Johannes Franzen

Indiskrete Fiktionen

Theorie und Praxis des Schlüsselromans 1960-2015
Cover: Indiskrete Fiktionen
Wallstein Verlag, Göttingen 2018
ISBN 9783835332171
Gebunden, 456 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Eine Theorie des Schlüsselromans als ästhetisch und moralisch fragwürdige Gattung sowie ein Sittengemälde des Feuilletons der Gegenwart. Der Schlüsselroman ist eine zwielichtige Gattung. Hinter seinen scheinbar fiktiven Figuren lassen sich reale Personen erkennen, die mit suggestiven Strategien bloßgestellt werden. Der Verfasser eines Schlüsselromans nutzt den Roman als Waffe in persönlichen und politischen Konflikten. Dieses Potential hat dem Schlüsselroman den Ruf ästhetischer wie moralischer Minderwertigkeit eingehandelt; die Vorwürfe lauten: Boulevard, Meinungsjournalismus oder pseudokünstlerische Indiskretion. Wo ein Konzept so heftige Irritationen auslöst, liegt es nahe, nach den Gründen für diese Irritationen zu fragen. Anhand zahlreicher Beispiele von Schlüsselromanereignissen seit den 1960er Jahren untersucht Johannes Franzen fiktions- und gattungstheoretische Probleme und widmet sich den ethischen Fragen, die die Verarbeitung realer Menschen in literarischen Texten aufwerfen. Es werden bekannte Skandale - Thomas Bernhards "Holzfällen", Martin Walsers "Tod eines Kritikers" oder Maxim Billers "Esra" - einer erzählerischen Analyse unterzogen, aber auch Fälle aus der Peripherie des Literarischen wie Klaus Rainer Röhls "Die Genossin" und Helmut Karaseks "Das Magazin".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2018

Oliver Jungen ist dem Literaturwissenschaftler Johannes Franzen dankbar dafür, mit dem Schlüsselroman eine so anrüchige wie faszinierende Gattung analysiert zu haben. Mit Bedacht abwägend, so Jungen, zeichnet der Autor ein umfassendes Gesamtbild, bietet eine Gattungsdefinition, Detailanalysen zu Wertungen, Opfer-Topoi und Verteidigung der Gattung sowie eine Vielzahl von Beispielen von Biller bis Walser. Über juristische Fragen lässt sich der Autor laut Jungen allerdings nicht aus, dafür aber etwas zu sehr über die Dichotomie von Fiktionalität und Faktualität, wie er findet. Wie sehr der bloße Verdacht die Rezeption im Fall des Schlüsselromans beeinflusst, erklärt Franzen dem Rezensenten auch.
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