John Eliot Gardiner

Bach

Musik für die Himmelsburg
Cover: Bach
Carl Hanser Verlag, München 2016
ISBN 9783446246195
Gebunden, 760 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Richard Barth. Mit Johann Sebastian Bach ist John Eliot Gardiner seit seiner Kindheit verbunden: Auf dem Weg ins Kinderzimmer begleitete ihn von einem Bild herab stets der strenge Blick des Thomaskantors. Heute ist Gardiner der bedeutendste Bach-Interpret unserer Zeit, kaum einer hat sich mit solcher Leidenschaft und solchem Kenntnisreichtum mit dem großen Komponisten beschäftigt. Nun legt der weltberühmte Dirigent ein Porträt des Komponisten und Menschen Bach vor einem großen Panorama der damaligen Zeit vor. Bachs Musik kommt aus einer Welt großer Ängste und großer Hoffnungen - Erfahrungen, die auch einem heutigen Hörer nicht fremd sind. Gardiner gelingt es auf einzigartige Weise, Bachs Welt des Barock mit unserer Gegenwart zu verbinden.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.11.2016

Elmar Krekeler bekommt mit John Eliot Gardiners Buch weniger eine Biografie als ein luzides Werkporträt zu Bach. Eher kursorisch wird laut Krekeler Bachs Leben abgehandelt, auch wenn Gardiner über den Dreißigjährigen Krieg oder über den Kartoffelmangel schreibt. Bachs ärmliche Lebensumstände kommen für den Rezensenten plastisch genug rüber, und manche Anekdote liest er gern. Der Kern des Buches aber ist für den Rezensenten Gardiners Beschäftigung mit Bachs Figuralmusik, die Suche nach der großen Persönlichkeit Bachs in den textgebundenen Kompositionen, seiner Trauer, seiner Freude, seinem Zorn. Dass der Autor zu diesem Zweck den barocken Werkbegriff in die Moderne ausdehnen muss, entgeht dem Rezensenten nicht. Doch auch wenn Gardiner den Beweis, dass sich mittels des eingehenden Blicks auf Bachs gebundene Musik dessen Wesen erkennen lässt, letztlich schuldig bleiben muss, erhält Krekeler "en passant" doch Hinweise darauf, wie sich Bach zu seiner Größe entwickeln konnte. Am Ende war es das Reiben zwischen Tradition und Zukunft, Mensch und Gott, mutmaßt der Rezensent. Das Buch scheint ihm ein Musikerbuch zu sein, nicht eben spielerisch oder allzu gut erzählt, doch mit ein bisschen musikalischer Vorbildung durchaus zu genießen, meint er. Dem Menschen Bach ist Krekeler jedenfalls ein bisschen nähergekommen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2016

Rezensent Michael Stallknecht hat John Eliot Gardiners von Richard Barth glänzend übersetzte Bach-Biografie mit Gewinn gelesen. Der Dirigent erzählt ihm nicht nur eindringlich von seiner eigenen Auseinandersetzung mit Bach, sondern vermag auch trotz spärlicher Quellenlage den Menschen hinter der Musik kenntlich zu machen, lobt der Kritiker. So liest er, wie misstrauisch, jähzornig und stur der Komponist war, und wie weit dessen Persönlichkeit sein Werk beeinflusste. Dass Gardiner dabei gelegentlich spekulieren muss - die Quellenlage ist dünn -, stört den Rezensenten nicht. Insbesondere bewundert Stallknecht die großzügigen Betrachtungen zu einzelnen Werken, die sich zwar auf Bachs Vokalwerk beschränken, die bis heute ungebrochene Wirkung der Musik aber überzeugend erklären. Wie Gardiner, der primär als Musikerfahrender schreibt, geschickt Kunsttheoretisches von Walter Benjamin, T. S. Eliot oder George Steiner einbindet, findet der Kritiker grandios.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2016

Eleonore Büning lobt die Übersetzung von John Eliot Gardiners Bach-Buch, weil diese dicht an der lockeren Diktion des eloquenten Autors bleibt. Dass Gardiner hier offenbar als Stardirigent schreibt, notiert Büning auch und erklärt zugleich, es handele sich nicht um eine leicht konsumierbare Biografie. Stattdessen liefert ihr der Autor zwar Einblicke in Bachs Leben samt Zeittafel und Register, aber durchaus nicht lückenlos und schon gar nicht mit der Absicht, das Bachbild zu korrigieren. Worum es dem Autor vor allem geht, wird Büning bald klar: Die großen Chorwerke, Kantaten, Messen und Passionen haben es ihm angetan. Und hier wird Gardiner ganz klar und subjektiv, ja flammend, stellt Büning fest, kenntnisreich und scharfsinnig. Wer dazu noch Gardiner Bach dirigieren hört, sollte eigentlich im Musik-Himmel sein, meint die Rezensentin.
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