Johann Peter Hebel

Der Schuster Flink

Unbekannte Geschichten
Cover: Der Schuster Flink
Wallstein Verlag, Göttingen 2008
ISBN 9783835302785
Gebunden, 90 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Das Erzählwerk Johann Peter Hebels ist schmal und kanonisch und neue Texte sind seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kaum bekannt geworden. In zwei Zeitschriften aus diesem Halbjahrhundert hat Heinz Härtl nun bisher unbekannte und unerkannte Geschichten des großen Erzählers gefunden, dazu Texte, die, wenn nicht von ihm, so doch zweifellos aus seinem Umkreis stammen oder neue Versionen bereits bekannter bieten. Die rund zwanzig Geschichten werden in dieser Edition unter Beibehaltung der zeitgenössischen Orthographie und Zeichensetzung gedruckt. Das Nachwort des Herausgebers erläutert Kontexte und Besonderheiten der Geschichten, insbesondere ihren Zusammenhang mit den Publikationsorganen, in denen sie gefunden wurden. Daniel Kehlmann steuert eine Einführung in Leben und Werk Hebels bei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2008

Rezensent Burkhard Müller ist nicht überzeugt. Er hat Mühe, sich vorzustellen, dass die von Heinz Härtl herausgegebenen Geschichten tatsächlich Johann Peter Hebel zuzurechnen sind - auch wenn nicht nur der Herausgeber, sondern auch der Vorwortschreiber Daniel Kehlmann sich relativ sicher zu sein scheinen. Doch ihrer "Domino-Theorie der Zuschreibungen" will sich der Rezensent nicht so einfach anschließen. Müllers Einschätzung nach sind die Geschichten zu simpel und moralistisch, um aus Hebels Feder zu stammen. Er vermeidet eine "sprachorientierte Stilkritik", einfach, weil diesbezügliche Feinheiten für Nachgeborene sowieso schwer nur zu erkennen sind. Stattdessen konzentriert Müller sich auf Inhaltliches und kommt zu dem Ergebnis, dass die Geschichten Hebels "Geist widersprechen", denn "an die Stelle von Hebels kalkulierter Einfalt" tritt seiner Meinung nach oft "das schlechthin Simple".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.07.2008

Über die Textsammlung "Der Schuster Flick" hat sich der Rezensent Yaak Karsunke geärgert. "Marktschreierisch" nennt er das Vorwort von Daniel Kehlmann, in dem neue Texte des 1826 verstorbenen Verfassers in Form eines "Blitzschlages" angekündigt werden, erweise sich als Farce. Lediglich acht Seiten seien tatsächlich als unbekannt anzusehen, behauptet der Rezensent, für den Rest der minder spannenden Lektüre werde die Autorenschaft Hebels bloß vermutet. Als "fahrlässig" und spekulativ beurteilt er die vom Herausgeber formulierte Art der Zuschreibung: wenn sie nicht von Hebel selbst stammten, dann doch aus seinem Kontext. Der Rezensent schließt mit der Empfehlung, statt zur vorliegenden Ausgabe zum guten alten "Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes" zu greifen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2008

Christoph König erfreut sich am Band mit neu entdeckten Geschichten von Johann Peter Hebel, der sich mit seinen zwischen 1803 und 1811 entstandenen Kalendergeschichten einen bis heute fortwirkenden Namen gemacht hat. Der vorliegende Band versammelt nun über 20 bislang unbekannte Anekdoten Hebels, die Heinrich Härtl im "Provinzial-Blatt der Badischen Markgravschaft" von 1805 und im "Preußischen Volksfreund" von 1842 gefunden hat, berichtet der Rezensent. Die Gattung der Anekdote versteht König, Literaturwissenschaftler an der Universität Osnabrück, als "immanenten Einspruch" mit den Mitteln der subtilen Pointe und des leisen Humors. In seiner nicht ganz leicht zu folgenden Darlegung erklärt der Rezensent, wie sich bei Hebel die stets am Schluss der Anekdoten stehende Moral mit dem "Interesse" der Protagonisten kreuzt und so ihre fruchtbare Wirkung erzielt. Dieser Anmerkung schickt König noch die Einsicht hinterher, dass sich in der Hebelschen Anekdote das "Muster einer Kunstlebensform" verbirgt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2008

Ist das überhaupt Hebel? Schön wär's, meint Manfred Koch, denn zu den Bewunderern des alemannischen Mundartdichters Johann Peter Hebel gehörten seinen Informationen zufolge Jean Paul, Goethe, Tolstoi und auch Walter Benjamin. Doch nur zwei der in "Schuster Flink" versammelten fünfundzwanzig Texte stammen sicher von Hebel, wie Koch den Herausgeber der kritischen Hebel-Ausgabe Adrian Braunbehrenes zitiert. Absolut unverständlich findet der Rezensent die Leichtigkeit, mit der Herausgeber Heinz Härtl zwanzig 1805 anonym publizierte Texte Hebel zuschreibt. Härtls Argument "Wer, wenn nicht Hebel?" findet der erboste Koch philologisch allzu unbedarft, und die meisten Texte darüber hinaus "schlicht belanglos". Über Daniel Kehlmanns Vorwort verliert der Rezensent dann gar kein Wort mehr.

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