John Banville

Singularitäten

Roman
Cover: Singularitäten
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2023
ISBN 9783462003529
Gebunden, 432 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Christa Schuenke. Felix Mordaunt, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde, fährt am Haus seiner Kindheit vor. Doch weder das schicke Auto noch der Name, mit dem er sich vorstellt, gehören wirklich ihm. In dem zugigen alten Gutshaus lebt eine neue Familie: die Godleys, Nachkommen des verstorbenen weltberühmten Wissenschaftlers Adam Godley, dessen Existenztheorie das Universum ins Chaos stürzte. Felix muss sich nun mit der eigenwilligen Familie Godley und deren nervösen Haushälterin auseinandersetzen. Ein ungeheuerlicher Vorwurf steht im Raum: War der verstorbene Adam Godley wirklich der Urheber der Existenztheorie, oder war er ein Betrüger?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.12.2023

Sein "bislang gewagtestes Erzählexperiment" nennt Rezensent Nico Bleutge John Banvilles neuen Roman "Singularitäten", indem der Autor Figuren, Motive, Theorien und Themen aus früheren Werken wieder aufgreift und zusammenführt. Diese Verknüpfung von Elementen aus verschiedenen literarischen Welten erscheint dem Kritiker logisch. Denn "Singularitäten" ist sozusagen die literarische Bearbeitung oder, wie Bleutge es ausdrückt, die "in Erfahrung überführte" Theorie eines fiktiven Mathematikers: Laut diesem existieren viele unterschiedliche, sich teils überlappende Universen nebeneinander, mit jeweils eigener Zeitlichkeit. Ein klassisches lineares Erzählen scheint Banville nicht die angemessene Weise, um aus diesen Welten und Zeiten zu erzählen. Stattdessen springt er zwischen Zeiten, Realitäten, Erzählsituationen - wobei drei zentrale Themen dieses Gewirr aus Erzählfäden zusammenhalten: Fiktion und Realität, die Beschaffenheit der Zeit, und: Identität. Ob dieses Experiment für ihn gelingt, verrät Bleutge nur indirekt, etwa wenn er Banvilles erzählerische Kniffe lobt oder den Text mit jener "unmelodischen Melodie" vergleicht, die am Ende des Romans auftaucht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2023

Ein großes Fest ist die Lektüre von John Banville mal wieder für Rezensent Hubert Spiegel: Dieser neue Roman zeigt ihm die Macht der Illusionen im Zusammenspiel von Schein und Sein und bedient sich mit "erzählerischen Tentakeln" am Personal seiner Vorgänger-Romane. Ein früherer Mörder spielt ebenso eine Rolle wie ein verstorbener Wissenschaftler, bei dem nicht ganz klar ist, ob seine Befunde wirklich von ihm aufgestellt worden sind, der Frage soll sich ein Biograf widmen, der bestimmt nicht zufällig die Initialen des Autors trägt, vermutet Spiegel. In allen literarischen Verknüpfungen und seiner Komplexität spannend und schillernd, schließt der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.11.2023

Einen "Remix von Banvilles größten Hits" liest Rezensentin Sigrid Löffler im neuesten Roman des Iren: Das Personal und auch die Themen kennt sie schon aus seinen früheren Büchern, allen voran einen Mörder, der unter falschem Namen in einem Landhaus herumschnüffelt. Vor allem, so Löffler, geht es aber um die "Unzuverlässigkeit der Wirklichkeit", die immer wieder von der Literatur überprüft werden muss. Dadurch ist dieses Buch nicht nur Mysterienspiel, sondern auch politischer Kommentar, schließt die Kritikerin.