Jörg Später

Vansittart

Britische Debatten über Deutsche und Nazis 1902-1945
Cover: Vansittart
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892446927
Gebunden, 495 Seiten, 40,00 EUR

Klappentext

Lord Vansittart war der Stichwortgeber antideutscher Ressentiments in England während des zweiten Weltkriegs. Der ehemalige Chefdiplomat des Foreign Office, Lord Robert Vansittart (1881 - 1956), geistert als britisches Pendant zu Henry J. Morgenthau und als Symbol für antideutsche Ressentiments durch deutsche Geschichtsbücher. Mit seiner eine halbe Million Mal verkauften Broschüre Black Record hatte er während des Zweiten Weltkrieges nicht nur das Horrorbild eines von Neid, Selbstmitleid und Grausamkeit gekennzeichneten deutschen Volkes gemalt, sondern eine überaus heftige Debatte über die "deutsche Frage", aber auch über seine eigene extreme Deutschfeindlichkeit ausgelöst. Die Anklage einer Nation ist die paradoxe Geschichte eines Mannes, dessen Blick auf die Deutschen durch ein Ressentiment getrübt war, der aber gleichwohl gewisse Phänomene des Nationalsozialismus mit erstaunlicher Klarheit erkennen konnte. Jörg Später beschreibt die intellektuelle Aneignung der deutschen Geschichte in Großbritannien während des britisch-deutschen Antagonismus zwischen 1914 und 1945, der als "Dreißigjähriger Krieg" wahrgenommen wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.11.2003

Rezensent Benedikt Stuchtey lobt diese Studie als ausgezeichnet, bahnbrechend und perspektivenreich. Allerdings möchte er sie nicht als biografische Darstellung des wegen seiner leidenschaftlichen Anti-Deutschlandhaltung legendären britischen Diplomaten verstanden wissen, "sondern als Analyse eines Spannungsfeldes". Vansittart stellte als antideutsche Denkfigur für den Autor Jörg Später den "unbestrittenen Höhepunkt des deutsch-britischen Antagonismus dar", fasst der Rezensent einen Hauptstrang des Buches zusammen. Eindrucksvoll sieht der Rezensent in der Untersuchung dieses Antagonismus auch veranschaulicht, "welchen Mustern Feindbilder folgen, und wie weit sie ihre Schatten werfen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.11.2003

Robert Vansittart war ein hochrangiger britischer Diplomat, der während der Zeit des deutschen Nationalsozialismus zwar nur eine geringe politische, dafür aber, wie Rainer Blasius im Anschluss an die Lektüre von Jörg Späters Buch erklärt, eine umso stärkere öffentliche Wirkung hatte. Vansittart hatte nämlich während der ersten Kriegsjahre in Radiovorträgen und einer massenhaft verbreiteten Broschüre den "deutschen Charakter" und damit den Nazismus als spezifisch deutsche Sache historisch hergeleitet. Jörg Später, berichtet der Rezensent beifällig, habe der schillernden Figur ein Buch gewidmet, das sehr genau und "quellennah" die Entwicklung von Vansittarts Denken erkläre und zeitgeschichtlich einbette sowie seine oft als hasserfüllt verschrienen Thesen äußerst differenziert betrachte. So komme der Autor zu dem Ergebnis, dass Vansittart zwar ein Schuldeingeständnis Deutschlands forderte, aber nie Vertreter einer Kollektivschuldthese war. Sein Denken beruhte auf kruden Annahmen, doch er leitete daraus so richtige wie wichtige Prognosen ab.
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