zwei biblische Vorbilder findet: den Johannes der Offenbarung und den Apostel Paulus in seinen Briefen. "Sprachmächtig" also, so befindet die Kritikerin und bescheinigt dem Autor eine Tendenz zu einer stark sinnlichen, beinahe brutalen Ästhetik. Dieses Erzählen, so versichert uns Sophie Wennerscheid, zeigt im Gestus des Über-die-Grenzen-Gehens eine radikale gesellschaftliche Botschaft an, ohne ein im üblichen Sinne politisches Buch zu sein.
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